Wisente, Wölfe und Przewalski-Pferde: Schulklasse aus Tschechien auf Safari in der Döberitzer Heide!
Für die deutsch-tschechische Verständigung: Am 14. Dezember besuchte eine 13. Schulklasse aus dem tschechischen Čáslav die Döberitzer Heide. Bei einer geführten Safari, die vom Team Naturschutz der Heinz Sielmann Stiftung organisiert wurde, spürten die Schüler den frei lebenden Wisenten und Przewalski-Pferden nach – bei minus neun Grad. Die Klasse hatte den Ausflug bei einem Wettbewerb gewonnen.
Den Tieren in der Döberitzer Heide macht die Kälte nichts aus. Die Schüler, die am 14. Dezember “auf Safari” durch die Döberitzer Heide fuhren, taten allerdings gut daran, sich richtig warm anzuziehen. Bei minus neun Grad, strahlend blauem Himmel und einem eisklirrenden Wind gingen sie auf einen Ausflug, der dazu angetan war, ihnen das Knochenmark in den Gliedern gefrieren zu lassen.
Die Schüler, die im Dezember die Döberitzer Heide besucht hatten, stammen aus der tschechischen Stadt Čáslav, sie besuchen hier die 13. Klasse auf einem Gymnasium. Der Tag in Sielmanns Naturlandschaft war Teil eines Wettbewerbspreises, den die Deutsche Botschaft Prag und das Goethe-Institut unter dem Stichwort “Gemeinsam in Europa” ausgeschrieben hatte. Ziel war es im Wettbewerb, die deutsch-tschechische Verständigung und den europäischen Austausch zu fördern. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs liegt der Deutschen Botschaft in Prag die Verständigung innerhalb der EU über die gemeinsamen Werte besonders am Herzen.
Verantwortlich für den tschechischen Gewinn waren übrigens die beiden Schülerinnen Daniela Šonková (18) und Karolina Guchá (18). Sie hatten einen Podcast mit dem Titel “Zwei Mädchen lösen Krisen” auf Spotify realisiert, der der Wettbewerbsjury besonders gut gefallen hatte.
Die Klasse kam nun extra nach Elstal in die Döberitzer Heide, um sich vor Ort über die verschiedenen Lebensraumtypen und die Artenvielfalt zu informieren. Hannes Petrischak, Leiter der Abteilung Naturschutz in der Heinz Sielmann Stiftung, erklärte den Schülern, wie die Stiftung mit verschiedenen Maßnahmen dafür sorgt, dass die typische Offenlandschaft des ehemaligen Truppenübungsplatzes mit den verschiedensten Biotopen erhalten bleibt.
Ein Abenteuer für die Schüler: An Bord von drei geländegängigen Safari-Fahrzeugen ging es mitten hinein in die Döberitzer Heide – auf der Suche nach Wisenten, den Przewalski-Pferden und Rotwild.
Unterwegs erzählte Hannes Petrischak etwas über die imposanten Wisente: “Hier bei uns in der Döberitzer Heide lebt Deutschlands größte Herde. Es werden bei uns auch jedes Jahr Kälber geboren. Die kann man im Juni sehen, da sind sie noch ganz klein. Bei den Wisenten leben die Mütter mit ihren Kälbern in Herden zusammen, die Bullen halten sich aber separat. Bis zur Brunftzeit. Da kommen alle Tiere für eine Zeit lang zusammen. In unserer Heide leben etwa einhundert Wisente.”
Die Tiere sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch elementar wichtig für den Erhalt der Offenlandschaft in der Heide. Hannes Petrischak: “Wisente sind ebenso wie das Rotwild sehr wichtig für den Erhalt der offenen Heidelandschaft. Nur so kann die Artenvielfalt erhalten bleiben. Über 6.000 Arten sind in der Döberitzer Heide Zuhause. Auch in den Wäldern sorgen die Tiere für eine offene Struktur. Die Sonne kann so in einem lichten Wald bis zum Boden durchdringen. Sie erwärmt den Boden und sorgt dafür, dass sich auch die kleinsten Arten wohl fühlen können. Früher, als diese Wälder noch vom Menschen unberührt waren, gab es hier auch noch Tierarten wie den Elch und den Auerochsen. Sie wurden von den Menschen ausgerottet. Sie würden sonst auch heute noch unsere Wälder mitgestalten.”
Auch das Thema Wolf war bei der spannenden Safari ein Thema. Denn der Wolf kehrt zunehmend nach Deutschland zurück. Auch in der Döberitzer Heide ist er wieder anzutreffen. Hannes Petrischak: “Mittlerweile leben die Wölfe auch wieder bei uns in der Heide. Vierzehn Tiere konnten bereits gezählt werden. Die Wölfe jagen hauptsächlich Wildschweine und Rehe. Man sieht, dass sich das Verhalten unserer Przewalski-Pferde bereits verändert hat. Sie bilden jetzt größere Gruppen, seitdem die Wölfe da sind, um sich besser verteidigen zu können.”
Bei minus neun Grad konnten die Safari-Teilnehmer auch noch ein ganz besonderes Naturphänomen bestaunen – einen Halo. Dabei handelt es sich um einen leuchtenden Ring, der sich fast wie ein Regenbogen einmal um die ganze Sonne spannt. Hannes Petrischak: “Ein Halo entsteht, wenn sich das Sonnenlicht an kleinsten Eiskristallen in der Luft bricht.”
Am Ende des Ausflugs wurden die Schüler noch zu einem besonderen Imbiss eingeladen: Gemeinsam wurde ein gebratenes Wildschwein verspeist, das direkt aus der Döberitzer Heide stammte. So aufgewärmt und gesättigt ging es für die interessierten Schüler wieder nach Hause. (Text: Sonja Schröder,cs / Fotos: Sonja Schröder, Pferde: Dr. Hannes Petrischak, Wisente: Ingolf König)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 202 (1/2023).
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