Mittagstisch für alle Senioren im Stadtbad Nauen – immer am Mittwoch!
Was für eine schöne Idee. Die Stadt Nauen bringt seine älteren Bürger einmal in der Woche zusammen – zu einem ebenso leckeren wie auch preiswerten Mittagstisch. Corona hat das gemeinsame Essen und Kennenlernen leider für ein paar Monate komplett ausgebremst. Jetzt geht es endlich wieder los. Der Startschuss erfolgte im Stadtbad Nauen. Hier darf immer am Mittwoch geschlemmt werden.
Leider ist es doch so: Viele Senioren sind ganz auf sich allein gestellt. Sie kommen zwar noch sehr gut mit ihrer alltäglich Routine zurecht. Es fehlen aber häufig die Sozialkontakte. Gegen die Einsamkeit im Alter unternimmt Nauen aber etwas.
Bereits im September 2017 hat die Stadt Nauen einen gemeinsamen Mittagstisch für Senioren ins Leben gerufen, der an verschiedenen Orten in der Ackerbürgerstadt zelebriert wurde. Ziel war es, den Senioren ein ebenso erschwingliches wie auch leckeres Mittagessen anzubieten – und zugleich Anreize zu schaffen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Corona hat diesem niederschwelligen Gemeinschaftsangebot leider für fast zwei Jahre einen Riegel vorgeschoben. Am 23. November 2022 gab die Seniorenbeauftragte der Stadt Nauen Yvonne Prochnow den erneuten Startschuss: Die Idee mit dem Mittagstisch, sie sollte neu belebt werden. Sie sagt: “Viele Senioren haben den Mittagstisch schon sehr vermisst, denn er ist zum festen Bestandteil ihres Wochenablaufs geworden.”
Der wöchentliche “neue” Mittagstisch findet im Stadtbad Nauen nun immer am Mittwoch zwischen 11:30 und 14 Uhr statt. In dieser Zeit hat sich das Stadtcafé ganz auf die hungrigen Senioren eingestellt. Am 23. November gab es für sie ein Seelachsfilet mit Bratkartoffeln, am 30. November eine Topfwurst mit Sauerkraut und Kartoffeln, am 7. Dezember eine Kartoffelsuppe mit Knacker und am 14. Dezember ein Gulasch mit Kartoffeln. Am 21. Dezember wurde das Jahr mit einer Hähnchenkeule mit Klößen und Rotkohl beendet – ab dem 11. Januar 2023 geht es nach einer kleinen Pause weiter, nämlich mit einer Bratwurst mit Kartoffelpüree und Gemüse. Die einzelnen Gerichte kosten immer zwischen sieben und zehn Euro. Im Preis ist ein Nachtisch mit inbegriffen.
Anna Schulz kümmert sich im Café vom Stadtbad Nauen um die Betreuung der Senioren. Sie kocht am Mittwoch die Mahlzeiten und ist auch im Service anzutreffen: “Es hat eine Weile gedauert, bis die Senioren mitbekommen haben, dass es nach der Corona-Pause mit dem Mittagstisch weitergeht. Die ersten zehn kommen schon wieder ganz regelmäßig. Sie legen übrigens großen Wert auf ihre festen Zeiten und auch auf ihren festen Tisch. Die Idee vom Mittagstisch kommt sehr gut an. Die Senioren kommen untereinander ins Gespräch, aber auch mit den Mitarbeitern im Café. Wir kennen unsere Stammgäste alle schon beim Namen.”
Auch wenn die Stadt Nauen das Projekt initiiert hat, bezahlen müssen am Ende die Senioren das Essen. Die Preise scheinen trotz Inflation und Teuerungsrate für die Senioren noch bezahlbar zu sein. Anna Schulz: “Vor Weihnachten wollten wir eigentlich eine Entenkeule anbieten. Das wäre aber doch zu teuer geworden. Wir wollen schon gern bei sieben bis maximal zehn Euro bleiben. Im Stadtbad möchten wir das Seniorenessen auf jeden Fall bis zum 13. Mai anbieten. Dann beginnt die Badesaison wieder. Da müssen wir schauen, ob wir das Seniorenessen am Mittwoch weiter durchziehen können.”
Alle Senioren werden gebeten, sich im Vorfeld für das Essen anzumelden – per Telefon (03321-455067), per E-Mail (post@stadtbad.nauen.de) oder persönlich vor Ort. Anna Schulz: “Meine Senioren sagen mir schon beim Gehen, ob sie in der kommenden Woche wiederkommen.”
Carsten Zieris, Geschäftsführer der DLG, die das Stadtbad betreibt, weiß: “Bei beliebten Küchenklassikern in gemütlicher Atmosphäre kommt man schnell ins Gespräch und knüpft dabei neue Kontakte.”
Am 14. Dezember nutzte Bürgermeister Manuel Meger die Gelegenheit, einmal persönlich beim Nauener Mittagstisch für Senioren vorbeizuschauen und selbst einen Teller Gulasch zu probieren: “Vor Corona waren oft 25 Senioren und mehr beim Mittagstisch. Es ist jetzt ein durchaus mühsamer Prozess, das wieder hochzufahren. Ich denke übrigens, dass unsere Senioren gerade im ländlichen Bereich noch viel besser in die Gemeinschaft integriert sind als in der Stadt. Man kennt sich eben in den Ortsteilen. Wenn Oma Inge ein paar Tage lang nicht zu sehen ist, machen sich die Nachbarn Sorgen – und fragen nach. Auf dem Dorf hält man eben noch zusammen. In der Kernstadt mag das mitunter ganz anders aussehen. Wenn die Nachbarn wegziehen, passiert es schnell, dass man plötzlich keinen mehr kennt.”
Den wiederbelebten Senioren-Mittagstisch gibt es zurzeit auch noch an jedem dritten oder vierten Donnerstag im Monat in Ribbeck in der “Alten Schule” (033237–85458), jeden dritten Donnerstag im Monat im “Landhaus Börnicke” in Börnicke (033230-51306) und jeden ersten Mittwoch im Monat im Wachower “Baggernpuhl”.
Manuel Meger: “Ich finde es toll, dass es bei uns in Nauen so ein schönes Angebot für unsere Senioren gibt. Richtig lecker ist das Essen auch. Ich hoffe, dass die Betreiber hinter den Kulissen das Projekt weiter vorantreiben, damit noch mehr Senioren zum Mittagstisch finden.”
Und es gibt ja in Nauen auch noch andere Angebote für Senioren, die nicht gleich etwas mit dem Essen zu tun haben. Manuel Meger: “Gisela Wolter aus Wachow hat einen ehrenamtlichen Besuchsdienst ins Leben gerufen, der in ganz Nauen tätig ist. Der Besuchsdienst schaut bei allein lebenden Senioren vorbei, um das Gespräch zu suchen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Das wirkt der Alterseinsamkeit auch entgegen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 202 (1/2023).
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