Großes Jubiläum: Vor 825 Jahren wurde Spandau erstmals urkundlich erwähnt!

Spandau ist sicherlich der Bezirk von Berlin, der das stärkste Ich-Gefühl in Bezug auf die eigene Identität hat. Die Spandauer sehen sich nie wirklich als Teil von Berlin, sondern fühlen sich immer noch ein wenig eigenständig. Das kommt nicht von ungefähr. Der Ort weist eine sehr lange und spannende Geschichte auf. Und die reicht nach neuesten Erkenntnissen sogar bis zu 825 Jahre weit in die Vergangenheit zurück.
Es gibt Berlin – und es gibt Spandau. Wenn man das “Mia San Mia” von München auf Berlin übertragen würde, dann würden das die Spandauer singen. Sie waren schließlich sehr lange autark und wurden erst spät in Berlin eingemeindet.
Die eigene Geschichte ist dabei noch gar nicht endgültig erforscht. So feierte Spandau 1982 das eigene 750-jährige Bestehen – und berief sich dabei auf die Verleihung der Stadtrechte. Diese Stadtrechte sollen in einer am 7. März 1232 von den Markgrafen Johann dem I. und Otto dem III. ausgestellten Urkunde vergeben worden sein. Nun, wenn man jetzt den organischen Taschenrechner im Kopf bemüht, würde Spandau ja gerade erst 790 Jahre alt sein, 791, wenn man bereits das Jahr 2023 ansetzt.
Nun bringt Spandau aber selbst gerade ein neues Jubiläum ins Gespräch. 2022 wurde auf einmal die Parole “825 Jahre Spandau” ausgegeben. Ja, wo kommt diese rechnerische Diskrepanz auf einmal her?
Tatsächlich hat man eine neue Urkunde gefunden, die im Domstiftsarchiv Brandenburg liegt. Demnach wurde bereits im Mai 1197 der Spandauer Vogt Eberhard (“Everardus advocatus in Spandowe”) als Zeuge in einer markgräflichen Schenkungsurkunde aufgeführt – und Spandau damit erstmalig urkundlich erwähnt. Aufgrund dessen wurde das Alter von Spandau neu berechnet und liegt damit – Stand Dezember 2022 – bei 825 Jahren. Das gilt auf jeden Fall so lange, bis vielleicht eine noch ältere Urkunde gefunden wird.
Passend zum neuen 825-Jahre-Jubiläum wurde in der Zitadelle Spandau im Kommandantenhaus eine Sonderausstellung ins Leben gerufen, die aber bereits schon wieder ausgelaufen ist. Hier wurde die besagte Urkunde als Faksimile gezeigt. Die Ausstellung nahm rund um die Urkunde ihre Verfasser, den Inhalt und den Spandauer Vogt als Zeugen in den Fokus und gab so einen Ausblick über die Entwicklung des mittelalterlichen Spandaus.
Mit etwas Verspätung kam es am 14. Dezember noch zu einer besonderen Veranstaltung vor geladenen Gästen – und zwar im Bürgersaal vom Rathaus Spandau.
Bezirksbürgermeisterin Dr. Carola Brückner: “Unser Spandau ist besonders – und wesentlich älter als unser Nachbar Berlin (auch wenn dieser das nicht gerne hört) – und diesen Anlass möchten wir würdigen. Spandau zelebriert ‘825 Jahre Spandau’. Für die Berliner und Berlinerinnen sind wir ein eigenes ‘Völkchen’ und für uns Spandauer und Spandauerinnen gilt unser Bezirk als Oase, Heimat und Zuhause. Unser Bezirk ist einzigartig, besonders und liebenswert! Wir pflegen diesen Umstand und sind stolz darauf, Spandauer und Spandauerinnen zu sein.”
Vor gut hundert geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur fasste die Bürgermeisterin zusammen: “Spandau ist Vielfalt – und manchmal auch ein wenig anders.” Und: “Wir haben die größte Altstadt in Berlin, Sascha Grammel, Florida Eis und die neue Wasserstadt.”
Eigentlich sollte die Museumsleiterin der Zitadelle Spandau – Dr. Urte Evert – einen historischen Vortrag zur Geschichte Spandaus halten. Sie fiel krankheitsbedingt aus. Kurzerhand übernahm Ina Bittroff, Vorsteherin der Spandauer Bezirksverordnetenversammlung und seit kurzem auch die neue Vorsitzende der Heimatkundlichen Vereinigung Spandau, den Staffelstab. Sie fasste die Historie Spandau kurz zusammen. Dabei gab es so einige interessante Fakten zu hören:
“Spandau hatte eine jüdische Gemeinde, die sich im hohen Mittelalter zur bedeutendsten Gemeinde zwischen Breslau und Magdeburg entwickelte. Der erste urkundliche Nachweis über die Existenz von Juden in Spandau stammt aus dem Jahre 1307.”
“Von Spandau aus verbreitete sich die Reformation in Brandenburg und Berlin. Im Jahr 1539 erhielt der damalige Herrscher Kurfürst Joachim II zum ersten Mal das Abendmahl in Form von Brot und Wein – und konvertierte zum evangelischen Glauben.”
“Spandau galt seit dem 18. Jahrhundert als Waffenschmiede Preußens. Unweit der Zitadelle befanden sich Manufakturen, später Fabriken für die Produktion von Gewehren, Geschützen und Schießpulver.”
“Im 18. und 19. Jahrhundert wuchs die Spandauer Bevölkerung. 1782 zählte Spandau 3.214 zivile Einwohner, 1784 bereits 6.690, und so ging es munter weiter. Wenn man bedenkt, dass wir heute bereits etwa 240.000 Einwohner zählen!”
“Am 1. Oktober 1920 änderte sich für Spandau so einiges. Spandau war jetzt nicht mehr Spandau im Havelland, sondern Bezirk von Groß-Berlin. Gleichzeitig wurden die Dörfer Kladow, Gatow, Pichelsdorf, Staaken und Tiefwerder sowie die Gutsbezirke Heerstraße West, Pichelswerder und Spandau-Zitadelle mit eingemeindet und Spandau zugeschlagen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 202 (1/2023).
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