Kino-Filmkritik: Black Panther: Wakanda Forever
Im Februar 2018 kam der Marvel-Film “Black Panther” ins Kino. Er war eine echte popkulturelle Revolution, gab er den “people of color” doch ihren ganz eigenen Film. Das fiktive Land Wakanda, das durch den Fund von Vibranium zu einem der reichsten Länder der Welt wird, ohne dabei seine bunte, afrikanische Tradition zu verlieren, hatte auch aufgrund seines technischen Vorsprungs einen enormen Coolness-Faktor.
Und dann wurden auch noch alle wichtigen Figuren von Schauspielern mit dunkler Hautfarbe gespielt. Das gab den Afroamerikanern in den USA ein komplett neues Selbstverständnis im Kino. Zumal es nicht aufgesetzt wirkte und die eingesetzten Schauspieler einen sensationellen Job ablieferten.
Das galt vor allem für Chadwick Boseman alias König T’Challa, der seinen “Black Panther” mit einer hohen Souveränität, einer lässigen Coolness und viel Präsenz spielte. Chadwick Boseman ist aber leider mitten in den Vorbereitungen zum Nachfolgefilm an Krebs verstorben.
“Black Panther: Wakanda Forever”, wieder von Regisseur Ryan Coogler verantwortet, musste sich also schnell eine neue Story zulegen. Dabei musste der Film den Versuch wagen, den alten “Black Panther” zu betrauern und zugleich einen Nachfolger zu inthronisieren. Das ist alles andere als einfach. Kein Wunder, dass sich “Wakanda Forever” fast drei Stunden Zeit dafür nimmt.
Konsequent beginnt der neue Film mit dem nun auch im Kino thematisierten Tod des “Black Panther”. Die Nation von Wakanda trägt Trauer und gedenkt ihres Königs. Hier sorgt der neue Kinofilm nicht nur für starke Emotionen, einprägsame Bilder und die ersten Tränchen, sondern schafft es zugleich erneut, diese fremde Welt Wakanda mit all ihren Sitten, Symbolen, Farben und Tänzen wieder lebendig zu machen. Der Zuschauer ist sofort wieder angekommen.
Und bereit, in den Konflikt des Films zu treten. Der entfaltet sich in zwei Ebenen. Die westliche Welt verlangt, nun, da der König gefallen ist, die Herausgabe des Vibraniums – aus Sicherheitsgründen. Zugleich erwacht tief im Ozean eine neue Bedrohung. Hier regiert Namor (Tenoch Huerta), der ebenfalls über Vibranium verfügt und seine Unterwasserwelt nun gegen die Menschen verteidigen muss. Die Frage ist nur: Verteidigt Namor seine Welt mit Wakanda im Schulterschluss? Oder kommt es zum Krieg mit Wakanda?
“Wakanda Forever” macht bei der Trauerbewältigung alles richtig. Auch bei der Action kracht es ordentlich. Wenn sich Unterwasserwesen und Wakanda-Krieger in epischen Kämpfen gegenseitig beharken, ist das höchst sehenswert. Vor allem dann, wenn es mehr auf gute Kampfchoreografien ankommt denn auf teure CGI-Tricks.
Der Film lebt sowieso von seinen starken Charakteren. Königin Ramonda (Angela Bassett), Shuri (Letitia Wright), M’Baku (Winston Duke), Nakia (Lupita Nyong’o) und Okoye (Danai Gurira) haben eine gewaltige Leinwandpräsenz und tolle Szenen. Namor (Tenoch Huerta) reiht sich da sehr gut ein, wirkt aber aufgrund seiner Flügel an den Knöcheln immer ein wenig – befremdlich.
Das einzige, was man dem Film vorwerfen kann, ist seine Länge: Etwas kürzer wäre mehr gewesen. Zumal das Ende ein wenig zu banal wirkt, da hätte sich das Drehbuch Besseres einfallen lassen müssen. Iron-Man-Nachfolgerin Riri Williams (Dominique Thorne) hätte man auch komplett aus dem Film streichen können. Ihre Story ist lahm und sie ist Lichtjahre davon entfernt, dem alten Iron Man das Wasser zu reichen. (CS / Bilder: Disney)
Fazit: 4 von 5 Sterne (FSK 12)
Spieldauer: 162 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=4UeDQFQVHEw
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 201 (12/2022).
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