Neu eingekleidet in Falkensee: Nach vier Jahren Pause Neustart der ASB Kleiderkammer!
Der Arbeiter Samariter Bund (ASB) unterhielt in Falkensee viele Jahre lang eine eigene Kleiderkammer. Eine große Überschwemmung nach mehreren Starkregenfällen im Jahr 2018 zerstörte allerdings den gesamten Bestand und machte die weitere Nutzung der Räume unmöglich. Anschließend verhinderte Corona den Neustart. Aber nicht für immer: Am 11. November lud der ASB zur feierlichen Eröffnung der neuen Kleiderkammer ein.
Die neue Kleiderkammer des ASB, sozusagen die Version 2.0, musste auf dem Gelände an der Ruppiner Straße in Falkensee in andere Räumlichkeiten umziehen. Nach dem großen Wasserschaden im Jahr 2018 konnte der ASB das Angebot, sich vor Ort mit gebrauchter Kleidung und anderen häuslichen Spenden einzudecken, lange Zeit nicht aufrecht erhalten. Nun hat die Kleiderkammer im Keller vom Haus 1 ein neues Zuhause gefunden.
Nimet Keskin (62) ist die Koordinatorin des ehrenamtlich arbeitenden Kleiderkammer-Teams. Sie sagt: “Die alten Räumlichkeiten waren zwar größer. Aber auch in Haus 1 haben wir viel Platz, den wir nun für uns weiter vereinnahmen werden. Wir haben in den vergangenen Monaten neues Laminat verlegt, die Wände gestrichen und viel Schutt weggeräumt. Nun haben wir ein Nähzimmer, einen Raum für die Herren- und Damenwäsche, einen Raum für Kinderkleidung, eine Küche, zwei Lagerräume und eine eigene Fahrradwerkstatt. Es muss ganz klar gesagt werden: Ohne die Hilfe von vielen freiwilligen Helfern auch von der Willkommensinitiative und ohne finanzielle Unterstützung etwa von der Partnerschaft für Demokratie hätte es noch drei Jahre länger gedauert, bis die Kleiderkammer fertiggestellt worden wäre.”
Bereits vor der offiziellen Eröffnung am 11. November hatte die Kleiderkammer bereits inoffiziell ihre Türen aufgesperrt. Frederik Luszpinski, Leiter des Mehrgenerationenhauses im ASB: “Im Rahmen des Krieges in der Ukraine haben wir die Kleiderkammer zur Verfügung gestellt, um ukrainischen Flüchtlingen eine Erstversorgung mit Kleidung zu ermöglichen. Wir freuen uns, die Kleiderkammer rechtzeitig zum Winter jetzt wieder für alle Menschen aus Falkensee und Umgebung öffnen zu können.”
Nimet Keskin: “Die Kleiderkammer ist eine wirkliche Herzensangelegenheit für mich. Es war mir sehr wichtig, sie nach dem Wasserschaden wiederzubeleben. Acht Frauen und zwei Männer sind zurzeit ehrenamtlich für das Projekt tätig. Wobei natürlich nicht alle immer gleichzeitig vor Ort sind. Wir planen, die Kleiderkammer zu den Öffnungszeiten immer mit zwei, drei Personen zu besetzen.”
Ganz wichtig ist, dass die Kleiderkammer nicht nur für Flüchtlinge aus den verschiedensten Ländern zur Verfügung steht. Nimet Keskin: “In Falkensee gibt es viele Menschen, die wirklich arm sind oder an der Armutsgrenze leben. Sie können zu uns kommen und sich in unserer Kleiderkammer versorgen. Es kann aber auch jeder andere vorbeischauen, der gern Second-Hand-Kleidung tragen möchte oder aber Materialien für ein Upcycling-Projekt sucht. Es geht in der Kleiderkammer stets auch um Nachhaltigkeit und um den Gedanken, abgelegte Kleidung nicht gleich wegzuwerfen, sondern sie auf die eine oder andere Art weiter zu verwenden. Wir richten deswegen auch eine Nähstube in der Kleiderkammer ein, um aus ausrangierten Kleidungsstücken Taschen und Kissenbezüge herzustellen. Gern möchten wir in der Kleiderkammer auch ein kleines Café als Treffpunkt etablieren.”
Das bedeutet, dass auch junge Menschen, die das erste Mal Zuhause ausziehen, sich in der Kleiderkammer umschauen können, um ihre Ausgaben im Griff zu behalten. Neben Hosen, Schuhen, Socken oder Pullovern hält die Kleiderkammer auch Geschirr, Kissen, Decken, Bettwäsche und andere Dinge bereit, die für den ganz normalen Haushalt benötigt werden. Nur mit Möbeln kann die Kleiderkammer noch nicht dienen – es fehlt an Platz, um sie unterzustellen.
Neu ist übrigens bei der Kleiderkammer 2.0, dass sie nun um eine kleine Spende bittet, sobald Kleidung ausgegeben wird. Für eine “kleine Tasche” mit Kleidung werden 2,50 Euro fällig, bei einer “mittleren Tasche” fünf Euro und bei einer “großen Tasche” zehn Euro.
Nimet Keskin: “Ich bin nun seit sieben Jahren mit dabei, die Kleiderkammer vom ASB besteht aber schon länger. Früher war alles umsonst, da haben die Besucher die Kleidung gleich säckeweise mitgenommen. Das mussten wir nun ändern, auch, damit die Besucher nur die Dinge aus den Regalen nehmen, die sie auch wirklich verwenden können.”
Die Ausgabe der Kleiderkammer hat zurzeit am Montag und am Dienstag von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
Die Kleiderannahme ist am Mittwoch zwischen 10 und 14 Uhr möglich. Gern können die Havelländer an diesem Tag ausrangierte Kleidung und andere Haushaltsgegenstände vorbeibringen und spenden – allerdings nur nach telefonischer Anmeldung. In der Vergangenheit mussten nämlich Spenden, die ohne Absprache auf dem Gelände abgestellt wurden, kostenintensiv entsorgt werden, da sie unter anderem durch Witterungseinflüsse unbrauchbar geworden waren.
Sven Steller, Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Falkensee, nutzte die Eröffnungsfeier am 11. November nicht nur, um sich selbst ein Bild von der neuen Kleiderkammer zu machen. Er brachte auch gleich erste Spenden mit: “Ich habe einen Schlafsack und verschiedene Kleidungsstücke für den Winter mitgebracht, darunter auch Handschuhe. Wenn man sieht, was zehn ehrenamtliche Helfer hier vor Ort auf die Beine gestellt haben, dann ist das ganz wunderbar. Es ist toll, dass wir so ein Angebot in Falkensee haben.” (Text/Fotos: CS)
Info: ASB Kleiderkammer, Arbeiter Samariter Bund, Ruppiner Straße 15, 14612 Falkensee, Tel.: 0159-04433507, www.asb-falkensee.de/kleiderkammer
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 201 (12/2022).
Seitenabrufe seit 12.11.2022:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige