Kino-Filmkritik: Mrs. Harris und ein Kleid von Dior
1958 schrieb der amerikanische Schriftsteller Paul Gallico seine Novelle „Ein Kleid von Dior“. Die Geschichte wurde 1982 von Peter Weck mit Inge Meysel in der Hauptrolle fürs deutsche Fernsehen verfilmt. Jetzt kommt die Geschichte auch noch einmal ins Kino. Anthony Fabian macht daraus einen positiven Feel-Good-Film, der für gute Laune sorgt und nennt ihn „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“.
Ada Harris (Lesley Manville) lebt in London. Es sind die Nachkriegszeiten. Die rührige Putzfrau hofft noch immer, dass ihr verschollener Mann aus dem Krieg nach Hause kommt. Als sie bei einer reichen Kundin ein Haute-Couture-Kleid von Dior entdeckt, wird Ada klar: So ein Kleid möchte sie auch, das wäre ihr Lebenswunsch. Aber es soll 500 Pfund kosten. So viel Geld! Als sie es endlich zusammen hat, reist sie nach Paris – und rasselt mitten in eine Modevorführung von Dior hinein. Mit ihrer hilfsbereiten und pragmatischen Art setzt sich Ada im Modehaus fest, sorgt für ordentlich Trubel und bringt ganz neue Tugenden zu Dior. Das ist der strengen Direktorin Claudine Colbert (Isabelle Huppert) alles andere als recht. Aber zum Glück sind André Fauvel (Lucas Bravo), der Buchhalter von Dior, und Natasha (Alba Baptista), ein hübsches Dior-Model, auf ihrer Seite.
Es dauert im Film keine fünf Minuten, und man fühlt mit der fleißigen, ruhigen und doch so lebenslustigen Mrs. Harris mit. Sie trotzt allen Widrigkeiten, kommt mit ihren grässlichen Putz-Kunden aus der britischen Oberschicht zurecht und gönnt sich nur selten etwas Vergnügen mit ihrer Freundin Vi Butterfield (Ellen Thomas) und dem charismatischen Archie (Jason Isaacs).
Natürlich gönnt man Mrs. Harris, dass sie sich ihren Traum von einem Kleid erfüllen kann. Ihrer Reise nach Paris steht man als Zuschauer aber skeptisch gegenüber: Das kann doch alles nur schiefgehen! Aber man ist anscheinend verdorben vom modernen Kino. Im „Mrs. Harris“-Film wendet sich ganz überraschend alles zum Guten. Die Pariser Straßenpenner rauben die britische Dame nicht aus, sondern helfen ihr. Die Mitarbeiter von Dior sind sofort auf ihrer Seite – und werfen sie nicht auf die Straße. Als dann auch noch ein geheimnisvoller Marquis de Chassagne (Lambert Wilson) auftaucht und ihr den Hof macht, scheint alles gut zu werden. Und das ist auch gar nicht schlimm.
„Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ schafft es, das Interesse des Zuschauers an Mrs. Harris immer wieder neu zu befeuern. Die Geschichte, obwohl durch die rosa Brille gefilmt, bleibt die ganze Zeit über spannend, zumal es viele Rückschläge, kleine Erfolge und unerwartete Wendungen gibt. Der Film ist dabei bis in die Nebenrollen perfekt besetzt und nimmt seine Geschichte ernst. Mal ehrlich: Es tut gut, einmal einen Kinofilm zu sehen, in dem sich die Menschen dafür entscheiden, einfach einmal etwas Gutes zu tun, sobald sie die Wahl haben.
Über allem thront das Haus Dior, das hier eine sehr publikumswirksame und sympathische Werbung bekommt. Die Kleider, die im Film gezeigt werden, sind auch echte Augenöffner und zum Niederknien. Im Abspann liest man, dass Dior tatsächlich sogar an der Umsetzung des Films beteiligt war.
Wer ein bisschen Freude, viel gute Laune und auch das eine oder andere Happy End in seinem Leben braucht, ist mit „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ bestens beraten. (CS / Bilder: Universal Pictures International Germany)
Fazit: 4 von 5 Sterne (FSK 0)
Spieldauer: 115 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=56a056rXZzE
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 104 (11/2022).
Seitenabrufe seit 7.11.2022:
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