Zum Jubiläum „200 Ausgaben“: Zu Besuch bei unserem Cartoonisten Andreas Brandt in Berlin

Viele Leser von „Unser Havelland“ machen sich bei Erscheinen einer neuen Ausgabe als erstes auf die Suche nach den drei lustigen Cartoons, die meist gleich neben den Kino-Tipps zu finden sind. Die humorvollen Quadrate stammen Monat für Monat von Andreas Brandt, der sein Atelier in Berlin-Charlottenburg hat. Passend zum Jubiläum fuhr „Unser-Havelland“-Chef Carsten Scheibe nach Berlin, um den Cartoonisten einmal persönlich kennenzulernen.
Ein Bild. Mehr braucht Andreas Brandt (58) von brandt-cartoons (www.brandt-cartoons.de) nicht, um seinen Fans ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Wenn Tiere nur allzu menschliche Züge annehmen, Kinder schmerzhafte Wahrheiten aussprechen und Männer und Frauen in den Schützengraben zwischenmenschlicher Gefühle fallen, dann hat sich Andreas Brandt wieder einen neuen Kalauer ausgedacht.
Aber wer ist dieser Zeichner eigentlich? Andreas Brandt: „Ich wurde in Friesland geboren, gleich hinterm Deich. Ich habe schon als kleines Kind immer nur gemalt und gezeichnet. Dabei war mir schnell klar, dass ich nie etwas anderes machen möchte. Deswegen habe ich tatsächlich nie einen Beruf gelernt, sondern immer darauf vertraut, dass ich einmal vom Zeichnen leben kann. Meine Eltern haben mich verflucht, mein Dorf hat über mich gelacht.“
Um Geld zu verdienen, ist Andreas Brandt Taxi gefahren, hat in einer Werbeagentur gearbeitet und fertigte Lizenzzeichnungen für die Merchandise-Verwertung von Figuren wie Micky Maus, Sandmännchen und Biene Maja an.
Ein erster Erfolg: Ein allererstes Buch mit Cartoons erschien im Semmel-Buchverlag, in dem auch die berühmten Werner-Cartoons veröffentlicht wurden.
Im Jahr 2000 zog der Zeichner nach Berlin – erst in den Wedding, dann nach Charlottenburg. Sein Atelier liegt nun ganz oben in einem Altbau. So hat er beim Zeichnen immer einen weiten Blick über die Dächer Berlins. Andreas Brandt: „In Berlin habe ich daran gearbeitet, meinen ganz eigenen Stil zu finden. Ich habe zunächst der Zeitschrift ‚LEA‘ meinen ‚Lukas‘ angeboten. Das ist ein Comicstrip über einen kleinen Jungen, der frei nach dem Motto ‚Kindermund tut Wahrheit kund‘ Dinge anspricht, die in allen Familien zu beobachten sind. Die haben den ‚Lukas‘ sofort genommen. Die ‚Freizeitwoche‘ suchte ebenfalls Cartoons. Und auf einmal waren meine Zeichnungen in vielen Gazetten und TV-Zeitungen zu finden.“
Die Spezialität von Andreas Brandt sind die quadratischen 1-Bild-Cartoons, die sich Serien wie „Neue Zeiten“, „Tierische Zeiten“, „Kids“ oder „Auf den Hund gekommen“ zuordnen lassen. Andreas Brandt: „Inzwischen habe ich etwa 3.000 quadratische Cartoons gezeichnet. In Hochzeiten sind 50 bis 60 Cartoons im Monat entstanden, aktuell zeichne ich etwa 20 Bilderwitze im Monat.“
Zuerst sind die Scherze da, die visualisiert werden sollen. Eine grobe Skizze wird zu Papier gebracht. Auf dem Lichttisch wird eine saubere Reinzeichnung angefertigt, die eingescannt und am Rechner nachbearbeitet wird. Am Bildschirm bekommen die Cartoons auch ihre Farbe.
Andreas Brandt: „Meine neuesten Cartoons poste ich in meiner Facebook-Gruppe, da bekomme ich ein erstes ehrliches Feedback. Meine Frau ist meine rechte Hand, sie achtet auch auf die Rechtschreibung und kommuniziert mit den Verlagen. Inzwischen drucken etwa 70 Zeitungen und Zeitschriften meine Cartoons, manche täglich. Ich stehe bei der Agentur Bulls unter Vertrag und kann gut von meiner Arbeit leben. ‚Unser Havelland‘ ist übrigens das einzige kostenlose Anzeigenmagazin, das meine Cartoons druckt.“
Auch Cartoonisten müssen inzwischen darauf achten, niemandemn auf die Füße zu treten. Andreas Brandt: „Ich muss deutlich mehr aufpassen, worüber ich Witze mache. Letztens wurde ein Cartoon abgelehnt, weil das Wort ‚Klugscheißer‘ darin vorkam.“ (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 200 (11/2022).
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