Mokka-Rekord für den hungernden Jemen: 5.344 Mokka-Tassen auf 42 Tischen!
5.344 Mokka-Tassen hat Ulf Hoffmeyer-Zlotnik in Vitrinen, Schubladen und Kellerkisten gesammelt. Am 18. September zeigte er sie ordentlich aufgereiht auf 42 Tischen in mehreren Straßenzügen seiner Falkenseer Nachbarschaft, um so ins “Guinness-Buch der Rekorde” zu kommen. Mit der Aktion soll im Verbund mit UNICEF auf die katastrophale Ernährungslage im Jemen hingewiesen werden. Dort wurde der Mokka ja einst “erfunden”.
Was da am Nachmittag des 18. Septembers – übrigens an einem Sonntag – in Falkensee passiert ist, das könnte den zufälligen Spaziergänger glatt zu der Vermutung animieren: “Dieser Ulf Hoffmeyer-Zlotnik, der hat ja auch nicht mehr alle Tassen im Schrank.”
Und in der Tat, es stimmte. Der leidenschaftliche Sammler von Mokka-Tassen hatte seinen in 30 Jahren zusammengetragenen Fundus aus Vitrinen, Schubladen und Kellerkisten ins Freie geräumt und sie ordentlich in Reih und Glied auf 42 Tischen ausgebreitet. Diese Tische standen in der Rathenaustraße vor dem Haus von Ulf Hoffmeyner-Zlotnik, der dem Falkenseer Seniorenbeirat vorsteht und lange Jahre den ASB geleitet hat. Die Tische fanden sich aber auch in der benachbarten Ruhrstraße und in der Spreestraße. Die dezentrale Anordnung animierte zahllose Falkenseer zu einem gemütlichen Spaziergang.
Doch wozu das Ganze? Ulf Hoffmeyer-Zlotnik: “Ich habe mich in den letzten Monaten sehr dafür engagiert, den Menschen in der Ukraine zu helfen. Aber über die Ukraine geraten mitunter andere Länder in Not in Vergessenheit. Die UN macht darauf aufmerksam, dass im Jemen zurzeit die weltgrößte humanitäre Katastrophe droht. 13 Millionen Menschen sind vom Hungertod bedroht, darunter 2,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren, die an einer akuten Mangelernährung leiden. Ich habe deswegen beschlossen, etwas zu tun, was die Aufmerksamkeit auf den Jemen lenkt.”
Und so rief Ulf Hoffmeyer-Zlotnik einen Weltrekordversuch aus – er wollte mit seiner Mokka-Tassen-Sammlung in das “Guinness-Buch der Rekorde”. Das wäre übrigens der zweite Versuch in Falkensee: Heiko Richter hatte es 2004 mit dem “größten Klassentreffen aller Zeiten” schon einmal ins Guiness-Buch geschafft.
Ulf Hoffmeyer-Zlotnik: “Aktuell gibt es einen Eintrag im Guiness-Buch, der von einer Mokka-Tassen-Sammlung in Australien berichtet, die 670 Tassen umfasst. Wobei das Guinness-Buch hier von ‘Demicups’ spricht, also von ‘halben Tassen’. Ich komme nun mit 5.344 Tassen. Damit die Redaktion meinen Rekord akzeptiert, mussten alle Tassen erfasst und mit einer Nummer versehen werden. Die Zählung musste durch seriöse Zeugen erfolgen und zusätzlich auf Video festgehalten werden.”
Die Falkenseer Dezernenten Luise Herbst und Dr. Harald Sempf übernahmen die Zählung der ersten Tische, anschließend kümmerten sich “die beiden Julias” – Julia Kaeding von der CDU und Julia Concu von den Grünen – um die Aufgabe.
Ob die Redaktion vom “Guinness-Buch der Rekorde” den neuen Rekord akzeptiert, entscheidet sich übrigens erst in ein paar Wochen. Den Menschen vor Ort war das aber gar nicht so wichtig.
Ulf Hoffmeyer-Zlotnik: “Wir wollten mit dieser ungewöhnlichen Aktion mitten in einem Wohngebiet ein friedliches Happening schaffen, das auf ungewöhnliche Art auf die aktuelle Situation im Jemen aufmerksam macht. Das ist uns gelungen. Zumal beide Themen sehr gut zusammenpassen: Der Kaffee wurde zwar in Äthiopien entdeckt, dafür aber im 16. Jahrhundert im Jemen zur Marktreife weiterentwickelt. Von der Hafenstadt Mokka aus wurde der Kaffee in die ganze Welt verschifft.”
Viele lokale Vereine, Interessengruppen und Institutionen von der Willkommensinitiative über die Bürgerinitiative Schönes Falkensee e.V. bis hin zum Kinderkuk Falkensee e.V. waren vor Ort helfend mit dabei. Auch Unicef Berlin und der deutsch-jemenitische Verein für Hilfe und Entwicklung e.V. beteiligten sich an der Aktion.
Natürlich durften die Besucher der Veranstaltung auch selbst einen kräftigen Mokka in der Tasse probieren. Sie konnten sich anschließend sogar aus dem Kaffeesatz die eigene Zukunft vorhersagen lassen.
Bürgermeister Heiko Müller war sehr angetan vom urigen Weltrekordversuch: “Das ist wirklich eine tolle Aktion. Es ist eine Sache, von der Idee zu lesen. All die vielen Tassen aber auf einmal zu sehen – das ist echt ein Ding.”
Auch Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz vom Land Brandenburg, war ebenfalls mit vor Ort: “Es ist immer wieder toll, was Falkensee alles auf die Beine stellen kann. Kein Mensch redet zurzeit über den Jemen. Der Jemen darf aber nicht in Vergessenheit geraten.”
Ulf Hoffmeyer-Zlotnik freute sich auch über die Beteiligung der Nachbarn. An einer Stelle wurden heiße Waffeln gegen eine Spende abgegeben, an einer anderen verkauften Kinder ihre ausrangierten Bücher und Spielzeug. Das Geld wurde sogleich für den Jemen gespendet. Ulf Hoffmeyer-Zlotnik: “Die Alte Schule in Nauen hatte sich im Vorfeld ebenfalls beteiligt und 20 Cent von jeder verkauften Tasse Kaffee beiseite gelegt. Nach 2.943 Tassen Kaffee kamen so noch einmal 588,60 Euro für den guten Zweck zusammen.”
82 Helfer hatten dem Veranstalter dabei geholfen, die Tassen aufzubauen. Es hat sich gelohnt, es war ein äußerst beeindruckendes Event. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 199 (10/2022).
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