Rollende Nostalgie: 2. Charity-Oldtimer-Treffen der Lions Falkensee!
Man muss nur lange genug warten, dann werden alte Dinge plötzlich wieder wertvoll und interessant. Das gilt auch für Autos – sie verwandeln sich in bestaunenswerte Oldtimer. Der “Lions Club Falkensee” lud am 3. September zu einem großen Come-together der Oldtimer auf dem Selgros-Gelände. Ein echter Wermutstropfen: Das “Porsche Junior Team” absolvierte vor Ort seinen allerletzten öffentlichen Termin – es löst sich leider auf!
Bei Selgros in Falkensee parken viele Autos. Meist sind es die Lieferwagen der Firmen, die im Markt einkaufen – für Restaurants, Büros, Schulen oder Veranstaltungen.
Am 3. September rollten aber schon früh morgens töftelnde Trabis, wuchtige amerikanische Schlachtschiffe und hochbeinige Klassiker aus den Zwanziger Jahre auf das Gelände.
Das vierrädrige Beisammensein war kein Zufall. Der “Lions Club Falkensee” hatte an diesem Tag bereits zum zweiten Mal zum “Charity-Oldtimer-Treffen Falkensee” eingeladen. Lions-Präsident Markus Wozniak-Mauersberger: “Wir haben das Oldtimer-Treffen im letzten Jahr mitten in der Corona-Pandemie gestartet – und freuen uns, dass wir in diesem Jahr bereits doppelt so viele Oldtimer begrüßen durften. An die 40 Autos sind auf die grüne Wiese auf dem Selgros-Gelände gefahren.”
Ein echter Hingucker vor Ort war auf jeden Fall der echte amerikanischer Fire Truck “Big Red”, der 1990 für das Fire-Department “Rainbow Hose” in Long Island gebaut wurde. Besitzer ist Christian Scheffler aus Falkensee, der Mitglied der “European Police Car Unit” (EPCU) ist. Er erzählte eine äußerst spannende Geschichte: “Ich habe den Feuerwehr-Truck 2019 in Arkansas gekauft. Er war neun Wochen lang mit dem Schiff unterwegs. Als ich die Papiere gesichtet habe, stellte ich fest, dass der Truck aus New York stammte. Ich habe drei Monate lang recherchiert und am Ende den Captain am Telefon gehabt, der den Truck gefahren ist. Er meinte, alle alten Crew-Mitglieder würden noch immer in einer WhatsApp-Gruppe Kontakt halten. Alle dachten, ihr alter ‘Big Red’ sei längst verschrottet. Und er erzählte, dass der Truck und die Crew bei 9-11 dabei waren, als die beiden Türme in New York gefallen sind. Die Feuerwehr-Leute hätten in den Trümmern und in der Asche nach Überlebenden und Toten gesucht. Über diesen Kontakt ist eine tolle Freundschaft entstanden. Die Crew hat mir viele Originalteile geschickt, die bei einem Verkauf des Trucks abgeschraubt werden und nie in den normalen Handel gelangen. Sie haben mir auch eine Original-Uniform von 9-11 geschickt. Und im Dezember 2020 haben sie beim Fire Department beantragt, dass ich Ehrenfeuermann werde. Nun bin ich der einzige New Yorker Ehrenfeuerwehrmann in Deutschland. Nur die Urkunde habe ich noch nicht. Die Jungs haben gesagt, die muss ich mir persönlich vor Ort abholen.”
Gänsehaut pur: Wer wollte, konnte sich im Fire Truck die originale Aufzeichnung des Feuerwehr-Funks von 9-11 anhören.
Mit vor Ort war auch Klaus Schneider aus Brieselang. Der 79-jährige Autofan brachte einen giftgrünen Trabant aus dem Jahr 78 mit: “Den habe ich schon eine ganze Weile, da bin ich schon zu Ostzeiten mit gefahren. Da muss ich auch nicht viel schrauben, das Auto fährt. Das letzte, was ich ausgetauscht habe, das waren die Reifen. Der Trabant steht aber auch die meiste Zeit herum, den fahre ich meist nur im Sommer bei schönem Wetter. Bewegen muss man das Auto aber schon, sonst steht er sich kaputt. Ich habe die Dinger viele Jahre lang beruflich repariert, ich kenne da jede einzelne Schraube.”
Zum Oldtimer-Treff rollten aber nicht nur Einzelpersonen, sondern auch lokale Vereine, die dem benzinlastigen Hobby sehr zugetan sind. Neben den “Oldtimer Freunden Berlin” schauten so auch die Mitglieder des Vereins “Altenpflege” mit ihren Autos bei dem Event vorbei.
Ganz bewusst hatten die Lions (www.lions-falkensee.de) übrigens die Schülerfirmen der Falkenseer Kant-Gesamtschule mit ins Boot geholt, um den Event zu stemmen. Die Jugendlichen kümmerten sich um die Technik für die Ansagen und die Musikband, stellten aber auch die Versorgung der Besucher mit Kaffee, Kuchen und anderen Leckereien sicher. Markus Wozniak-Mauersberger: “Sämtliche Einnahmen des Tages kamen den Schülerfirmen zugute.” Das fand auch Schulleiterin Petra Müller gut, die mit vor Ort war.
Traurig war nur, dass das Oldtimer-Treffer zugleich den allerletzten öffentlichen Auftritt vom “Porsche Junior Team” markierte. Der Falkenseer Lehrer Guido Hildebrandt hatte das Projekt vor 15 Jahren an der Förderschule Am Akazienhof in Falkensee begründet. Das Ziel war es, Schüler mit Förderbedarf mit KFZ-Schraubern im Ruhestand zusammenzubringen, um alte, rote Porsche-Traktoren aus Scheunenfunden zu restaurieren. Nach dem Aus der Förderschule wechselte das “Porsche-Junior-Team” an die Regenbogenschule Nauen und deren Förderverein. Gleichzeitig wurde die Kooperation mit der Gesamtschule Immanuel Kant fortgeführt. Das funktionierte wunderbar – in all den Jahren wurden 13 Traktoren wieder instandgesetzt. Außerdem bekam das Team zahllose Auszeichnungen, darunter den Brandenburger Inklusionspreis und den Preis als beste Schülerfirma Deutschlands.
Guido Hildebrandt: “Jetzt ist leider Schluss. Das Haus mit unserer Garage und Werkstatt wird demnächst abgerissen. Die Stadt Falkensee hat das Grundstück gekauft, hier soll eine zweite Feuerwache gebaut werden. Uns ist es leider nicht gelungen, einen Ersatzort zu finden. Es ist schade, dass sich das ‘Porsche Junior Team’ nun auflöst. Die Traktoren sind bereits verkauft. Einen habe ich gekauft, er steht nun im Hofladen Falkensee und wird weiterhin auf Festen zur Verfügung stehen, um etwa Rundfahrten zu veranstalten.”
Das Schild “Klene Spende und ab ins Jelände” bleibt also – aber der Traktor wird nicht mehr im Namen der Schülerfirma unterwegs sein. Hier endet etwas ganz Einmaliges. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 199 (10/2022).
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