Nur aus Pappe & Klebe: 2. Pappbootrennen im Strandbad Schönwalde!

Wie kommt man am besten mit einem trockenen Hintern über das Wasser vom Strandbad Schönwalde? Na, am besten geht das mit einem Boot. Und wenn man gerade keins zu Hand hat? Dann baut man sich eben eins. Um genau diese Aufgabe ging es beim 2. Schönwalder Pappbootrennen. Zehn Teams entdeckten am 6. August ihren inneren Schiffsbaumeister – und versuchten anschließend, ihr schwimmendes Konstrukt einhundert Meter weit über einen abgesteckten Parcours zu paddeln.
Der Verein Vroom!!, der sich bereits seit zehn Jahren um das in Schönwalde-Glien so beliebte Seifenkistenrennen kümmert, hatte 2019 zum allerersten Mal zu einem Pappbootrennen ins Strandbad Schönwalde eingeladen. Das spaßige Event schlug ein wie eine Bombe, musste aber Corona-bedingt leider zwei Jahre lang pausieren.
Die Pause hat dem Event nicht geschadet. Bei der Neuauflage des Pappbootrennens am 6. August nutzten über 300 Besucher die Gelegenheit, um sich bei schönstem Wetter erwartungsvoll mit Decken ans Ufer vom Strandbad zu setzen.
Oliver Beuchel vom Vroom!!-Organisationsteam (www.vroom-online.net): „Zwölf Teams hatten sich angemeldet. Es kamen leider um neun Uhr nicht alle zum Start der Bastelaktivitäten. Dafür bekamen aber mehrere Familien, die gerade am Strandbad in der Sonne badeten, spontan Lust darauf, mitzumachen. So gingen am Ende zehn Teams an den Start. Mit dieser Zahl sind wir sehr zufrieden. Jedes Team bekam zum Basteln drei große Pappen und zwei Rollen mit Dachdecker-Klebeband ausgehändigt.“
Die Aufgabe war es einmal mehr, nur aus Pappe und Klebeband ein Bötchen zu bauen, das ein Team-Mitglied so lange trocken über das Wasser transportiert, wie es nötig ist, um einen Parcours von etwa einhundert Metern Länge zu meistern.
Oliver Beuchel: „Das ist angewandte Physik. Es machte natürlich Sinn, vor allem die Kinder als Paddelkünstler ins Boot zu setzen, da sie nicht so viel wiegen wie ein Erwachsener – und so deutlich weniger Wasser verdrängen. Die Paddel haben wir dieses Mal gestellt. Beim letzten Mal mussten sie ebenfalls gebaut werden. Viele sind aber im See sofort kaputt gegangen – und dann klebten die Boote ohne Vortrieb an Ort und Stelle auf dem Wasser fest.“
Gegen Mittag hatten alle Teams ihre Boote fertig. Die Zeit bis zum Start um eins vertrieben sich die Konstrukteure mit einer heißen Wurst vom Grill: Die Feuerwehr Schönwalde-Siedlung kümmerte sich nicht nur um die Absicherung des Events mit Begleitschlauchboot und aufmerksamen Augen, sondern auch um die kulinarische Versorgung der Besucher.
Die einzelnen Teams hatten sich mit lustigen Namen wie „Kugelfisch“, „Olle Jolle“, „Fischfutter“, Die 4 linken Hände“ oder – Wunschdenken ist alles – „Schwimm weit“ zum Wettbewerb angemeldet.
Nicht minder kurios sahen die blauen Pappboote aus. Manche erinnerten an große Badewannen, andere mit Papp-Kiel, Schwimmern und unter das Boot geklebten Luftröhren an moderne Floßkonstruktionen. Aber wie würden sich die Boote verhalten, sobald sie mit Wasser in Berührung kommen?
Oliver Beuchel: „Die Zuschauer möchten die Boote natürlich sinken sehen. Tatsächlich machte die ‚Taucherstaffel‘ der Feuerwehr ihrem Namen alle Ehre und ging noch am Start auf Tauchstation. Auch die ‚Olle Jolle‘ versank in den Fluten – sie entwickelte immer mehr Tiefgang. Alle anderen Boote kamen sicher ans Ziel. Für uns ist das Event ein tolles Beispiel dafür, dass es nur Pappe und ein bisschen Klebe braucht, damit die Kinder zusammen mit ihren Eltern und auch Großeltern einen tollen Tag im Freien verleben können – ganz ohne Fernseher, Computer oder Handy. Wir haben nur in strahlende Gesichter gesehen. Wir haben das Pappbootrennen mit Absicht in die Ferienzeit gelegt.“
Für noch mehr Sicherheit vor Ort sorgte übrigens der gesunkene Wasserstand im Strandbad: Die Kinder hätten bei einer Bootshavarie problemlos überall im Gewässer stehen können. Bürgermeister Bodo Oehme: „Der See hat einen Meter weniger Wasser als üblich. Zum Glück haben wir keine Blaualgen im Wasser. Das war früher einmal der Fall, da kam es im Sommer mitunter zum Fischsterben. Damals haben wir den Schilfgürtel gepflanzt und mit Bäumen für eine Verschattung gesorgt. Seitdem gibt es kein Fischsterben mehr und auch keine Blaualgen. Der Landkreis prüft die Wasserqualität jeden Monat.“
Auch Lars Spengeler, Vorsitzender vom Vroom!!-Verein, hatte sehr viel Spaß mit der Veranstaltung: „Wir hätten das Pappbootrennen im letzten Jahr nur mit Abzäunung und Corona-Einlasskontrolle durchführen können, das wollte niemand.“
Bürgermeister Bodo Oehme: „Beim Pappbootrennen kommen Leute zusammen, die sich vorher fremd waren – und lernen sich bei einem schönen Event kennen. Übrigens: Unser Strandbad Schönwalde hat noch deutlich mehr Potenzial. Es ist ja eine Badestelle, die jeder Besucher auf eigene Gefahr ohne Eintrittsgeld nutzen kann. Nur eine Gastronomie vor Ort wäre nicht schlecht. Wir haben eine Förderung im Wert von 360.000 Euro bewilligt bekommen. Damit können wir das aktuelle Haus am See abreißen und neu bauen. Anschließend könnte man hier ein kleines Bistro und ein Dorfgemeinschaftshaus realisieren.“
Die zehn Pappbootteams hatten natürlich zunächst noch kein Ohr für die lokale Politik. Sie wollten gewinnen. Am Ende stand auch tatsächlich eine Entscheidung fest. Das Team „Kugelfisch“ hatte den Parcours in 3 Minuten 30 abgepaddelt – und wurde Dritter. Zweiter wurde mit einer Zeit von 3 Minuten 20 das Team „Fischfutter“. Den Sieg holte sich das Team „Schwimm weit“ mit einer Zeit von 2:30 Minuten.
Bei sehr vielen Teams gab es auf dem Wasser übrigens Probleme mit dem Paddeln: Die Boote bewegten sich oft nur im Zickzack über das Wasser. Da wurde viel Zeit vergeudet. So manches engagierte Konstruktionsteam kündigte dem Nachwuchs deswegen gleich an: „Vor dem nächsten Jahr üben wir das Paddeln noch einmal.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 198 (9/2022).
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