Alle ins Gold: 6. “Unser Havelland” Bogenschießen mit dem SV Dallgow 47!
Timo Kletdke, Abteilungsleiter Bogensport beim SV Dallgow 47 e.V., hatte am 11. Juni eine ganz besonders ehrenvolle Aufgabe. Zusammen mit seinem Team wollte er aus knapp vierzig interessierten Novizen das Allerbeste machen, was man auf dieser Erde werden kann – einen Bogenschützen. Bei der sechsten Neuauflage des beliebten Einsteiger-Turniers durften die Schützen die Pfeile auf bis auf 20 Meter entfernte Zielscheiben fliegen lassen.
Im Mittelalter, als es noch keine Pistolen und Gewehre gab, gingen die Menschen mit Pfeil und Bogen auf die Jagd. Ob am Abend eine leckere Rehkeule über dem Lagerfeuer brutzelte, hing allein von der Treffgenauigkeit der Bogenschützen an.
Die Fertigkeit, mit dem Bogen auch über größere Entfernungen ins Ziel zu treffen, ist über die Generationen verloren gegangen. Nur in wenigen Vereinen wird noch die Kunst gelehrt, den Pfeil mit Muskelkraft und scharfem Auge gekonnt auf den Weg zu schicken.
In Dallgow-Döberitz ist dafür der SV Dallgow 47 e.V. (www.sportverein-dallgow.de) verantwortlich. Abteilungsleiter Timo Kledtke: “Der Bogensport wird auf unserer Anlage bereits seit vielen Jahrzehnten erfolgreich betrieben. Wir können bei uns auf Entfernungen von bis zu 90 Meter schießen, dann schließt eine 15 Meter hohe Holzwand den Platz nach hinten hin ab.”
Viele Havelländer äußern immer wieder einmal ihr Interesse daran, einen Bogen in die Hand zu nehmen und ein wenig Erfahrung beim Schießen mit reiner menschlicher Muskelkraft zu sammeln.
Timo Kledtke: “Zusammen mit dem Magazin ‘Unser Havelland’ bieten wir seit einigen Jahren ein sehr gut angenommenes jährlich stattfindendes Einsteiger-Spaß-Turnier an. Wegen Corona mussten wir leider zwei Jahre lang pausieren. In diesem Jahr konnten wir aber am 11. Juni bereits zum sechsten Mal zum Event einladen. Das ganze Geld, das an diesem Tag von uns erwirtschaftet wird, fließt in unsere Jugendarbeit und wird u.a. verwendet, um neue Pfeile, neue Bögen und anderes Equipment anzuschaffen.”
Bei schönstem Sonnenschein und annähernd 30 Grad im Schatten hatten die über ein Dutzend freiwilligen Helfer der Abteilung zehn Bogenschießscheiben mit 1,20 Meter großen Auflagen auf dem Platz aufgestellt. Die angemeldeten Teilnehmer des Turniers durften sich frei auf die einzelnen Scheiben aufteilen. Zu jeder Scheibe gehörte ein kundiger Betreuer, der als Coach jeweils drei bis vier Schützen unter seine Fittiche nahm.
Die Schützen wurden mit einem Armschutz ausgestattet, um zu verhindern, dass die beim Schießen nach vorn schnellende Sehne am zarten Unterarm für blaue Flecke sorgt. Außerdem wurden sie in den richtigen Stand an der Schießlinie eingewiesen und bekamen ihren Bogen in die Hand gereicht. Geschossen wurde mit einem hölzernen Recurve-Bogen ohne Visier und Stabilisator. Das Ziel wurde also allein über die Pfeilspitze anvisiert. Gezogen wurden die Bögen mit etwa 20 Pfund Zugkraft.
Schon bald flogen die ersten Carbonpfeile auf die zehn Meter entfernt aufgestellten Zielscheiben. “Alle ins Gold” heißt der Spruch, den man einem Bogenschützen dabei mit auf den Weg gibt. Denn die farbigen Zielscheiben weisen im Zentrum einen goldenen Bereich auf. Hier gibt es bei einem Treffer 9 bis 10 Punkte, die beim Bogenschießen allerdings “Ringe” genannt werden. Außen im schwarzen Bereich lassen sich nur noch ein bis zwei Ringe bei einem Treffer notieren. Der hehre Wunsch “Alle ins Schwarze” sorgt deswegen bei einem Bogenschützen nur dafür, dass er mißmutig das Gesicht verzieht.
Timo Kledtke: “So ein Spaß-Turnier kann bei uns leicht vier, fünf Stunden dauern. Damit unsere Schützen in der Sonne keinen Hitzschlag bekommen, haben wir vor der Schießlinie Schatten spendende Zelte aufgestellt. Außerdem gab es im Vereinshaus jede Menge von unseren Mitgliedern selbst gebackene Kuchen, ein warmes Essen, Snackriegel sowie kalte und warme Getränke.”
Nach zwei, drei Durchgängen (= Passen) waren alle Bogenschützen-Novizen bereits dazu in der Lage, die Zielscheibe aus einer Entfernung von zehn Metern zu treffen. Die Überraschung: Das eigentliche Turnier wurde aber auf zwanzig Meter geschossen!
Nach einem Rückbau der Schießlinie auf die neue Entfernung hatten die Schütze nur einen einzelnen Durchgang Zeit, um sich einzufinden, dann wurden auch schon die Kladden herausgeholt, die Stifte angespitzt und die Wertungszettel herumgereicht. Jeder Schütze hatte nun fünf Mal vier Pfeile zur Verfügung, um maximal zu punkten. Die höchste Anzahl Ringe, die ein Schütze hätte erreichen können, lag demnach bei 200 Ringen.
Carsten Scheibe von “Unser Havelland”: “Es gab einige Wiederholungstäter, die bereits bei den vergangenen Bogenschieß-Turnieren der Zeitung mit dabei gewesen waren. Ich habe mich aber sehr gefreut, auch wieder ganz neue Gesichter zu sehen. Froh bin ich auch darüber, dass am Ende jemand gewonnen hat, der wirklich zum allerersten Mal mit am Turnier teilgenommen hat.”
Am Ende wurde Eugen Hofman Dritter – mit 125 Ringen. Martin Bartsch sicherte sich den zweiten Platz mit 141 Ringen. Überragende 153 Ringe schoss Lutz Eckart. Er holte sich den ersten Platz. Auf alle drei Schützen warteten edel beschriftete Glas-Pokale.
Timo Kledtke: “Kurios war Eugen Hofman, der die Zeitansage ‘Das Event beginnt so gegen 12 Uhr’ äußerst entspannt nahm und genau zur ersten Wertungspasse auf dem Platz erschien. Dass er ohne Bogensporterfahrung trotzdem Dritter wurde, ist eine tolle Leistung.” Eugen Hofman: “Das letzte Mal, dass ich einen Bogen in der Hand gehalten habe, das war mit sieben Jahren im Wald.”
Ulla Riepen hatte als Trainerin nicht nur Eugen Hofman an der Scheibe betreut, sondern auch den Zweitplatzierten Martin Bartsch. Ihr Geheimrezept: “Ich habe den Schützen viel Aufmerksamkeit geschenkt, viel Emphatie gezeigt, auf einen sicheren Stand und auf eine gute Körperhaltung geachtet und ansonsten dafür gesorgt, dass meine Schützlinge viel Spaß haben.”
Lutz Eckart freute sich mit seinen 66 Jahren sehr über seinen Turniersieg: “Das letzte Mal habe ich mit einem Kinderbogen im Garten geschossen. Das ist aber bestimmt auch schon wieder 40 Jahre her.”
Sänger Michael O’Connor Kelly aus Falkensee hatte zusammen mit seinem Sohn Jaden am Turnier teilgenommen. Der 14-jährige Jaden war ganz heiß auf das Event gewesen. Michael Kelly: “Jaden hat dafür sogar seine Jugendweihefahrt sausen lassen. Er hat Zuhause auch einen Bogen und hatte großes Interesse, mehr über das richtige Schießen zu lernen.”
Nach dem Turnier hatten alle Schützen, die noch Lust hatten, die Gelegenheit dazu, auch einmal mit einem Profibogen mit voller Ausstattung und einer Zugkraft von bis zu 40 Pfund zu schießen. So ein Bogen kostet in der Anschaffung leicht bis zu 2.000 Euro und mehr.
Zusätzlich durften sie wie beim jagdlichen 3D-Schießen einmal auf unbekannte Entfernungen auf Tierattrappen anlegen.
Ylvie Thannisch brachte allen Interessierten außerdem die Kunst des Blasrohrschießens näher. Auch mit dem Blasrohr lassen sich kleine Pfeile zielsicher auf die Reise schicken. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 196 (7/2022).
Seitenabrufe seit 19.06.2022:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige