Oster-Küken in Dallgow-Döberitz: Die Kita Sausewind hat Küken ausgebrütet!

Na mal schauen, ob das klappt. Die “Frechen Früchtchen” aus der Dallgower Kita “Sausewind” haben versucht, zehn Hühnereier auszubrüten. 21 Tage und Nächte hat es gedauert, dann klaffte plötzlich das erste kleine Loch in der Eierschale. Heraus schlüpfte aber kein typisch goldgelbes Osterküken, sondern ein schwarzer Wirbelwind. Der machte ordentlich Krach – und wurde deswegen gleich “Piepsi” genannt.

Es steckt eine tolle Überraschung in jedem siebten Ei? So ein Quatsch. Anscheinend ist in jedem Ei etwas Aufregendes enthalten, wenn man es nur lange genug schön warm hält.

Diesen Eindruck haben jedenfalls die kleinen Kinder der Kita “Sausewind” aus Dallgow-Döberitz gewonnen. Daniel Jesse (31), Erzieher der Gruppe “Freche Früchtchen”, hat sich zu einem ganz besonderen Experiment überreden lassen: “Eine ehemalige Mama aus unserer Kita hält bei sich Zuhause Hühner. Das ist die Simone Müller aus Dallgow-Döberitz. Sie hat uns das Projekt ‘Vom Ei zum Huhn’ vorgeschlagen. Die Idee dahinter ist es, ein befruchtetes Hühnerei so lange warm zu halten, bis am Ende das Küken schlüpft. Ich habe die Kinder gefragt, was sie von dieser Idee halten – und natürlich waren sie alle begeistert. Simone hat uns den Brutkasten geliehen. Die zehn befruchteten Eier, die wir ausbrüten wollten, stammten aber vom Landwirt Tobias Böttcher aus Schönwalde-Glien, der privat Hühner hält. Wir waren schon sehr überrascht, denn die Eier, die wir bekommen hatten, waren ganz schön bunt. Wir hatten weiße, grüne und braune Eier.”

Zunächst gab es für die 16 “Frechen Früchtchen” im Brutkasten noch nicht besonders viel zu sehen. Die zehn Eier lagen schließlich still und ruhig auf einem “Eierwender” – und das tagelang. Die Temperatur wurde konstant bei 37,8 Grad Celsius gehalten.

Daniel Jesse: “Ich habe zusammen mit den Kindern der Gruppe erste Regeln erarbeitet, wie wir mit der Situation umgehen. Den Kindern war es wichtig, in der Nähe der Eier nicht zu wild zu toben und lieber etwas leiser zu sein. Ich habe mir außerdem für die Kinder ein Lehr-Set kommen lassen, das für jeden Tag im Brutkasten aufzeigt, wie es gerade im Inneren der Eier aussieht. So konnten die Kinder indirekt doch dabei zusehen, wie die Küken im Ei heranwachsen. Das Thema Huhn und Ei haben wir natürlich auch im Stuhlkreis besprochen. Wir haben Spiele zum Thema gespielt, Bücher vorgelesen und viel Wissen vermittelt. Das Thema Huhn hat uns eine ganz schön lange Zeit verfolgt. Die Kinder haben sich übrigens auch gefragt, ob sie nach dieser Erfahrung überhaupt noch weiter Spiegelei essen und Ostereier färben dürfen.”

Die jungen Naturforscher wussten bereits, dass Küken ausbrüten eine echte Geduldsaufgabe ist. Daniel Jesse: “Wir haben bereits im Vorfeld gelernt, dass es etwa 21 Tage lang dauern wird, bis die Küken schlüpfen. Damit wir die Zeit gut im Blick behalten konnten, haben wir 21 Eierbilder aufgeklebt. Jeden Tag haben die Kinder ein weiteres Ei ausgemalt. So wussten wir immer, wie lange es in etwa noch dauern wird. Tatsächlich schlüpfte das erste Küken genau in der Nacht vom 21. auf den 22. Tag. Das war ein großes Glück, denn die Kinder waren auch auf die Möglichkeit vorbereitet, dass das Experiment misslingt und gar kein Küken aus dem Ei kommt.”

Die große Überraschung für die Kinder: Das erste Küken war gar nicht gelb, es war schwarz. Daniel Jesse: “Das war ein richtiger Schock für die Kinder. Damit haben sie absolut nicht gerechnet, obwohl wir das mit den verschiedenen Farben schon einmal angesprochen hatten. Aber in der Nacht darauf kamen noch einmal ein gelbes und noch ein weiteres schwarzes Küken aus dem Ei gekrochen.”

Das erste Küken hat gleich ordentlich Alarm geschlagen. Daniel Jesse: “Die Kinder haben es deswegen Piepsi genannt. Jeder aus der Gruppe durfte das Küken einmal aus der Hand halten. In der Kita sind insgesamt 96 Kinder angemeldet. Die Kinder aus den anderen Gruppen durften natürlich auch alle einmal gucken kommen. Aber hier haben wir den Kontakt gleich beschränkt, damit es für die Küken nicht zu viel wird. Obwohl sie so etwas wie Scheu uns gegenüber gar nicht gezeigt haben.”

Das Futter für die Küken hatte Michelle Behrend aus Falkensee zur Verfügung gestellt, die ebenfalls Hühner hält. Es wäre ansonsten zu teuer gewesen, extra einen großen Sack Futter für die Küken anzuschaffen. Daniel Jesse: “Zumal uns klar war, dass wir die Küken nur für zwei, drei Tage behalten werden. Wir wollten sie auf keinen Fall über das Wochenende alleine in der Kita lassen. Und es war uns auch wichtig, dass sie so schnell wie möglich wieder zurück in ihre natürliche Umgebung kommen, damit die Küken im Freien laufen können und ausgewachsene Hühner um sich haben. Wir haben sie also wieder abgegeben an jemanden, der bereits Hühner hält.”

Leider wird es für die Kita nicht ganz so leicht werden, die gefiederten Freunde weiter zu begleiten.

Daniel Jesse: “Solange Corona noch so aktiv ist, können wir mit den Kindern aus Sicherheitsgründen nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Wir können den neuen Wohnort der Küken also nicht besuchen. Wir hoffen aber sehr darauf, dass uns regelmäßig Fotos geschickt werden.”

Das Projekt war für die Kita-Kinder jedenfalls ein großes Abenteuer, bei dem sie viel gelernt haben – über Tiere vom Bauernhof, die viele Kinder so aus der Nähe noch nie zuvor gesehen haben.

Daniel Jesse: “Wir würden das Experiment schon ganz gern noch einmal wiederholen, müssen uns aber genau überlegen, wann dafür der beste Zeitpunkt wäre. Am besten machen wir das wohl, wenn wir wieder so tolle Unterstützung von außen bekommen und in der Gruppe neue junge Naturforscher eingetroffen sind.” (Text: CS / Fotos: CS + Sonja Schröder)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 193 (4/2022).