Planschen im Brieselanger Nymphensee: Fristlose Kündigung des Pächters vom Tisch!
Also “ziemlich beste Freunde” werden Frank Goslowsky als Pächter vom Freibad Nymphensee und Ralf Heimann als Bürgermeister von Brieselang wohl nicht mehr. Der Bürgermeister reichte jüngst sogar eine Vorlage in die Gemeindevertretung ein, um die fristlose Kündigung vom Nymphensee-Pachtvertrag zu erreichen. Die Gemeindevertreter sahen die Badesaison 2022 in Gefahr – und schlugen ein komplett neues Modell vor. Das könnte dazu führen, dass fortan kein Eintritt mehr gezahlt werden muss.
Im März 2019 übernahm Frank Goslowsky die Pacht vom Freibad Nymphensee (www.freibad-nymphensee.de). Die Badegäste und vor allem die Brieselanger waren zunächst sehr zufrieden. Nach der zuletzt eher lieblosen Betreuung durch einen Pächter von außerhalb hatte nun endlich ein gestandener Geschäftsmann aus dem eigenen Ort das Sagen. Einer, der viel Geld, Zeit und Mühe investierte, die Gastronomie komplett neu aufrollte und viele gut besuchte Veranstaltungen vom Fußball-Public-Viewing über Musik-Konzerte bis hin zum Oktoberfest organisierte.
Bürgermeister Ralf Heimann zog allerdings keine so gute Bilanz. Bereits am 23. Februar reichte er in der Gemeindevertretung den folgenden Beschlusstext ein: “Die Gemeindevertretung beschließt die fristlose Kündigung des Pachtvertrages gemäß § 13 Abs. 3 und beauftragt den Bürgermeister, kurzfristig ein neues Interessenbekundungsverfahren zur Gewinnung eines neuen Pächters durchzuführen. Dabei ist die Ausschreibung auf das reine Seebad mit Gastronomie zu beschränken.”
Der Bürgermeister monierte “massive Rechtsverstöße des Pächters”, die weder die “Fortführung des Pachtvertrages” noch “eine gemeinsame vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich” machen würden. Dabei ging es vor allem um den nach Auffassung des Bürgermeisters nicht vorhandenen Nachweis für den Einsatz von “Personal zur Beaufsichtigung des Badebetriebes im Wasser und an Land während der vertraglich vereinbarten Öffnungszeiten”. Und: “In Kenntnis dieser Gefährdung geht damit eine Mitverantwortung auf den Verpächter über.”
Die Gemeindevertreter stimmten der fristlosen Kündigung am 23. Februar allerdings nicht zu. Und so stand der Programmpunkt “Pachtvertrag am Nymphensee kündigen” an 30. März zur nächsten Sitzung der Gemeindevertretung Brieselang erneut auf der Tagesordnung. Der Bürgermeister erklärte: “Meine Befürchtungen haben sich nach den neuen Informationen, die auf meinem Tisch liegen, noch deutlich verschlimmert. Ich halte an meinem Antrag fest.”
Aus Sorge davor, dass eine rechtliche Auseinandersetzung zwischen der Verwaltung der Gemeinde Brieselang und dem Pächter die komplette Badesaison 2022 gefährdet, schlugen die Fraktionen CDU, B‘90/Die Grünen, Freie Wähler, Die Linke und SPD gemeinschaftlich einen komplett neuen Weg vor: “Angesichts der Probleme am Nymphensee ist eine schnelle Umwandlung des Naturbades Nymphensee in eine Badestelle nach dem Vorbild der Stadt Ketzin, die eine Umwandlung zur Badestelle bereits 2021 durchgeführt hat, eine mögliche Lösung. Der Betrieb des Cafés wird dabei vom Badebetrieb getrennt. Damit wäre der Nymphensee tagsüber – zum Baden etc. – ohne Eintritt frei zugänglich. Die Pflege des Sees und die Sicherung der Badestelle gehen in die Hand der Gemeinde über, die dazu eine personelle Aufstockung beim Bauhof benötigt.”
Fabian Bleck von der CDU: “Die Erkenntnis ist da, dass sich das Bad Nymphensee, so wie es sich zurzeit darstellt, nicht weiter betreiben lässt. Wir müssen weg vom Pachtmodell. Ein ‘Eckpunktekonzept Nymphensee’ könnte bei der Umwandlung in eine Badestelle die Parkplatzbewirtschaftung, die Umzäunung, die Schließzeiten des Sees, mögliche Badeaufsichten, die Gründung eines Fördervereins und Ordnung und Sauberkeit festlegen. Wir empfehlen, den Badebetrieb nach jedem Jahr neu zu bewerten, sodass es möglich ist, das Konzept weiter zu verbessern.”
Christian Achilles (Bürger Für Brieselang) hätte lieber eine einfachere Lösung realisiert sehen: “Wir müssen doch einmal klar analysieren, woher das Problem kommt. Der neue Pächter hat den Betrieb des Waldbades gut im Griff. Der See sieht gut aus, besser als beim alten Pächter. Die Gastronomie ist gut besucht, das gilt auch für die Veranstaltungen. Nicht so gut läuft, dass es sehr schwer ist, Badeaufsichten zu finden. Man hätte sich doch zusammensetzen und gemeinsam eine Lösung dafür finden können, wo man eine Badeaufsicht herbekommt.”
Norbert Jütterschenke von der SPD mahnte zur Vorsicht und hatte Angst davor, dass der Nymphensee bei einer fristlosen Kündigung des Pachtvertrags mit der Zeit verkommen würde: “Wir haben den saubersten See von Brandenburg, wir haben die blaue Flagge. Hoffentlich machen wir uns das nicht kaputt.”
Harald Brockmann von den Freien Wählern dachte vor allem an die Badegäste: “Unser Ziel ist es nach wie vor, den Badebetrieb im Sommer 22 aufrecht zu erhalten. Eine fristlose Kündigung könnte dazu führen, dass der See lange Zeit gar nicht mehr betrieben werden kann. Der einzige Weg ist es aus unserer Sicht, dass sich der Pächter um die Gastronomie kümmert und die Gemeinde den Rest erledigt. Diese Einigung zeitlich bis Anfang Mai hinzubekommen, ist sportlich, aber notfalls öffnen wir den See halt erst im Juni.”
Am Ende der Diskussionen lenkte der Bürgermeister ein: “Ich denke, der Pächter würde uns bei einer Kündigung mit allen nur erdenklichen Prozessen überziehen. Er würde alles tun, um den Badebetrieb zu boykottieren. Deswegen würde die Verwaltung dem Änderungsantrag zustimmen.”
Christian Achilles sah die Umwandlung in eine kostenfrei zugängliche Badestelle weiterhin kritisch: “Ich glaube nicht, dass dies zu Verbesserungen führt. Die Bürger werden das neue Modell erst toll finden, weil sie der Zugang nichts kostet.” Aber was wäre, wenn das Bad dann völlig überfüllt, dreckig und voller Glasscherben wäre: “Wer hätte dann Schuld? Die Gemeinde Brieselang.”
Fabian Bleck wehrte ab: “Die überwiegende Anzahl der Seen in Deutschland ist frei zugänglich.”
Der Bürgermeister konnte dem neuen Modell am Ende doch immer mehr Positives abgewinnen: “Wir gewinnen unseren See wieder zurück. Eine Mutter, die an eine Badestelle geht, passt ganz anders auf ihre Kinder auf als jemand, der an einem Waldbad eine Badeaufsicht voraussetzt, die aber nicht da ist.”
Harald Brockmann gab sich versöhnlich: “Wir wollen dem Pächter eine Last abnehmen, nämlich die der Badeaufsicht.”
Am Ende kam es am 30. März zu einer Abstimmung. 13 Gemeindevertreter stimmten für den neuen Antrag, Gegenstimmen gab es keine, dafür sechs Enthaltungen. Damit erging der Auftrag an den Bürgermeister, “zu prüfen, wie sich die Trennung von Badebetrieb und Cafébetrieb/Gastronomie vertraglich und rechtlich umsetzen lässt. Bis zum Beginn der Badesaison 2022 ist eine einvernehmliche Lösung mit dem jetzigen Pächter unter Beteiligung der jeweiligen Rechtsbeistände herbeizuführen.”
Die fristlose Kündigung ist damit vom Tisch. Die Frage ist natürlich: Was sagt der Pächter zu den neuen Ideen? Findet er den Kompromiss gut? Frank Goslowsky: “Grundsätzlich finde ich das neue Modell sehr interessant, weil es (wie auch immer) weitergeht am Nymphensee und weil die Gastronomie mit den Veranstaltungsmöglichkeiten erhalten bleibt. Wie das neue Konzept sich bewähren wird, bleibt abzuwarten. Was nicht passieren darf, ist, dass die freie Badestelle zunehmend an Sauberkeit und Ordnung verliert und die Badegäste ausbleiben, was dann auch Auswirkungen auf die Gastronomie haben wird. Nach drei Jahren am See weiß ich, wo es Schwerpunkte und Schwachpunkte gibt. Eine Hausordnung und ihre Überwachung ist unumgänglich, um die Sauberkeit und die Ordnung am Nymphensee zu gewährleisten.“
Als Inhaber eines thematisch passenden Dienstleistungsunternehmens weiß Frank Goslowsky ganz genau, wie man Sauberkeit produziert: „Seit Anbeginn der Pacht haben wir, wenn auch leider nur über die öffentlichen Sitzungen, einvernehmliche Gespräche mit der Gemeindevertretung führen können. Nur die Verwaltung von Brieselang ist seit der neuen Amtszeit weniger kooperativ.“
Was Frank Goslowsky meint: “Wenn also den Gästen die Veranstaltungen und die Gastronomie erhalten bleiben und sich alle – dann mit freiem Eintritt – am sauberen Nymphensee erfreuen können, dann steht auch in meinem Augen einem angepassten Pachtvertrag für die nächsten Jahren nichts im Weg.”
Also: Die Tore stehen offen am Nymphensee. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 194 (5/2022).
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