Gartensafari: Biologe Hannes Petrischak von der Heinz Sielmann Stiftung stellt sein neues Buch vor!

Den eigenen Garten müssen wir uns alle teilen. Hier sind nämlich auch Bienen, Eidechsen, Kröten, Igel und Schmetterlinge Zuhause. Damit wir diese Tiere noch viel besser kennenlernen und auch wertschätzen, lädt der Biologe Dr. Hannes Petrischak zu einer besonderen “Garten Safari” ein. In seinem neuen Buch zeigt der Leiter des Geschäftsbereichs Naturschutz in der Heinz Sielmann Stiftung anhand zahlreicher Beispiele auf, wie wichtig es ist, die Vielfalt im eigenen Garten zu erhalten.
Das Leben im Grünen ist einfach schön. Im eigenen Garten lassen sich Küchenkräuter anpflanzen, auf dem Rasen kann man eine Liege aufstellen und auf der Terrasse wird der Grill angefeuert. Vor allem die Städter, die es mit der Familie aufs flache Land verschlagen hat, wundern sich aber mitunter sehr, wenn plötzlich Maulwurfsgrillen, Zauneidechsen und Gartenfrösche auf der eigenen Parzelle auftauchen.
Dr. Hannes Petrischak hat in Kiel Biologie studiert und spürte bereits im Regenwald von Costa Rica bunten Schmetterlingen nach. Seit 2016 ist er in der Heinz Sielmann Stiftung (www.sielmann-stiftung.de) für den Geschäftsbereich Naturschutz zuständig – und kennt in der Döberitzer Heide jeden Käfer beim Vornamen.
In den letzten beiden Jahren hat er mit seinem Hardcover-Band „Expedition Artenvielfalt“ (oekom Verlag) und dem Bestimmungsbuch „Welche Wildbiene ist das?“ (KOSMOS-Naturführer) zwei wichtige Bücher für Naturfreunde geschrieben. Nun ist mit “Garten Safari” (oekom Verlag, 20 Euro, 208 Seiten, www.oekom.de) ein neues Werk entstanden, das sich sehr dafür einsetzt, den Tieren im eigenen Garten nachzuspüren – und sie auch wertzuschätzen. Auf 400 Bildern lassen sich über 200 einheimische Tierarten von der Heuschrecke bis zum Vogel neu kennenlernen. Dr. Hannes Petrischak: “Das Buch ist kein Bestimmungsbuch. Stattdessen unternehmen wir eine Safari in den eigenen Garten und lernen hier staunend mehr über unsere Tiere.”
Seit Oktober 2016 lebt der Biologe in Falkensee, vorher war er im Saarland zu Hause: “Seit 13 Jahren beschäftige ich mich mit der Fotografie. Ich habe immer viel im eigenen Garten fotografiert und lag hier mitunter stundenlang auf der Lauer, um den perfekten Moment für ein Foto abzupassen. Was ich dabei für Tiere vor die Kamera bekomme, hängt übrigens immer auch vom Standort ab. Bei moorigen Böden lässt sich mitunter die fingerlange Maulwurfsgrille entdecken, auf sandigen Böden finden sich auch schon einmal die imposanten Bienenwölfe ein. Mein Highlight im eigenen Garten, das waren für mich die Seidenschwänze. Diese Vögel konnte ich im Januar fast jeden Morgen dabei beobachten, wie sie die Beeren der Mysteln in meiner Birke gefressen haben. Eine Besonderheit war für mich als Wildbienenfreund auch die Entdeckung der Östlichen Felsenmauerbiene, die fast ausgestorben ist, in meinem eigenen Garten. In Berlin und Brandenburg ist sie mitunter noch in Gärten und Parkanlagen zu finden. Sie braucht altes Mauerwerk mit Vertiefungen für ihre Nisthöhle – und viel Blumen mit Nektar für ihre eigene Versorgung.”
Die “Garten Safari” ist die logische Konsequenz einer Artikelserie, die Dr. Hannes Petrischak zwischen 2012 und 2015 für das Fachmagazin “Biologie in unserer Zeit” geschrieben hat: “Meine Redakteurin meinte immer: Mach doch da einmal ein Buch draus. Das habe ich nun getan.”
Wer wissen möchte, warum eine blauschwarze Biene am Apfelbaum nagt, ein Specht nach Ameisen gräbt, sich Kröten huckepack tragen oder Spinnen Geschenke machen, erfährt in Kapiteln wie “Ein Leben für den Nachwuchs: Vogelbeobachtungen rund ums Haus”, “Maikäfer, flieg: Im Frühling erobern Käfer den Garten” oder “In jedem Winkel ein Netz: Spinnen” viel Neues. Etwa über die Speispinne, die gern im Haus unterwegs ist und Silberfischchen mit ausgespuckter Klebe am Boden fixiert.
Manche Kapitel wie “Gefährdete Gartengäste: Amphibien und Reptilien” mahnen, andere wie “Sympathieträger im Garten: Eichhörnchen und Igel” erzählen Neues über willkommene Gartengäste. Und Kapitel wie “Zu Unrecht gefürchtet: Wespen” und “Viel besser als ihr Ruf: Wanzen” wecken sogar Verständnis für Gartenbesucher, die man eigentlich eher dem Nachbarn als sich selbst gönnt. Dr. Hannes Petrischak: “Viele Wespenarten, deren Nester für Panik sorgen, bedrängen den Menschen überhaupt nicht. Hornissen fressen andere Insekten, darunter viele Störenfriede. Die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre war übrigens verheerend für Frösche, Kröten und Molche. Und die einheimischen Eidechsen werden leider von freilaufenden Katzen sehr stark dezimiert.”
Wie die Abläufe der Natur auch im eigenen Garten funktionieren, zeigt das Kapitel “Erlebnisse am Pfaffenhütchen”. Das Pfaffenhütchen ist in vielen Gärten zu finden, mitunter pflanzt es sich hier auch selbst an. Hier kann man sehr gut beobachten, wie sich zunächst Blattläuse ansiedeln, die dann Marienkäfer, Schwebfliegen und andere Blattlausfresser anlocken. Später kommen Gespinstmotten hinzu, deren Raupen den halben Busch leerfressen. Von all diesen Tieren ernähren sich Mönchsgrasmücke und Klappergrasmücke ebenso wie Kohl- und Blaumeisen. Dr. Petrischak: “Wer bereits die Blattläuse mit Gift abtötet, zerstört eine sensible Nahrungskette mit sehr vielen Insektenarten – und darf sich am Ende nicht wundern, wenn es einfach immer weniger Vögel gibt.”
Was kann man also tun, wenn man als Havelländer auch in Zukunft ausgedehnte Garten-Safaris auf der heimischen Parzelle unternehmen möchte? Zunächst einmal: das Buch lesen. Denn schon Heinz Sielmann, Naturfilmpionier und Stiftungsgründer, sagte: “Nur wer die Natur kennt, wird sie auch schützen.”
Dr. Hannes Petrischak: “Viele erzählen mir, dass sie die Gartenarbeit anstrengend finden. Das ist doch gar kein Problem. Wenn man Teile des Rasens nicht mehr mäht, so entsteht hier sehr schnell eine Wiese mit Blüten, die Insekten anlocken. Verzichtet man auf den Dünger, erhöht sich die Anzahl der Pflanzenarten, die im Garten wachsen, sogar noch. Gerade Stauden sollten im Herbst nicht zurückgeschnitten werden, weil sich im Winter die Vögel hier die Samen aus den Kapseln picken – das kann man mit dem Stieglitz und der Nachtkerze gut beobachten. Viele Insekten überwintern auch in den abgeblühten Stauden. Je weniger man im Garten macht, umso besser ist es für die Artenvielfalt. 70 Prozent aller Wildbienen nisten im Boden. Deswegen ist es nicht gut, Kiesbeete anzulegen oder Steinplatten auszulegen. Wer etwas für unsere Insekten tun möchte, pflanzt einheimische Sträucher, deren Blüten viel Nektar enthalten.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 192 (3/2022).
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