Kinderstadt Schönwalde mit Kletterhalle & Café: Kinder planen den Erlenbruch neu!
Im Erlenbruch soll ein alter Militärflughafen so umgebaut werden, dass hier etwa 3.750 neue Bewohner ein zukünftiges Zuhause finden könnten. Die Frage, die sich das “Projekt Kinderstadt” stellt: Wie würden Kinder das Lost-Place-Areal entwickeln? Am 2. November besuchte die Klasse 5a der “Menschenskinder” Grundschule den Erlenbruch. Am 27. Januar präsentierten die Kinder ihre ungewöhnlichen Ideen.
Der Erlenbruch liegt am äußeren Rand der Gemeinde Schönwalde-Glien. Vor Ort gibt es einen kleinen Gewerbepark – und die Paintball-Arena ist hier zu finden. Nicht zugänglich für die Öffentlichkeit ist das weitläufige Areal, auf dem die leer stehenden Bauten eines ehemaligen Militärflughafens stehen. Dieser Flughafen wurde 1935 erbaut, die deutsche Wehrmacht hat hier ihre Piloten ausgebildet. Zu DDR-Zeiten waren vor Ort übrigens über 8.000 sowjetische Soldaten stationiert.
Die alten Flugzeughallen, das Heizwerk, die Mannschaftsküche und der Tower sind ebenso noch vorhanden wie die alten Wohnhäuser. Der Investor “Schönwalde Wohnen GmbH & Co KG” hat das Gelände vor einigen Jahren erworben und plant seitdem, die bestehenden Gebäude zu sanieren und einige weitere neu zu errichten, um auf diese Weise für 1.550 neue Wohneinheiten zu sorgen. Der Erlenbruch könnte auf diese Weise der achte Ortsteil von Schönwalde-Glien werden.
Der Erlenbruch ist seit vielen Jahren ein starker Magnet für Lost-Place-Fotografen, Graffiti-Sprüher und die Veranstalter von illegalen Rave-Parties. Der Ort hat aber auch “Die Stadtentdecker” inspiriert.
Dabei handelt es sich um ein – Achtung, jetzt fallen viele Namen – Projekt der Brandenburgischen Architektenkammer, gefördert durch das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) in Kooperation mit dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM), unterstützt durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS).
Über 70 “Stadtentdecker”-Projekte wurden seit dem Start in 2013 eingeleitet und abgeschlossen. Das jüngste fand in Schönwalde-Glien statt. Die Architektin Martina Nadansky aus Hohen Neuendorf begleitete Schüler der Klasse 5a aus der Schönwalder Grundschule “Menschenskinder” am 2. November in den Erlenbruch. Bürgermeister Bodo Oehme ließ es sich nicht nehmen, die Kinder höchstpersönlich durch den Erlenbruch zu führen, um ihnen die Gebäude zu zeigen.
Die Aufgabe der Kinder war es anschließend in der Schule, sich Gedanken über eine “Kinderstadt Erlenbruch” zu machen: Wie könnte man die Gebäude ihrer Meinung nach einer komplett neuen Nutzung zuführen? Die Ideen der Kinder wurden gesammelt, ausgearbeitet und in kleinen Gruppen in präsentierfähige Modelle überführt. Sieben Gruppen blieben am Ende übrig. Sie präsentierten ihre ausgearbeiteten Ideen am 27. Januar im Schönwalder “Schwanenkrug”. Etwa 60 Eltern, Lehrer und interessierte Bürger nutzten die Gelegenheit, sich von der Fantasie der Kinder anstecken zu lassen.
Bürgermeister Bodo Oehme freute sich: “Die Kinder haben auf der Führung durch den Erlenbruch gut zugehört und vieles von dem behalten, was ich gesagt habe. Manches ist sogar in die Ideen der Kinder eingeflossen. So haben sie etwa den Vorschlag gemacht, aus einem der Hangars ein Museum zu machen, das die Geschichte des Ortes beleuchtet.”
Im “Schwanenkrug” hatten die Kinder Modelle ihrer Planungen aufgestellt, bunte Schautafeln mit Fotos und Texten zum Werdegang aufgehängt und ihre Arbeiten zusätzlich auch noch in Form eines kleinen Theaterstücks präsentiert.
Die Ideen konnten sich sehen lassen. Im alten Heizwerk könnte nach Wunsch der Kinder etwa der “Club Winkelgasse” entstehen, der internationale Snacks für Kinder ab zehn Jahren anbietet, sodass die Kinder auch mal einen eigenen Treffpunkt haben. Die Kinder: “Wir haben drei Monate an dem Modell gearbeitet. Das Einbauen der Lichter hat am längsten gedauert.”
In einem der ehemaligen Flugzeughangars könnte eine “Kletterhalle” entstehen, deren Kletterwände viele unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweisen. Sogar an ein Sofa zum Ausruhen wurde gedacht. Die Kinder: “Wir lieben Klettern und möchten mehr sportliche Angebote nach Schönwalde bringen.”
Das “Hotel Mira” würde eine der ehemaligen Kasernen umwidmen, um daraus ein luxuriöses Hotel zu machen, das für “jeden Gast das perfekt passende Zimmer” anbietet. 120 Gäste könnten in diesem neuen Hotel unterkommen. Ein besonderes Highlight des Hotels wäre ein integriertes Restaurant mit Glasdach, sodass man beim abendlichen Speisen einen freien Blick in die Sterne genießen könnte.
Zusätzlich gab es auch noch einen Skaterpark und das bereits erwähnte Museum “Fliegende Helden.” Im ehemaligen Tower könnte das “ViewCafé” entstehen – mit Fahrstuhl und einer Aussichtsplattform in luftiger Höhe.
Bürgermeister Oehme: “Ich werde einmal mit dem Investor sprechen müssen, ob es nicht möglich wäre, die eine oder andere Idee der Kinder umzusetzen. Schade ist, dass sich alle Ideen rund um die alten Flugzeughangars leider nicht umsetzen lassen. Hier ist die Substanz nicht mehr gegeben, die Hangars werden wir nicht halten können. Mir persönlich hat die Hotel-Idee mit dem Glasdach im Restaurant besonders gut gefallen.”
Die Architektin Martina Nadansky hat die Kinder das ganze Projekt über begleitet: “Die Zusammenarbeit mit den Kindern war super. Erstaunt war ich, dass das Thema Wohnen für die Kinder so überhaupt gar keine Rolle gespielt hat. Sie hatten komplett andere Ideen. Überrascht war ich von der Idee, aus einer Kaserne ein Hotel zu machen. Darauf wäre ich nie gekommen, obwohl ich selbst bei der Führung durch den Erlenbruch mit dabei gewesen bin.”
Die Architektin konnte den Kindern dafür Ideen aus der Architektur mit auf den Weg geben: “Das Zeltdach der Skaterbahn wurde etwa vom Dach des Olympiastadions in München inspiriert. Andere Gruppen haben die Schalenkonstruktion vom Opernhaus in Sydney oder die Rippenkuppel vom Dom in Florenz übernommen.”
Auch die Kunstlehrerin Beate Klein zeigte sich vom Erfindungsreichtum ihrer Kinder sehr erfreut: “Ich kenne die Kinder und weiß, was in ihnen steckt. Trotzdem haben sie es geschafft, mich noch zu überraschen.”
Bodo Oehme gab am Ende noch einen Ausblick über das tatsächliche Geschehen im Erlenbruch: “Der Investor hat eine Baugenehmigung für zwei Neubauten mit jeweils 30 Wohneinheiten erhalten. Da soll mit dem Bauen zügig begonnen werden – zunächst mit den Erschließungsmaßnahmen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 192 (3/2022).
Unser Artikel zum Besuch der Schüler im Erlenbruch: Bitte HIER klicken.
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