Lustige Leichen in Schönwalde-Glien: Das Theater in der Scheune spielte zwei Stücke nacheinander!

In den letzten Jahren war das so sicher wie das Amen in der Kirche: In den Sommermonaten spielte das “Theater in der Scheune”, das zum Kreativ e.V. im Ortsteil Dorf von Schönwalde-Glien gehört, stets ein humorvolles Stück auf der urigen Bühne mitten in einer alten hölzernen Scheune. Corona sorgte leider für eine zweijährige Pause. Nun startete das während Corona überraschend erstarkte Ensemble neu durch – und brachte gleich zwei Stücke auf die Bühne.

Während sich viele regionale Theatertruppen weiterhin im Corona-Dauerschlaf befinden, beendete das “Theater in der Scheune” die fast zwei Jahre andauernde Schaffenspause Ende Oktober und lud die kulturfreudigen Havelländer endlich wieder in die kultige Scheune ein.

Eine erste Überraschung: Das Ensemble ist geschrumpft und doch auch sehr gewachsen. Kreativ-Chefin Karla Ehl hatte sich bereits 2018 nach dem Stück “Die Insel” verabschiedet: “Ich war von Anfang an dabei und habe 13 Jahre lang die komische Alte auf der Bühne gegeben. Das hat mir gereicht, mir wurde es am Ende neben der Vereinsarbeit doch zu viel. Ich habe aber immer noch viel Spaß am Theater und bekoche die Truppe weiterhin sehr gern.”

Auch Antonia Stahl, Regisseurin der letzten Jahre und Autorin der vor Ort aufgeführten Stücke “Admiral a.D.” und “Die Insel”, trat zumindest eine schöpferische Pause an. Die Familie der in Falkensee tätigen Hausärztin hat sich vergrößert, zurzeit baut die Ärztin außerdem eine zweite Praxis in Brieselang auf.

Theater-Chef Reinhold Ehl: “Und trotzdem sind wir mit Souffleuse und Techniker inzwischen 18 Leute. Viele neue Gesichter haben zu uns gefunden, was toll ist, so einen Zuwachs hatten wir noch nie. Wir wollten uns natürlich erweitern und waren aktiv auf der Suche. Trotzdem: So eine Resonanz gab es noch nie. Vielleicht lag das sogar an Corona, man weiß es nicht.”

Als im Juni die Entscheidung feststand, dass man wieder auf die Bühne wollte, stellte sich schnell heraus, dass viele nach dem Corona-Lockdown den Plan hegten, im Sommer in den Urlaub fahren zu wollen. Reinhold Ehl: “Wir kamen auf die Idee, unsere Truppe in zwei Teams zu trennen und statt einem großen Stück lieber zwei kleine aufzuführen. So konnten wir die Proben, die bei uns immer am Freitag stattfinden, so abstimmen, dass stets eine Truppe möglichst vollzählig war.”

Zu den “Neuen” gehört auch Ralf Herbrich aus Falkensee: “Ich habe schon lange ein Interesse am Theater – und Reinhold einfach einmal gefragt, ob ich mitmachen darf. Ich habe sofort Blut geleckt und hatte einen tollen Sommer. Allerdings hatten wir das Problem, das wir zwar zwei Stücke hatten – aber nur eine Bühne. Meine Truppe musste deswegen ihr Stück im Freien im Garten einstudieren. Auf die Bühne konnten wir das erste Mal im September – einen Monat vor der Premiere am 30. Oktober.”

Vom Oktober bis Mitte November spielte das “Theater in der Scheune” also zwei Stücke auf einmal – konsequent durch die Pause voneinander getrennt.

Den Start machte das Theaterstück “Mary und Mike” von Lukas Bühler. Hier übernahm Peter Blaudszun die Rolle des Regisseurs. Er sagte: “Ich kenne die Truppe ja, die haben genug Erfahrung und haben mir deswegen das Leben auch nicht besonders schwergemacht.”

Worum ging es? Der Räuber Messer-Mike (Thomas Wagenknecht / Reinhold Ehl) überfällt eine Bank. Vor der Polizei flieht er in die Wohnung der einsamen Mary (Angela Wachowiak). Die erkennt in Mike ihren alten Schulfreund wieder – und zwingt ihn prompt dazu, sie mit auf die Flucht zu nehmen. Kommissar Hösle (Wolfgang Sellenthin) und sein Assistent Schmutz (Renate Weilmann) haben etwas dagegen. Sie blicken aber noch nicht durch, was die Putzfrau Biondi (Britta Schütte) und die Krankenschwester Elisabeth (Ulrike Engemann) mit dem Fall zu tun haben. Auf jeden Fall liegt Putzfrau Biondi allen schon bald als Leiche mächtig im Weg herum.

Das zweite Stück hieß “Die Leiche ist nicht tot zu kriegen”. Es basiert auf einer Arbeit von Günter Quabus. Reinhold Ehl und Michael Bolz teilten sich hier die Regie.

Gezeigt wurden die Theaterproben zu einem tragischen Stück: Der Opa (Günter Bonifer) ist tot. Doch der weigert sich einfach, auf der Bühne zu sterben und lässt sich von einem Stück lecker duftender Schwarzwälder Kirschtorte viel zu leicht wieder reanimieren. Dabei sind Enkelin Veronika (Bea Rintel-Sellenthin) und ihr Mann Ingo (Ralf Hebrich) doch hinter seinem Erbe her. Die Proben des Stücks entwickeln sich bereits sehr chaotisch. Bei der Premiere wird allerdings alles noch schlimmer. Jetzt mischt auch noch die eifersüchtige Ehefrau (Petra Radlmaier) des “Opas” mit – und stürmt die Bühne.

Dauer-Schauspieler Wolfgang Sellenthin zeigte sich nach den ersten Aufführungen begeistert: “Die Leute haben schallend gelacht. Oft gab es Szenenapplaus, wenn einer von uns zur Bühnentür herausgegangen ist. Das haben wir selten.”

Neuzugang Renate Weilmann reist extra aus Lenin an, um auf der Schönwalder Bühne mitzumischen: “Ich hatte im Internet nach einem Amateurtheater gesucht. Die Theaterscheune (www.theater-in-der-scheune.de) hat mich sofort angesprochen. Die Stimmung hier im Team und das Ambiente sind einfach toll, ich wurde auch mit offenen Armen aufgenommen. Ich arbeite ansonsten oft als Trauerrednerin. Das schult, vor allem beim Sprechen vor Publikum. Meine komödiantische Ader habe ich aber erst hier in Schönwalde-Glien entdeckt, die kannte ich vorher gar nicht an mir.” (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 189 (12/2021).