Kino-Filmkritik: Eternals
Da ist er also. Der allererste Marvel-Film, den das Studio komplett an die Wand gefahren hat. Der 26. Spielfilm aus dem “Marvel Cinematic Universe” (MCU) ist eine einzige, riesige Katastrophe. Zunächst einmal: Wer die Marvel-Comics kennt, weiß, dass es unzählige Charaktere aus der dritten oder vierten Reihe gibt. Das sind die, die nicht viele Comics verkaufen, aber die Regale füllen. Disney hat es tatsächlich geschafft, aus vielen öden Heftchenhelden echt tolle Kinofilme zu machen.
“Black Panther” oder die “Guardians of the Galaxy” waren als Comics niemals Bestseller-Ware. Erst die Filme haben diese Helden cool gemacht.
Und jetzt kommen die Eternals. Das ist auch wieder so eine Heldentruppe aus der hintersten Resterampe. In den Comics werden sie von den Celestials als Supermenschen erschaffen – mit einer Lebensdauer, die Jahrtausende umspannt, und mit besonderen Fähigkeiten. Die Eternals werden auf der Erde stationiert, um die Menschen vor den bösen Deviants zu beschützen. Es scheint aber auch noch einen anderen Grund zu geben, der die Eternals an die Erde bindet.
So weit, so gut, so kosmisch bedeutsam. Die als Oscar-Gewinnerin zurzeit sehr angesagte Regisseurin Chloé Zhao (“Nomadland”) hat das neue Marvel-Epos inszeniert. Sie schickt gleich zehn Eternals ins Rennen: Ikaris (Richard Madden), Ajak (Salma Hayek), Thena (Angelina Jolie), Sersi (Gemma Chan), Makkari (Lauren Ridloff), Druig (Barry Keoghan), Kingo (Kumail Nanjiani), Phastos (Brian Tyree Henry), Sprite (Lia McHugh) und Gilgamesh (Ma Dong-seok). Sie weilen seit vielen tausend Jahren auf der Erde – und beobachten die Menschen.
Jetzt kommen wir zu einer Menge Probleme. Nummer eins: Ganz egal, ob die Eternals rennen können wie ein Blitz, technisch versiert sind, Laserstrahlen aus den Augen schießen, Illusionen hervorrufen oder ordentlich zuhauen können: Der Funken springt nicht über. Dem Zuschauer ist es völlig wurscht, was die Figuren da auf dem Bildschirm tun. Ob sie verhauen werden oder gar draufgehen, weckt keinerlei Bedauern beim Zuschauer. Es sind zu viele Charaktere – und sie sind alle ohne Ursprungsgeschichte einfach da. Hinzu kommt, dass sie die meiste Zeit einfach nur bedeutungsschwanger herumstehen und irgendwie erhaben wirken sollen. Das wirkt aber oft nur – befremdlich. Und dann sind die Eternals ständig am Weinen. Noch nie sah man in einem Marvel-Film so viele kullernde Tränen. Helden, die alle paar Minuten flennen: Will das einer sehen?
Problem Nummer zwei: Die Deviants wirken als Feinde völlig überschätzt. Hey, das sind nur garstige Echsen. Mit den fiesen Reptilien sollten sich die Eternals nur ein paar Minuten aufhalten müssen – und nicht gleich einige Jahrtausende.
Problem Nummer drei ist das Tempo. Der Film ist satte zweieinhalb Stunden lang. Und das merkt man leider in jeder einzelnen Minute. Der Film zieht sich unfassbar langsam dahin – wie Kaugummi. Es fehlt einfach an Geschwindigkeit, an schnellen Schnitten, in erster Linie aber an Spannung. So schaut man sich während des Films gern die Kinokulisse an, zählt die Lichter an den Wänden und die Zahl der Sitzreihen, wagt ein kurzes Nickerchen oder überlegt, abzubrechen und früher nach Hause zu gehen.
Auch das Finale reißt da nichts mehr heraus. Es bleibt ein Marvel-Epos, das den Zuschauer einfach nicht erreicht. Wenn da am Ende auf der Leinwand steht, dass die Eternals bald wiederkommen, dann denkt man sich nur: Ach bitte, alles, nur das nicht. (CS / Bilder: Disney)
Fazit: 1 von 5 Sternen (FSK 12)
Spieldauer: 157 Minuten
Kinostart: ab sofort
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=pEWNi9AG8tM
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 189 (12/2021).
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