Neue Statthalle: Kunstverein möchte Alte Stadthalle gern kulturell nutzen!

Falkensee hat eine Neue Stadthalle, die alte wird nicht mehr gebraucht. Ein Braunschweiger Investor möchte die alte Halle gern abreißen und stattdessen ein neues Gebäude zwischen der Kirche und der Grundschule am Gutspark errichten. Dagegen spricht: Die Alte Stadthalle wurde inzwischen unter Denkmalschutz gestellt. Das “Kunst- und Kulturforum Falkensee e.V.” hat passend dazu konkrete Ideen ausgearbeitet, wie sich die Halle weiter nutzen ließe.
An der Falkenseer Bahnhofstraße ist es zu einem Patt gekommen. Die Alte Stadthalle darf zurzeit nicht abgerissen werden, weil sie seit September 2020 unter Denkmalschutz steht. So wird ein Investor daran gehindert, an dieser Stelle einen Neubau mit Wohnungen, Büros und Geschäften zu errichten. Der Bürgermeister, die Stadtverwaltung und viele Stadtverordnete halten am Projekt fest. Die Stadt Falkensee hat sogar den Antrag gestellt, die im letzten Jahr erfolgte Klassifizierung als schützenswertes Baudenkmal der DDR-Zeit wieder zurückzunehmen und den Abriss zu genehmigen. Doch der Verein “Kunst- und Kulturforum Falkensee e.V.” würde es nur allzu gern sehen, wenn die Alte Stadthalle erhalten bleibt – und zwar zukünftig als Raum für Kunst und Kultur in bester Lage.
Vorstandsmitglied Andreas Foidl: “Kaum ein Gebäude ist für die Falkenseer Innenstadt so prägend wie die Alte Stadthalle in der Bahnhofstraße. Und kaum ein Gebäude ist derzeit umstrittener. Wir haben mit der Alten Stadthalle ein Gebäude aus der DDR-Zeit mitten im Zentrum, das nicht nur eines der letzten seiner Art in ganz Deutschland, sondern auch eine Halle voller Möglichkeiten ist. Wenn wir unsere Stadt nachhaltig und attraktiv entwickeln sowie ein echtes Stadtzentrum haben möchten, dann liegt es doch auf der Hand, die Potenziale unserer Alten Stadthalle zu nutzen und sie stadtgeschichtlich sinnvoll zu transformieren.”
Reden, fordern und vorschlagen kann man viel. Besser ist es aber immer, konstruktiv ein ganz konkretes Projekt auszuarbeiten, das fortan als Diskussionsgrundlage gelten kann. In den letzten Monaten hat der Verein deswegen ein eigenes Konzept für eine mögliche Nachnutzung erstellt, das von der Grafikerin Isabel Gewecke bereits bildlich visualisiert wurde.
Zentraler Gedanke ist es dabei, die Halle “als Zentrum für Kultur, Kreativität und Begegnung zu verstehen”.
Andreas Foidl: “Es gibt viele Beispiele in Deutschland dafür, dass in bester Lage bezahlbarer Raum für Kunst und Kultur entstehen kann. Warum sollten wir das in Falkensee nicht auch schaffen?”
Man könnte, so lautet der Vorschlag des Vereins, die Fassade komplett neu anmalen, sodass die Alte Stadthalle im Zentrum von Falkensee schon aus weiter Entfernung sichtbar wird – und nicht mehr nur als hässlicher Schandfleck verstanden wird.
In den Räumlichkeiten selbst möchten die Vereinsmitglieder gern Ateliers, Coworking-Räume und Conferencing-Möglichkeiten verwirklichen. Auch wäre Raum für eine geschäftliche Nutzung einzuplanen, etwa, um eine Mikrobrauerei unterzubringen. Sogar von einem “Falkenbräu” wird in diesem Zusammenhang bereits geschwärmt.
Vereine und andere Organisationen sollen vor Ort auch die Möglichkeit bekommen, Büro- und Lagerräume zu nutzen oder Veranstaltungen abzuhalten.
Nach oben hin steckt sich der Plan für eine Neunutzung keine Grenzen mehr. Andreas Foidl: “Ergänzt wird dieses Angebot durch eine Dachterrasse, die einen Ausblick über die Innenstadt, den Campusplatz und den Gutspark möglich macht. Außerdem sollen die Fassaden attraktiv und nachhaltig begrünt werden. Zu guter Letzt ist es geplant, einen Wochenmarkt auf dem Vorplatz stattfinden zu lassen. Somit würde das gesamte Ensemble rund um die Alte Stadthalle und den Seegefelder Anger zu einer lebendigen Stätte mit vielfältigen Angeboten aufgewertet werden. Ein alter neuer, starker und lebendiger Ort im Herzen unserer Stadt.”
Der “Kunst- und Kulturforum Falkensee e.V.” gibt in einer Pressemeldung außerdem bekannt, bereits mit den zuständigen Denkmalschutzbehörden im konstruktiven Dialog zu stehen, “um ein gemeinsames Format für die Revitalisierung der Alten Stadthalle in Gang zu setzen”.
Interessant ist, dass auch Mitglieder des “Kunst- und Kulturforum Falkensee e.V.” zunächst der Meinung waren, die Alte Stadthalle müsse abgerissen werden. So sagt die 1. Vorsitzende Michaela Ibach: “Noch vor ein paar Jahre dachte ich, bloß weg mit dem Teil: Die Alte Stadthalle ist ein Schandfleck für Falkensee und ein Relikt aus längst vergangenen Tagen. Aber die Zeit hat sich geändert und meine Ansichten und Bedürfnisse auch. Heute sehe ich in der Alten Stadthalle ein Stück Geschichte, das zu Falkensee dazu gehört und nicht einfach eliminiert werden darf. Unser Zentrum hat so wenig eigenes Gesicht: Das einzige Gebäude, das etwas zu sagen hat, ist unsere Alte Stadthalle. Und sie soll für einen Wohnkomplex weichen, der höher ist als die daneben stehende Kirche? Das kann doch nicht sein. Die Stadthalle war schon immer ein Ort der Kultur, das soll sie in der Mitte Falkensees auch bleiben. Die neue Statthalle (sic!) soll ein kreativer, kultureller und sozialer Ort sein, der Falkensee für alle lebenswerter macht. Denn Falkensee kann mehr als nur Schlafstadt!”
Auf der Website www.kukufofalkensee.de sind ab sofort Texteingaben möglich, um auf diese Weise möglichst viele Bürgermeinungen zu sammeln und öffentlichen Druck aufzubauen. Ob das hehre Ansinnen der Kreativen am Ende tatsächlich Aussicht auf Erfolg hat, hängt sicherlich in erster Linie an der Entscheidung, ob der Denkmalschutz für die Alte Stadthalle bestehen bleibt oder ob er wieder aufgehoben wird.
Die Diskussion um die neuen Kulturpläne beginnt bereits. Andreas Kohn von Foto Kohn: “Die Leute regen sich über die vielen Neubauten in Falkensee auf, weil sie alle so uniform und modern aussehen und keinen Charme aufweisen. Und dann schleppen wir so eine optische DDR-Sünde mit durch. Seit Jahren denke ich, die Alte Stadthalle muss dringend abgerissen werden. Aber ich finde inzwischen auch die Idee ganz gut, die Stadtbücherei an dieser Stelle anzusiedeln. Auch die Konzeptzeichnung vom ‘Kunst- und Kulturforum Falkensee e.V.’ finde ich spannend. Wenn wir die Stadthalle behalten, muss sie dringend verschönert werden, sie ist ja potthässlich.”
Auch auf Facebook wird schon rege diskutiert. Und das durchaus kontrovers. Kristina Hölzel: “Das sind doch endlich einmal gute Gedanken und Ideen.”
Björn Montez: “Man kann nur hoffen, dass diese optische Geschmacksverirrung endlich abgerissen wird und die Fläche wirtschaftlich genutzt werden kann. Eine schöne Stadtpromenade im Zentrum wäre hier sicherlich eine gute Option.” (Text/Foto: CS / Grafik: Isabel Gewecke)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 188 (11/2021).
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