Falkenseer Pflanzenbörse Herbst 2021: Pflanzenverkauf von Gartenbesitzern für Gartenbesitzer!
Die Gartenfreunde aus dem Havelland warten auf diesen besonderen Tag bereits mit geschulterter Schubkarre und umgehängtem Klappspaten. Wird in Falkensee die Pflanzenbörse veranstaltet, so ist dies immer ein Versprechen darauf, dass es vor Ort sehr ausgefallene Pflanzen für einen mehr als fairen Preis gibt. Die gezielte Erweiterung des Flora-Angebots auf der eigenen Scholle wird so zum Kinderspiel. In diesem Herbst konnte die Pflanzenbörse endlich wieder stattfinden.
Seit vielen Jahren organisiert die AG Umwelt der Lokalen Agenda Falkensee die sogenannte Pflanzen- und Erntebörse, die normalerweise immer im Frühjahr und im Herbst eines jeden Jahres stattfindet.
Im aktuellen Frühjahr musste die Börse einmal mehr wegen der Corona-Beschränkungen ausfallen. Was natürlich kontraproduktiv ist, weil gerade die Gartenbesitzer während des Corona-Lockdowns viel Zeit im eigenen Garten verbringen und sich in dieser Hinsicht sehr über neue Pflanzen zum Einbuddeln, Pflegen und Bestaunen gefreut hätten. Aber wenigstens jetzt im Herbst durfte noch einmal pflanzentechnisch nachgerüstet werden. Am 18. September wurde einmal mehr die große Festwiese schräg gegenüber vom Falkenseer Saftladen am Ende der Geschwister-Scholl-Straße zur offenen Gärtnerei erklärt.
Die Besonderheit an der Pflanzenbörse ist jedes Mal, dass kommerzielle Händler nicht willkommen sind. Dafür kann wirklich jeder Gartenbesitzer aus der Region, der ein paar Pflanzen oder Ableger übrig hat, vor Ort einen Tapeziertisch aufstellen und das verkaufen, was in den Kofferraum oder Hänger passte. In der Regel ist die Auswahl enorm, es finden sich viele Pflanzen, die der lokale Pflanzenhandel so nicht bietet. Die Pflanzen, die vor Ort in den Verkauf gehen, sind darüber hinaus das Wetter und den kargen Boden Brandenburgs bereits gewohnt, gehen also nicht so schnell ein. Die Preise, die dafür verlangt werden, sind in der Regel mehr als fair, sodass sich Taglilien, japanisches Blutgras, winterharte Fuchsien, Fingerhut-Ableger, Liebstöckel, Zierquitten oder Pfirsichbäumchen für ein Taschengeld einkaufen lassen. Die Frage ist anschließend immer nur: Wie bekommt man all die tollen Einkäufe nur nach Hause?
Yvonne Scherzer von der AG Umwelt: “Wir sind sehr froh, dass die Pflanzen- und Erntebörse wieder stattfinden kann. Trotz kühler Temperaturen und Regen sind auch viele unserer Verkäufer wieder da. Auch das Interesse der Käufer ist groß. Einer hat mir schon eine dunkle Pflaume vor der Nase weggeschnappt, jetzt suche ich noch nach einem Gingko-Bäumchen. Die nächste Pflanzenbörse wird übrigens am 23. April 2022 stattfinden.”
Sybille Hampe von der AG Umwelt: “Inzwischen kennt man sich nach all den Jahren. Es sind viele Stammgäste bei den Verkäufern erneut mit dabei. Und die ersten Käufer standen schon eine halbe Stunde vor dem Start mit dem Körbchen bereit und wollten unbedingt einkaufen gehen.”
Achtung: Spuckpalmen verbreiten ihre Samen sehr explosiv!
Auf der Pflanzenbörse trifft man immer viele bekannte Gesichter. Silke Boll vom Beirat für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung transportierte etwa eine große Himbeerpflanze auf ihrem Rollstuhl über die Wiese: “Das ist eine Herbst-Himbeere. Wenn man sie zusammen mit einer Frühlings-Himbeere in den Garten pflanzt, hat man zwei Mal im Jahr Himbeeren.”
Thomas Vogel aus Falkensee kocht bei den Biofreunden, pflanzt aber auch viel Obst und Gemüse im eigenen Garten an: “Auf der Herbstbörse hatte ich dieses Mal nur Erdbeerpflanzen dabei, dafür aber frisch geerntete Tomaten, Kürbisse, Gurken und Auberginen. Auch den Honig von meinen Bienen hatte ich mitgebracht. In diesem Jahr war die Wetterlage nicht immer ganz so einfach für uns Gärtner. Das Frühjahr war sehr kalt, dafür war der Sommer sehr nass. Ich habe mir aber in diesem Jahr einen Traum erfüllen können. Seit April bewirtschafte ich eine zusätzliche 8.000 Quadratmeter große Fläche in Dyritz-Luch. Meine Tomaten verkaufe ich inwischen auch an das Sawito-Restaurant in Falkensee.”
Interessante Geschichten kann man viele hören auf der Pflanzenbörse. Bernd Pehlke aus Schönwalde-Glien stand mit seinem Sohn am eigenen Stand. Sie verkauften selbst angezogene Spuckpalmen, die auch als Madagaskar-Juwel bekannt sind. Diese Zimmerpflanze sieht nicht nur toll aus, sondern zeigt auch eine einzigartige Vermehrungsform: Ihre Samen werden nach der Reife explosionsartig durch den ganzen Raum geschossen.
Bernd Pehlke: “Wir haben unsere Pflanzen einmal von der Uroma bekommen. Sie sind sehr pflegeleicht und typische Fensterbrettpflanzen. Wir haben gute Erfahrungen mit Palmenerde gemacht, darin wachsen sie besonders gut. Angefangen haben wir auf der Pflanzenbörse mit vier Setzlingen, dieses Mal war der ganze Tisch voll.”
Ein typischer Selbstversorger, der den eigenen Garten zum Anbau von Kräutern, Obst und Gemüse nutzt, ist Lutz Geißler aus Dyrotz, was zu Wustermark gehört: “Alles, was bei uns in der Region wachsen kann, das haben wir im Garten. Wir verkaufen immer einen Teil unserer Ernte auf der Pflanzenbörse, darunter jetzt im Herbst vor allem Weintrauben und grüne Bohnen. Über das Jahr hinweg versorgen wir uns auch selbst mit Erdbeeren, Kartoffeln und Äpfeln. Ich habe sogar Feigen, das hat auch nicht jeder.”
Einen guten Wahlspruch hat der Eigenbedarfsbauer, der vor Ort auch hausgemachte Kürbis-Apfel-Marmelade und Weintrauben-Gelee verkaufte, ebenfalls auf Lager: “Bei uns kommt kein Gift in den Garten. Was uns bei der Anzucht nicht gelingt, das kriegen die Hühner. Und was gar nicht gelingt, landet auf dem Kompost.”
AG Wildblumen und Eichhörnchen-Futterhäuschen
Auf der Pflanzen- und Erntebörse präsentierten sich auch wieder viele Vereine, Organisationen, Fachleute und Hobbybastler.
So konnte man auf der Herbstmesse Anbieter kennenlernen, die selbstgebaute Wildbienenhotels, Eichhörnchen-Futterhilfen, Rankstangen oder Vogelhäuschen aus Holz verkauften. Man traf auf Experten, die Rat für das Veredeln von Obstgehölzen anboten, auf die Eichhörchenhilfe, die Lokale Agenda, den Imkerverein und die frisch gegründete Interessengemeinschaft Wildblumen für Falkensee (www.agenda21-falkensee.de/wildblumen). Michael Ploegert: “In Kooperation mit der Stadt Falkensee verschenken wir Samentüten mit regionalem Saatgut. Damit kann man ganz einfach im eigenen Garten ein paar Quadratmeter Wildblumen anlegen. Unsere Insekten bedanken sich dafür im nächsten Jahr.” (Text/Fotos: CS)
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