Kino-Filmkritik: Himmel über dem Camino
Der Jakobsweg ist auch in Deutschland in aller Munde, nachdem Hape Kerkeling ihn persönlich gemeistert hat, um 2015 seinen Reisebericht „Ich bin dann mal weg“ zu veröffentlichen. Seitdem übt der viele hundert Kilometer lange und durch Spanien nach Santiago de Compostela führende Weg eine starke Wirkung auf viele Menschen auf der ganzen Welt aus. Jeder geht den Pilgerweg aus einem anderen Grund.
Oft stehen die Menschen an einem Scheidepunkt. Sie suchen beim Pilgern nach einer Antwort, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll. Etwa nach dem Tod des Partners oder eines Kindes. Oder nach der Diagnose einer schlimmen Krankheit. Nicht selten spielt auch die Religion eine große Rolle.
Die beiden Filmemacher Noel Smyth und Fergus Grady bringen mit „Himmel über dem Camino“ einen weiteren Dokumentarfilm ins Kino. 42 Tage lang haben die Filmemacher sechs Pilger auf ihrem 800 Kilometer langen Weg von Frankreich durch Spanien bis nach Santiago de Compostela begleitet. Sie konfrontieren den Zuschauer ganz ungefiltert mit ihrem Verlust, ihrer Trauer, ihren Hoffnungen und ihren Wünschen. Die Pilger Julie Zarifeh, Susan Morris, Terry und Mark Thomson, Claude Tranchant und Cheryl Stone stammen aus Australien und Neuseeland. Sie sprechen englisch und werden für die deutsche Version des Films aus dem Off übersetzt. Die Pilger könnten aber auch aus Ungarn, Deutschland oder Portugal stammen. Sie alle gehen den Jakobsweg, um ihre Antworten zu finden.
Wie der Jakobsweg die Pilger verändert, das lässt sich in dem Film sehr gut beobachten. Der 80 Minuten lange Streifen ist nie laut, er drängt sich nie auf. Stattdessen zeigt er wunderschöne Landschaftsaufnahmen, führt den Zuschauer ein Stück weit über den historischen Pilgerweg und präsentiert Orte, Natur und Menschen, die am Wegesrand vorbeiziehen. Zwischendurch kommen immer wieder die Pilger zu Wort, die ungefiltert von ihrem Leid, ihren Herausforderungen und ihren Erkenntnissen erzählen.
Was der Film, der am 29. Juli ins Kino kommt, leider viel zu wenig vermittelt, das sind weiterführende Informationen. Wie man auf dem Weg bleibt, wie das mit den Übernachtungen funktioniert, wie viel Geld man mitnehmen muss, was alles in den Rucksack gehört und wie man am Ende seine Pilgerurkunde erhält: Dafür bleibt leider kein Raum. Was schade ist. Sonst könnte man nach dem Film sofort selbst mit dem Pilgern beginnen. (CS / Bilder: Ascot Elite E.)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 88 (7/2021).
Tipp: 3 von 5 Sternen
FSK: ab 0 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=kd1MlUEVgZs
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