Action, Wahnsinn & Humor: Ribbecker Schlossfestspiele mit “Robin Hood”!

Eigentlich sollte “Robin Hood – die Legende lebt” bereits 2020 im Rahmen der Ribbecker Schlossfestspiele im Garten von Schloss Ribbeck aufgeführt werden. Die Corona-Pandemie hat dieses Vorhaben leider unmöglich gemacht. Und so feierte das Stück mit elf Schauspielern ein ganzes Jahr später Premiere in Ribbeck – nämlich in diesem Juli. Die Legende von Sir Robin von Locksley, seinen “Merry Men” aus dem Sherwood Forrest und der schönen Lady Marian begeisterte die Zuschauer.
Man kann Theaterstücke in dunklen, engen und stickigen Räumen anschauen – oder draußen unter dem freien Himmel, wo sich die Bühne nicht auf wenige Quadratmeter beschränkt, sondern alles nutzen darf, was im Blickwinkel der Zuschauer liegt.
Ganz in diesem Sinn war es eine geniale Idee, die famose Kulisse von Schloss Ribbeck zu nutzen und die Auffahrt und den großen grünen Garten in eine einzigartige Theaterkulisse zu verwandeln. Der Regisseur Claus Stahnke hat dies früh erkannt – und die Schlossfestspiele Ribbeck (www.schlossfestspiele-ribbeck.de) ins Leben gerufen. In nunmehr acht Spielzeiten konnte das Ensemble mit wechselnden Schauspielern bereits die Zuschauer begeistern. Die Schauspieler führten in den letzten Jahren “Effi Briest” nach Theodor Fontane auf, spielten “Amadeus” und “Romeo & Julia” – und inszenierten “Die Drei Musketiere”.
Für 2020 stand ein weiteres Action-reiches Stück auf der Agenda: “Robin Hood” sollte zeigen, wie er den Bogen spannt und für die Armen kämpft. Gegen Corona und die Ansteckungsgefahr des Virus konnte aber kein noch so gut gezielter Pfeil etwas ausrichten. Aus diesem Grund wurde “Robin Hood” auf 2021 verschoben. Im vergangenen Jahr wurde stattdessen die Drei-Personen-Komödie „Shakespeares sämtliche Werke – leicht gekürzt“ gespielt.
In diesem Jahr hatte die Schauspielertruppe deutlich mehr Glück. Sinkende Inzidenzen und ein langsam ausklingender Corona-Lockdown erlaubten es, “Robin Hood – Die Legende lebt” wie geplant aufzuführen. Da hinderte auch der eine oder andere Platzregen die Schauspieler und die Besucher nicht daran, richtig viel Spaß mit dem Stück zu haben, das übrigens von der Kulturstiftung Havelland gefördert wurde. Dessen Vorsitzender, der Landrat Roger Lewandowski, konnte vor der Premiere am 9. Juli einen sehr willkommenen Scheck an Regisseur Stahnke übergeben.
Robin Hood mit neuen Freunden und alten Gegnern
Die Robin-Hood-Sage enstammt mittelalterlichen englischen Balladen. Es gibt viele moderne Versionen der Geschichte. Das Theaterstück “Robin Hood – die Legende lebt” entscheidet sich für diese:
Der junge Adelige Sir Robin von Locksley (Maximilian Wrede) folgt seinem König Richard Löwenherz ins Morgenland und möchte auf den Kreuzzügen dabei helfen, die Heiden im Orient mit der Klinge von der Existenz des wahren Gottes zu überzeugen.
Jahre später kehrt Robin desillusioniert und in Begleitung des ihm verpflichteten Mauren Azim Al Bakir (Joel Schultze-Motel) nach England zurück. Doch die schöne Heimat, die er dem neuen Freund so gern und voller Stolz präsentieren möchte, zeigt sich von seiner hässlichsten Seite. Der Sheriff von Nottingham (Conrad Waligura) und der Bischof (Bernd Raucamp) sind eine unheilige Allianz eingegangen, um nach der Macht zu greifen. Sie pressen dem Volk den letzten Taler ab, um das eigene Vorhaben zu finanzieren. Robins Vater wurde als Ketzer verbrannt, die Ländereien derer von Locksley wurden annektiert.
So bleibt Robin nichts anderes übrig, als in den Sherwood Forrest zu flüchten, wo er auf eine Schar Diebe stößt. Als Geächteter nimmt er den Namen “Robin Hood” an. Mit seinen “Merry Men” nimmt er den Kampf gegen den Sheriff von Nottingham und seinem Getreuen Guy von Gisbourne (Fridolin Richter) an. Dabei geht es auch darum, Robins Jugendliebe Lady Marian (Josefine Heidt) daran zu hindern, den Sheriff von Nottingham zu ehelichen. Denn nur so kann der machtgierige Sheriff nach dem Thron greifen: Marian entstammt der Blutlinie von König Löwenherz.
Böser Blick, norddeutsch klingender Klamauk und irrer Sheriff
Schon die Aufführung von “Die Drei Musketiere” hat gezeigt, dass die Schauspieltruppe um Regisseur Claus Stahnke sehr wohl dazu in der Lage ist, ein tolles Actionspektakel auf die Bühne zu bringen.
Und so blieb die Hauptbühne vor dem Schloss einmal mehr nicht der einzige Ort, an dem es vor den staunenden Augen der Zuschauer ordentlich zur Sache ging. Robin Hood zückte gleich mehrmals im Stück Schwert und Dolch, um es scheppernd und klirrend mit dem garstigen Guy von Gisbourne und seinen Gefolgsleuten aufzunehmen. Dabei nutzten die Kämpfer nicht nur die Bühne, um sich den scharfen Stahl um die Ohren zu hauen. Sie kämpften auch direkt vor den Zuschauern im Rasen und an den Flanken des Gartens. Wie es zu den “Merry Men” passt, wurden die bösen Buben des Sheriffs auch mit dem langen Holzstab verprügelt. Und – man glaubt es kaum – selbst mit dem Bogen wurde geschossen!
Das Theaterstück mit so viel Action aufzuwerten, ist natürlich immer wieder ein ganz großer Spaß für die jungen Zuschauer – die Kinder. Ein großer Kinofilm kann noch so spannend sein: Wenn direkt neben einem das Schwert gezogen wird, dann ist das immer noch einen Tick aufregender.
Natürlich ist die Geschichte von Robin Hood allseits bekannt. Sie wurde ja auch in einem endlosen Reigen von Hollywood-Filmen immer wieder neu erzählt. Regisseur Claus Stahnke ist es deswegen hoch anzurechnen, dass er sich vieles hat einfallen lassen, um das Theaterstück mit neuen Überraschungen zu spicken.
Ein ganz toller Running Gag waren im Stück so etwa immer die beiden “Merry Men” oder Soldaten (Jonas Broxtermann und Lucas Weißbach), die die Bühne umbauen mussten und sich dabei im norddeutschen Mundschlag auf höchst amüsante Weise unterhalten haben. Sehr humoristisch auch die Marian-Darstellerin Josefine Heidt, die in einer Doppelrolle auch die Sherwood-Diebin Lily spielte, die mit dem Bogen permanent aus Versehen die eigenen Leute angeschossen hat – und sich dann stets wortreich entschuldigte.
Wirklich hervorragend spielten aber vor allem der Sheriff von Nottingham und der Bischof ihre Rollen. Der Bischof verbreitete mit urplötzlich eingefrorenen Grimassen echte Angst und großen Schrecken unter den Zuschauern, während der Sheriff einen wirklich wahnwitzigen Irrsinn an den Tag legte, der das Publikum immer wieder überraschte und auch schockierte.
So vergingen die zweieinhalb Stunden mit einem flotten Theaterstück vor dem Schloss Ribbeck erneut wie im Fluge – und sie hinterließen starke Eindrücke beim Publikum. In der Pause sorgte einmal mehr die Küchencrew vom Schloss für eine kulinarische Versorgung der hungrigen und durstigen Gäste.
Marketing-Chefin Marietta Grade: “2022 kommen wir wieder – mit dem Stripperstück ‘Ladies Night – Ganz oder gar nicht’.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 185 (8/2021).
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