S-Bahn kommt nach Falkensee: Keine Regionalbahnanbindung zum Hallenbad möglich?

Im September 2020 wurde das “Projekt i2030” auch in Falkensee vorgestellt. Ziel ist es, die Bahnverbindungen im Land deutlich zu verbessern und die “Verkehrswende hin zur Schiene” einzuläuten. Beim Ausbau der Schiene zwischen Spandau und dem Bahnhof Finkenkrug steht Großes auf der Agenda: Die Züge sollen bis 2030 auf gleich sechs Gleisen durch Falkensee rollen. Falkensee befürchtet nun, dass dieser Ausbau mehr Nach- als Vorteile mit sich bringt.
Die Falkenseer können sich das noch nicht so richtig vorstellen: Da kommt ein ganz dickes Ding auf sie und ihre Stadt zu.
Das „Projekt i2030“ bringt die Länder Berlin und Brandenburg, die Deutsche Bahn und den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zusammen an einen Tisch. Sie arbeiten gemeinsam an einem kleinen Baustein zum Ausbau des transeuropäischen Kernnetzes, das für einen starken EU-Binnenmarkt wachsen soll. Ziel ist es im Lokalen, das Angebot auf der Schiene zwischen Spandau und Falkensee auszubauen. Noch rollt der Schienenverkehr hier nur auf zwei Gleisen. Bis 2030 sollen die Züge auf sechs Gleisen unterwegs sein.
Zwei Gleise wären dann allein dem Fernverkehr zuzuordnen. Schnelle ICE-Züge würden mit Maximalgeschwindigkeit und ohne Zwischenstop durch die Gartenstadt rasen. Ab 2022 soll jede halbe Stunde ein Fernzug zwischen Berlin und Hamburg rollen. Der “Deutschlandtakt” soll die 30 größten deutschen Städte noch besser über die Bahn miteinander verbinden. Bewegen sich diese Züge auf einem eigenen Gleis, können sie komplett unabhängig von den langsameren Regionalzügen fahren.
Zwei weitere Gleise wären für eben diese Regionalbahn da, die vor allem die Pendler aus dem Havelland in die Hauptstadt bringt (und nach der Arbeit wieder zurück nach Hause). Diese Anbindung ist den Brandenburgern besonders wichtig, da sie so wichtige Punkte in Berlin wie den Bahnhof Zoo, den Hauptbahnhof oder den Potsdamer Platz besonders schnell erreichen können.
Über die Weiterführung der Berliner S-Bahn wurde in den vergangenen Jahren bereits oft diskutiert. Jetzt könnte sie tatsächlich bis nach Falkensee ausgebaut werden – auf den Gleisen 5 und 6. Die Frage ist nur, wie weit die S-Bahn ins Falkenseer Gebiet hineinfahren würde. Ist bereits bei “Seegefeld” Schluss? Oder werden auch die Bahnhöfe “Falkensee” und “Finkenkrug” noch mit bedient?
In Kürze beginnen die ersten richtig konkreten Planungen zum Ausbau der Strecke. Auch wenn der Ausbau selbst noch fast ein ganzes Jahrzehnt dauern wird: Die Richtung wird jetzt vorgegeben. Möchte Falkensee an dieser Planung noch etwas ändern, so sollten Einwände umgehend formuliert werden.
Marc-Oliver Wille ist 2. Vorsitzender der „Bürgerinitiative Schönes Falkensee“ (BISF) und “sachkundiger Bürger” im Falkenseer Bauausschuss. Hier berät er aktuell auch eine Arbeitsgruppe der Parteien, die an einer gemeinsamen Stellungnahme arbeitet, die in einer späteren Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden soll – und mit der man Einfluss auf die Planung nehmen möchte.
Das scheint auch dringend notwendig zu sein, wie Marc-Oliver Wille erklärt: “Falkensee ist vom ‘Projekt i2030’ und dem Ausbau der Bahnverbindung im Korridor Berlin-Nauen massiv betroffen. Schließlich liegen gleich drei Falkenseer Bahnhöfe auf der Strecke. Und auch der Bahnhof ‘Albrechtshof’ liegt direkt an der Stadtgrenze zwischen Berlin und Falkensee.”
Grund zur Eile: Interessen Falkensees berücksichtigen!
Grund zur Eile und zur Einigkeit besteht, weil die derzeitig kommunizierte Planung vom “Projekt i2030” gleich in mehreren Punkten nicht den Interessen der Stadt Falkensee und seiner Bürger gerecht wird.
Marc-Oliver Wille: “Nach dem bisherigen Konzept würde nur die S-Bahn in ‘Seegefeld’ und ‘Albrechtshof’ (und wohl auch ‘Finkenkrug’) halten, während die Regionalbahn an diesen Stationen nicht mehr stoppen würde. Die Regionalbahn wiederum würde nur noch am Bahnhof ‘Falkensee’ halten. Diese Aufteilung der Haltepunkte bringt zwei große Nachteile mit sich. Die Regionalbahn ist viel schneller als die S-Bahn. Die Pendler werden lieber mit der Regionalbahn als mit der S-Bahn nach Berlin hereinfahren. Das bedeutet, dass die Pendler weiterhin im Zentrum zusteigen und hier dann auch parken möchten. Das ist ärgerlich: Wir wollten doch gerade die parkenden Autos aus dem Zentrum heraus nach außen lenken. Am Bahnhof Seegefeld entsteht passend dazu ein großer neuer P+R-Parkplatz. Ebenfalls gravierend: Bürger aus Falkensee, aber auch aus dem weiteren Umland wie Brieselang oder Nauen, kommen gar nicht mehr mit der Regionalbahn zum Bahnhof ‘Seegefeld’, weil der Zug dann hier nicht mehr hält. An diesem Bahnhof entsteht aber unser Hallenbad, das dann über den ÖPNV nicht mehr optimal angebunden wird. Die S-Bahn nutzt den Brandenburgern ja nichts.”
Nicht alles am “Projekt i2030” ist schlecht. Ab Dezember 2022 soll eine vierte Regionalverkehrslinie zwischen Berlin und Nauen eingerichtet werden, um die Pendlerströme noch besser aufzunehmen. Dann würde die Regionalbahn drei Mal in der Stunde an den Bahnhöfen “Finkenkrug”, “Falkensee”, “Seegefeld” und “Albrechtshof” anhalten. Angesichts dieser erhöhten Taktung wäre es natürlich schade, wenn am Ende der Baumaßnahmen plötzlich gleich mehrere Falkenseer Bahnhöfe von der Regionalbahn abgekoppelt werden.
Marc-Oliver Wille: “Am 25. Mai 2021 beginnt der Planerauftrag. Die Zeit drängt, um die Interessen Falkensees zu berücksichtigen. Dabei geht es ja auch um unser Parkraumkonzept und das INSEK der Stadt. Allein die verstärkte Teilung des Stadtgebiets durch den sechsspurigen Ausbau der Bahntrasse widerspricht ja bereits dem INSEK und dem Ansinnen, das Zentrum zu stärken.”
Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss: Zwei Varianten denkbar
Im Stadtentwicklungsausschuss wurde am 8. Februar diskutiert, wie man sich nun in der Sache artikulieren sollte. Einig waren sich die beteiligten Fraktionen über diese Forderungen: Falkensee muss eng in die Planungen einbezogen werden. Die strategischen Konzepte der Stadt sind zu berücksichtigen. Für Pendler nach Berlin darf es keine Verschlechterungen geben. Eine Reduzierung der Trennwirkung der ausgebauten Bahntrasse ist mit zu planen.
Marc-Oliver Wille: “Wir schlagen zwei Varianten vor. Variante 1 sieht einen sechsgleisigen Ausbau mit Halt der Regionalbahnen und S-Bahnen an allen Bahnhöfen in Falkensee vor. Mitunter würden auch fünf Gleise ausreichen, um Platz für weitere Bahnsteige zu schaffen. Variante 2 würde den Ausbau in Falkensee auf vier Gleise nur für den Fernverkehr und die Regionalbahn beschränken. Die S-Bahn würde nur bis ‘Albrechtshof’ reichen und damit auf Berliner Stadtgebiet verbleiben.”
Eine Idee wäre es auch – bei beiden Varianten -, die Bahnhöfe ‘Seegefeld’ und ‘Albrechtshof’ zu einem gemeinsamen Bahnhof zusammenzulegen und zwar in der Tarifzone B und C.
Die Falkenseer Arbeitsgruppe hat einen “interfraktionellen Antrag” erstellt, der diese Forderungen ausformuliert und in dem es u.a. heißt: “Der Landkreis Havelland wird aufgefordert, sich für die Falkenseer Interessen einzusetzen.”
Und: “Die Stadtverwaltung wird beauftragt, diesen Beschluss mit Nachdruck gegenüber den Ländern Berlin und Brandenburg zu vertreten und die Stadtverordneten laufend in die Entwicklungen mit einzubeziehen.”
Die Tischvorlage wurde von den Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, CDU, SPD, Die Linke, FDP, Freie Wähler und IdH feat. PPPTHBH ausgearbeitet und abgesegnet. Der konkrete Beschluss soll dann in der kommenden Stadtverordnetenversammlung im März gefasst werden.
Hans-Peter Pohl, Vorsitzender der Falkenseer CDU-Fraktion, fasste die Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens noch einmal in kräftige Worte: “Wir müssen dieses Anliegen möglichst einstimmig und auch im Verbund mit dem Bürgermeister und dem Landrat mit Nachdruck gegenüber dem Land und dem Bund zum Ausdruck bringen.” (Text/Foto: CS / Grafik: VBB)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 180 (3/2021).
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