Kino-Filmkritik: Honest Thief
Wenn Liam Neeson in einem Kinofilm mitspielt, dann geht es meistens brutal zu und hart zur Sache. In “96 Hours”, “Non-Stop”, “The Commuter” oder “Hard Powder” spielt er meist den schweigsamen Einzelgänger, der von den Umständen gezwungen wird, Fäuste oder Knarre herauszuholen, um “alles wieder in Ordnung zu bringen”.
Was die Action-Fans an den Neeson-Filmen so mögen, ist der hohe Einsatz an Kreativität: Anstatt die gleiche 08/15-Geschichte immer wieder neu zu verfilmen, darf der Neeson-Fan auf Abwechslung bei der Story vertrauen.
In “Honest Thief” ist Liam Neeson der “ehrliche Dieb”. Jahrelang hat er still und heimlich Banken ausgeraubt und auf diese Weise neun Millionen Dollar erbeutet. Als er für das Geld einen Lagerraum anmieten möchte, verliebt er sich direkt am Schalter in die smarte Annie (Kate Walsh). Umgehend gibt er seine kriminellen Aktivitäten auf – und möchte sich dem FBI stellen. Nur so sieht er eine Chance, seine neue Beziehung auf eine ehrliche Basis zu stellen. Doch das FBI hat kein wirkliches Interesse an ihm: Zu viele Bekloppte melden sich täglich beim FBI, um etwas zu gestehen, was sie nicht getan haben.
Zu dumm: Als zwei Rookies, die jungen Agenten Nivens (Jai Courtney) und Hall (Anthony Ramos), losgeschickt werden, um den Fall halbherzig zu überprüfen, reißen sich die Beamten Toms Millionen unter den Nagel. Das bleibt nicht ohne Folgen – und schon bald tauchen die ersten Leichen auf.
Tom muss nun die Ärmel hochkrempeln, um seinen Ruf als ehrlicher Dieb wieder herzustellen und um auf seine Annie aufzupassen. Ohne körperlichen Einsatz wird das kaum funktionieren.
Mark Williams führt Regie und verfilmt ein Drehbuch, das er selbst mit Steve Allrich geschrieben hat. Die Geschichte ist nicht Oscar-reif, liegt vom Niveau her aber noch um mehrere Qualitätsstufen über den klassischen Action-Movies, die Bruce Willis & Co zurzeit noch ins Kino bringen. Die Figuren in “Honest Thief” haben Tiefe und weisen Ecken und Kanten auf, die Geschehnisse ergeben Sinn. Vor allem steigt aber die Spannung stetig an, sodass man irgendwann dem Punkt entgegenfiebert, an dem der “ehrliche Dieb” genug Prügel eingesteckt hat – und die Sache nun wieder selbst in die Hand nimmt.
“Honest Thief” ist ganz in diesem Sinne ein ehrlicher und sehr gelungener Actionfilm, der sich nahtlos in die Reihe der Neeson-Vorgänger einreiht.
Corona hat dafür gesorgt, dass “Honest Thief” nicht mehr ins Kino kommt. Am 28. Januar feierte er digitale Heimkino-Premiere auf Amazon, AppleTV/iTunes, Sky und anderen bekannten Plattformen. Ab dem 1. April wird der Film auch auf DVD und Blu-ray erscheinen. (CS / Bild: Leonide Distribution)
Tipp: 4 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=VtGQO0rNYbU
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 179 (2/2021).
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