FAUST’n’Roll – Rocktheater nach Goethe: Welturaufführung in Spandau!
“Das also war des Pudels Kern!” Goethes “Faust” ist ein echter Klassiker der deutschen Literatur, der immer wieder neu angefasst, interpretiert und in seine Bestandteile zerpflückt wird. Die Geschichte des Gelehrten Faust, der einen Pakt mit Mephisto eingeht, um zu erkennen, “was die Welt im Innersten zusammenhält”, der aber zugleich das arme Gretchen ins Unglück stürzt, überrascht mit Wucht, großen Emotionen und immer neuen Wendungen:
“Da steh’ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!” Viele Redewendungen, die wir im Alltag benutzen, stammen aus dem “Faust”.
Michael Manthey von Manthey Event aus Berlin tritt nun an, um dem Faust ganz neue Bevölkerungsschichten zuzuführen. Er produziert den Klassiker als Rocktheaterstück und bringt es als “FAUST’n’Roll” (www.faustnroll.de) auf die große Bühne. Die Welturaufführung fand am 22. August in Spandau in den CCC Studios vom Filmatelier Haselhorst statt – vor einem ausverkauften Haus und einem begeistert klatschenden Publikum.
Michael Manthey: “Das Stück sollte eigentlich schon im April uraufgeführt werden, aber Corona hat uns da einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber jetzt geht es endlich los. Das Interesse ist riesig, allein die Berliner Uraufführung hätten gern drei Mal so viele Leute besucht. Wir ziehen nun mit 20 Musikern und Technikern weiter – erst nach Rathen in Sachsen und dann werden wir gleich mehrmals auf dem Brocken auftreten. Das passt ja: Auch beim Faust kommt die Walpurgisnacht vor: ‘So geht es über Stock und Stein, es farzt die Hexe, es stinkt der Bock’. Wir freuen uns: Das Auftreten ist unser Leben.”
Auf der Rockbühne ist ordentlich etwas los. Die Kostüme sind beeindruckend und erinnern stellenweise an den Steampunk. Nebel wabert über die Bühne, sexy Engel erscheinen im knappen Dress und ganz konsequent ist Mephisto auf einmal eine Frau (Jessica Fendler), die im roten Latexanzug mit gewaltigen Hörnern auftaucht, um Dr. Faust (Christian Venzke) die Seele zu rauben. Anika Bollmann gibt mit großer Anmut und schlussendlich bitterlicher Verzweiflung das Gretchen.
Alles steckt in dem rockigen Stück – von der berühmten Gretchenfrage bis hin zum reuenden Finale, in dem Faust der Hölle entkommen kann. Nur: Hier werden die Texte fast alle gesungen.
Ausnahmegitarrist Jimmy Gee, der lange in Falkensee wohnte und in Spandau sein Aufnahmestudio unterhält, hat abgesehen von drei Ausnahmen die gesamte Musik des Rocktheaters geschrieben und mit seiner Band eingespielt. 30 Nummern sind es geworden, die ab sofort sogar auf einer Doppel-CD zu hören sind. Die Lieder sind oft dramatisch und voller Herzschmerz. Bei “Gretchens Erscheinung” wird es besonders emotional, wenn das Mädchen weint: “Die Mutter hab’ ich ermordet, das Kind hab ich ertränkt.” Die Lieder kommen aber gern auch als flotter Ohrwurm daher, wie das etwa bei “Armer Tor” und “Der Floh” der Fall ist.
Jimmy Gee: “Ich merkte, wie mich jeder Song packte und ich das Gefühl hatte, ich wäre selbst Goethe, Faust, Mephisto oder Gretchen.” (Text: CS / Plakat: roccopera GmbH / Fotos: Andre „ArtFiction“ Gehrmann)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 175 (10/2020).
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