InfoTag BahnBerufe: Für den BTC Havelland liegt die Zukunft klar auf der Schiene!
Lange Jahre lag die öffentliche Aufmerksamkeit nicht unbedingt auf der Bahn, wenn es um Logistik und Mobilität ging. Das ändert sich gerade – und zwar gewaltig. Im Zeitalter des Klimawandels hat die Bahn die besten Antworten auf die aktuellen Fragen zur CO2-Reduktion. Andreas Guttschau ist Geschäftsführer vom BahnTechnologie Campus Havelland (BTC), der inmitten historischer Gebäude auf dem Rangierbahnhof Wustermark am Bahnhof Elstal zu finden ist.
Hier siedeln sich immer mehr Unternehmen und Ausbildungsträger auf dem Campus an, die im direkten Kontext zur Bahn stehen. Andreas Guttschau: “Ohne die Bahn lassen sich die Klimaziele, die von der Bundesregierung aufgestellt werden, kaum erreichen. Denn wer kann Menschen oder Güter klimaneutraler transportieren als die elektrifizierte Bahn? Die Bahn hat die E-Mobilität bereits vor hundert Jahren erfunden. Wir müssen keine Infrastruktur und kein Versorgungsnetz aufbauen, es ist bereits alles da. Die Bahn ist zwar vom Image her ein wenig angestaubt, aber wir sind sehr innovativ unterwegs.”
Rund um die Bahn passiert zurzeit sehr viel. Es fließt viel “grünes” Geld in die Betriebe, es herrscht Aufbruchstimmung. Andreas Guttschau: “Der Automobil- und der Zuliefererbranche geht es nicht so gut, viele Arbeitnehmer aus diesem Bereich suchen bereits nach möglichen Alternativen. Im Bahnumfeld entstehen viele neue Berufe – und es sind viele Arbeitstellen frei. Das gilt auch für den BahnTechnologie Campus Havelland. Viele der Firmen, die auf unserem Campus angesiedelt sind, suchen zurzeit dringend neue Fachkräfte.”
Da war der Weg von der eigenen Not hin zur Idee nicht weit, am 9. Oktober 2020 einen InfoTag BahnBerufe (www.btc-havelland.de/infotag) stattfinden zu lassen, der ab sofort zu einer jährlich wiederkehrenden Veranstaltung werden soll. BTC-Referent Manuel Jakob: “Auf diesem InfoTag BahnBerufe zeigen die bei uns vor Ort vertretenen Firmen, was sie eigentlich machen und in welchen Berufszweigen sie Fachkräfte suchen.”
Am Ende war der InfoTag von der Ausschreibung her so erfolgreich, dass sich nicht nur lokale Unternehmen an dem Outdoor-Tag direkt an der Schiene beteiligt haben. Auch die in Berlin und Perwenitz tätigen Schienenfahrzeugbauer von Stadler, die Firma SPITZKE SE und die ODEG waren vor Ort mit dabei.
Andreas Guttschau: “Der InfoTag BahnBerufe ist ein Angebot an potenzielle Arbeitnehmer aus der Region, sich direkt bei den Firmen über freie Stellen zu informieren. Wir sind über die Resonanz der Besucher sehr erfreut und haben festgestellt, dass doch viele Teilnehmer mit dabei waren, die sich für eine Umschulung, Fort- und Weiterbildung interessieren.”
Bei der ODEG und bei der Stiftung Bildung & Handwerk ging es etwa um die Qualifizierung zum Triebfahrzeugführer. Elektrofachkräfte, Mechaniker und Ingenieure wurden für die neue Service- und Wartungshalle der RWS Railway Service GmbH direkt in Elstal gesucht. Die Havelländische Eisebahn AG braucht Rangierleiter, Vertriebler, IT-Profis und Mitarbeiter für die Leitstelle. Im Rahmen einer Ausbildung können sich junge Leute hier auch zum “Eisenbahner im Betriebsdienst” ausbilden lassen. Stadler suchte u.a. Einkäufer, Lagerfachkräfte, Tischler, Systembetreuer und Personalreferenten. Die Wirtschaftsförderung Brandenburg lud zur Bildungsberatung sogar stilecht in einen Eisenbahnwaggon ein.
Achim Kühne-Henrichs, Bildungsmanager am BTC: “Auf dem InfoTag lernt man das Interessanteste kennen, was es zum Thema Bahn zu erleben gibt. Mit dem BahnTechnologie Campus sitzen wir direkt am Bahngelände. Näher kann man der Bahn nicht kommen.”
Achim Kühne-Henrichs hatte vor Ort ein MitmachLab installiert. Hier konnten die Besucher im Kleinen mit der Hilfe von Miniaturgleisen herausfinden, was alles passieren muss, damit ein Zug ins Rollen kommt: “Die Lehrgänge zum Thema dauern ansonsten Monate. Im MitmachLab konnte man die Essentials aus dem Bahnbetrieb im Schnelldurchlauf kennenlernen.”
Auch Holger Schreiber, Bürgermeister von Wustermark, zeigte sich begeistert: “Die Bahn und die Mobilität sind das große Thema der kommenden Jahre. Vieles ist da in der Vergangenheit versäumt worden. Corona hat uns gezeigt, dass wir dringend Tempo machen müssen. Dafür brauchen wir Fachkräfte und dafür wollen wir werben auf dem InfoTag BahnBerufe.”
Das Rail & Logistik Center Wustermark (RLCW) ist Eigentümer des Rangierbahnhofs, der von über 150 Kunden erfolgreich genutzt wird. Das RLCW war als Hausherr und Gastgeber ebenfalls mit einem Stand vor Ort vertreten. Mitgeschäftsführer Alexander Kulik: “Wir suchen vor allem Stellwerkpersonal. Diesen Beruf kann man auch als Quereinsteiger ergreifen. Ideal ist eine handwerklich-technische Vorausbildung. Der Stellwerker, der eigentlich ein Weichenwärter ist, ist im Grunde genommen der Herr des Bahnbetriebes. Er bestimmt, wie und wann die Fahrzeuge fahren – er koordiniert das alles.”
Was für ausgefeilte Technik im Bahnumfeld steckt, erklärte Klaus Gradischek, Geschäftsführer der Witt Solutions GmbH aus Wustermark. Er suchte vor allem IT-Fachleute: “Wenn ein Fahrgast von der Bahnsteigkante in den Zug steigt, kann es zu einem elektrischen Potenzialunterschied kommen, der schlimmstenfalls in einem Schlag münden könnte. Unsere Geräte, unsichtbar verbaut, sorgen ständig für einen Potentialausgleich, damit eben genau das nicht passiert. Es gibt in Berlin und Hamburg keinen S-Bahnsteig, an dem unsere Geräte nicht im Einsatz sind – und mit vielen weiteren Städten sind wir bereits in Verhandlung.”
Der InfoTag BahnBerufe bot aber auch die Möglichkeit, Kritik zu äußern. Alexander Kulik: “In den letzten Jahrzehnten wurde die Bahn erheblich zurückgebaut. Gerade die Gleisanschlüsse in die Güterverkehrszentren wurden um zwei Drittel reduziert. Das rächt sich nun. Die Politik muss hier ganz schnell umdenken. Jedes einzelne GVZ braucht wieder einen Gleisanschluss, um die Logistik auf die Schiene zu bringen. Eine Autobahnanbindung reicht hier nicht. Wir brauchen einen grünen Daumen in der Logistik – und die Bahn hat ihn.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 176 (11/2020).
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