Boxen im Freien: Spandauer Boxclub 1926 lud zum 8. Boxen Open Air im Südpark ein!
Raus auf die grüne Wiese! Das ist in unseren Corona-geplagten Zeiten per se eine gute Idee. Es hat aber auch Tradition, wenn der “Spandauer Boxclub 1926” zu seinen jährlichen “Boxen Open Air” in die Spandauer Freizeitanlage Südpark einlädt. An dieser Tradition wurde auch in diesem Jahr festgehalten. Die 8. Veranstaltung “Boxen Open Air” fand am 29. August statt. Mitten im Spandauer Südpark hatten die Boxer einen professionellen Boxring aufgestellt.
Gut und gern 300 Zuschauer ließen sich die Möglichkeit nicht entgehen, völlig kostenfrei professionelle Boxkunst zu bestaunen.
Peter Miesner eröffnete das Event gegen 14 Uhr und erzählte: “Nach langer Corona-Pause ist dies der allererste Box-Wettbewerb, der in Berlin wieder stattfinden kann. Und wir freuen uns: Es ist wichtig, dass unsere Boxer wieder in den Ring kommen.”
Die Boxwelt ist bekannt für Disziplin, Durchhaltewillen und klare Regeln. Und so wurden die Corona-Hygieneregeln nicht nur am und im Ring eingehalten, sondern auch auf der weiten Fläche: Die Zuschauer standen diszipliniert anderthalb Meter voneinander entfernt, niemand drängelte – das war vorbildlich.
Das Event startete mit der Schülerklasse. Peter Miesner: “Diese Jungs stehen noch ganz am Anfang einer erfolgsversprechenden Boxkarriere.”
Die Jungs, alle wenigstens zehn Jahre alt, absolvierten hier zum großen Teil ihren allerersten Kampf vor Publikum. Angefeuert vom Trainer und natürlich von den Mitgliedern aus den Vereinen und von der Familie ging es ordentlich zur Sache. Die Schüler boxten drei Runden mit jeweils einer Minute Länge.
Bei den Jugendlichen und den Erwachsenen gingen die drei Runden bereits über zwei Minuten. Hier konnte man sehr gut verfolgen, wie die Schläge präziser und die Taktik bestimmender wurde. Die Zuschauer bekamen einige spannende Kämpfe zu sehen. Jeder Kampf wurde von den vier Ringrichtern, die jeweils an einer Seite des Ringes saßen, mit Argusaugen observiert. Das Ergebnis ihrer Bewertung wurde laut verlesen: Die Gewinner freuten sich wie Bolle, die Verlierer machten ein Gesicht, als hätten sie in eine Zitrone gebissen. Das ist kein Wunder, denn bei jedem Kampf wurde genau verlesen, wer bereits wie viele Fights absolviert hatte und wie viele Siege und Niederlagen jeweils auf der Agenda stehen.
Die Fights waren in der Regel sehr ausgeglichen. Bezog tatsächlich einer der beiden Boxer einmal richtig Prügel im Ring, flog auch schon schnell das Handtuch. Der Trainer kann mit dieser Geste den Kampf vorzeitig verloren geben und seinen Schützling auf diese Weise vor unnötigen Schlägen schützen.
Spannend waren aber nicht nur die Schlagwechsel im Ring. So mancher Trainer brüllte sich an der Ecke die Seele aus dem Leib und wäre wohl am liebsten selbst in den Ring gestiegen. Kommandos wie “Arbeite”, “Zieh hoch”, “Aufwärts”, “Jetzt drei Hände”, “Führhand raus”, “drei Mal die Linke” oder “Deckung” gaben den Boxern klare Anweisungen – die zum Kummer der Trainer aber nicht immer sofort umgesetzt wurden.
Beeindruckend: Einmal mehr konnte man sehen, wie fair die Boxer miteinander umgehen. Nach jedem Fight nahmen sich die Boxer kurz in den Arm, besuchten die gegnerische Ecke und erwiesen sich so gegenseitig den nötigen Respekt.
Die Zuschauer hatten auf jeden Fall das Vergnügen, Boxer aus verschiedenen Boxställen bestaunen zu können. Ganz egal, ob SC Itzehoe, Boxclub Preetz oder PSV Berlin: Jeder Boxtross hatte eine Menge Anhänger mitgebracht. Und wer sich umschaute, erblickte sogar Boxprominenz. Wie etwa den Berliner Boxer Jamny Kumande, der vor einigen Jahren noch von Graciano „Rocky“ Rocchigiani trainiert wurde.
Eine echte Überraschung: In der Pause betrat die Spandauer Boxerin Nina Meinke (27) zusammen mit ihrem Trainer Kay Huske den Boxring und zeigte bei einem kurzen schweißtreibenden Training, dass man ihrem Punch nicht in den Weg kommen möchte. Peter Miesner: “Die Europameisterin Nina Meinke gilt mit einem Kampfgewicht von 57 Kilo als die deutsche Boxerin mit der höchsten Schlagkraft. Ihre Leberhaken sind legendär.”
Nina Meinke stand 15 Monate lang nicht im Ring. Erst hatte sie sich die Hand gebrochen, dann kam Corona. Sie sagt: “Während Corona haben wir auf dem Dachboden trainiert, jetzt trainieren wir ganz normal – etwa in der ‘Fleischfabrik’ am Funkturm, aber auch am Brunsbütteler Damm.” Wenn alles gut geht, steht für Nina Meinke in diesem Jahr noch ein Weltmeisterkampf auf dem Programm: “Entweder in Berlin oder in Magdeburg. Hauptsache Boxen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 175 (10/2020).
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