Reittherapie auf Gut Seeburg: Die “Pferdefrau” ist da!
Christiane Schwagrzinna (48) ist “Die Pferdefrau”. Anfang Juni ist sie mit ihren Tieren von Berlin-Gatow auf das Gut Seeburg auf dem Champagnerberg umgezogen: “Hier finden meine vier Pferde tolle Bedingungen vor – weitläufige, naturbelassene Weiden, moderne Boxen und die allerbeste Heuqualität. Auf Gut Seeburg biete ich nun meine Dienste an. Ich bin als Reittherapeutin tätig.” (ANZEIGE)
Die studierte Rechtsanwältin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Reitlehrerin und Landwirtin kann auf eine sehr interessante Vita zurückblicken. Christiane Schwagrzinna: “Ich war 15 Jahre lang Mitglied im Frauenteam der Nationalmannschaft im Rudern. Ich bin sogar extra von Bremen nach Potsdam gezogen, um hier am Olympiastützpunkt trainieren zu können. Als Mitglied im Team der Nationalmannschaft bekommt man alles auf dem Silbertablett serviert. Wenn man den Spitzensport irgendwann aufgibt, fällt man in ein tiefes Loch. Plötzlich kümmert sich niemand mehr um einen und man muss selbst einkaufen gehen oder sich einen Job suchen.”
Christiane Schwagrzinna überlegte sich nach dem aktiven Sport: Was könnte sie wohl in ihrem Leben ähnlich begeistern wie das Rudern? Sie erzählt: “Als Kind bin ich sehr gern geritten. Also habe ich mir ein Pferd gekauft, ohne tatsächlich reiten zu können. Es war ein feuriger Araberhengst namens Sasano, damals sechs Jahre alt. Sasano war wild, ein schäumendes, Augen rollendes Etwas. Damals hatte ich das große Glück, den ‘Pferdeflüsterer’ Monty Roberts kennenlernen zu dürfen. Er war ein Freund von meinem Mann, der zwei Dokumentarfilme über ihn gedreht hat. Monty Roberts hat mich ausgebildet. Und mir auch viel über seine quasi therapeutische Arbeit in den USA erzählt. Hier half er traumatisierten Soldaten nach dem Irak-Einsatz, über die Beschäftigung mit dem Pferd wieder zurück in die Wirklichkeit zu finden.”
Die Familie Schwagrzinna zog in dieser Zeit nach Mecklenburg-Vorpommern, um Schafe zu züchten: “Wir haben das Müritz-Lamm gezüchtet, das war eine eigene Marke. Kurze Beine, ein langer Rücken – unsere Schafe fanden vor allem in der Sterneküche einen reißenden Absatz. 2010 habe ich dann damit begonnen, als Reittherapeutin für Kinder und Erwachsene zu arbeiten.”
Die Beschäftigung mit der Reittherapie kommt nicht von ungefähr. Christiane Schwagrzinna: “Mir hat damals mein eigenes Pferd Sasano sehr geholfen. Sasano hat mich durch meine depressiven Phasen getragen, die nach dem Ende meiner Sportkarriere wirklich heftig waren. Auf unserem Schafshof habe ich dann tatsächlich alles vom Pferd aus erledigt. Ich hatte Satteltaschen, da passten zur Not auch vier, fünf Lämmer rein, um sie zu transportieren.”
Auf die Dauer war es auf dem Land in Mecklenburg-Vorpommern allerdings zu einsam: Die Familie zog nach Berlin, wo sie heute noch wohnt: “Mir fehlten die Menschen.”
Im Gut Seeburg kann “die Pferdefrau” nun gern als Reittherapeutin gebucht werden. Christiane Schwagrzinna: “Zu mir kommen erwachsene Menschen mit Ängsten, Depressionen und Abhängigkeitsproblemen. Mein Alleinstellungsmerkmal ist: Wir bleiben nicht in der Halle oder auf dem Platz, wir sind immer draußen in der Natur. Die Natur zu erleben, das ist immer ein ganz besonders wichtiger Punkt bei der Reittherapie. Bei Kindern, die zu mir kommen, geht es oft um Autismus oder um Aufmerksamkeitsstörungen.”
Bei der Reittherapie geht Christiane Schwagrzinna wie folgt vor: “Wir suchen uns ein Pferd auf der Weide aus. Meine vier Pferde sind alle grundverschieden im Verhalten und im Charakter, da ist es immer sehr spannend, für welches Tier sich jemand entscheidet. Die Therapie fängt bereits beim Führen des Tieres von der Weide an. Wir putzen es dann zusammen und bereiten es für den Ausritt vor. Erst ohne Sattel, damit man das Pferd besser spüren kann und nicht fünf Zentimeter Ledersattel zwischen sich und dem Pferderücken hat. Erst führen wir das Pferd im Gelände, dann reite ich nebenher und nicht selten geht es nach einigen Therapiestunden bereits im gestreckten Galopp über die Felder.”
Die Therapiesitzungen, die sich oft über zehn oder mehr Stunden erstrecken, können privat bezahlt werden. Bei der Therapie mit autistischen Kindern, die oft über ein bis zwei Jahre geht, gibt es eine Förderung über die Jugendämter. Und auch sonst kann es eine Förderung über die Krankenkasse geben, wenn diese auch die Kosten für einen Heilpraktiker übernimmt. Christiane Schwagrzinna: “Bei einem Trauma – etwa aufgrund eines Überfalls – übernimmt mitunter auch ein Fond vom Weißen Ring die Kosten.”
Man muss aber nicht krank sein oder eine psychische Störung aufweisen, um in den Genuss einer Therapiestunde zu kommen. Christiane Schwagrzinna: “Ich biete auch gern ein Coaching an. Führungspersonen lernen im Umgang mit dem Pferd: Was braucht mein Gegenüber, damit es das tut, was ich will?”
Die Pferdetherapeutin ist so gut wie ausgebucht, aber immer offen für neue Klienten. Christiane Schwagrzinna: “Meine Kunden kommen aus Berlin und aus Potsdam, reisen aber auch von Frankfurt am Main an. Ich beobachte immer wieder fasziniert, wie die Gegenwart der Pferde den Menschen dabei hilft, aus ihrem Gedankengefängnis auszubrechen. Tiere leben stets im Hier und Jetzt, da sind sie sehr gute Lehrmeister. Es dauert immer nicht lange, und die Menschen zentrieren sich wieder neu und sind wieder mehr bei sich. Sie wechseln auch komplett ins Hier und Jetzt, weil anders könnten sie mit den Tieren nicht kommunizieren.”
Katharina Gormanns (43) hilft der “Pferdefrau” bereits seit vier Jahren. Sie war selbst einmal Kundin und hat sich nun auch zur Heilpraktikerin und zur Pferdetherapeutin ausbilden lassen. (Text / Fotos: CS)
Info: Die Pferdefrau c/o Gut Seeburg am Champagnerberg Polo & Country Club, Scholle 4, 14624 Dallgow-Döberitz, Tel.: 0171-3882241, www.diepferdefrau.de
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 173 (8/2020).
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