Fahrstunde im Trabi: Fahrschule Beckmann feiert Jubiläum in Falkensee!
Wenn Volker Beckmann (62) vor seiner Fahrschule in der Spandauer Straße steht und auf den an ihm vorbeirollenden Verkehr schaut, dann winkt er oft genug einzelnen Fahrern zu und zeigt auf ihre Autos. Zu jedem dieser Fahrer kann er aus dem Stehgreif eine Geschichte erzählen. Etwa: “Bei dem habe ich schon seinem Großvater das Autofahren beigebracht. Manche lernen ja bereits in der dritten Generation das Fahren bei mir.” (ANZEIGE)
In der Tat ist es so: Nicht wenige der Havelländer, die auf zwei, vier oder mehr Rädern durch Falkensee oder Umgebung tuckern, haben in der Fahrschule Beckmann ihren Führerschein gemacht und hier auch die Prüfung absolviert.
Tatsächlich feiert Volker Beckmann in diesem Jahr ein sattes Jubiläum – er ist bereits seit 40 Jahren als Fahrlehrer tätig. Die eigene Fahrschule ist seit 30 Jahren in Falkensee ansässig. Sie gehört damit zu den dienstältesten Unternehmen in der Gartenstadt.
Der Name Beckmann ist in Falkensee alteingesessen. Volker Beckmann: “Mein Opa Fritz hatte einen eigenen Wohnwagenbau in der Eulenstraße. Und mein Vater Günter war Lehrer in der Berufsschule. Er hat aber auch schon als Fahrlehrer und Prüfer gearbeitet.”
Das Thema Fahrschule treibt auch den Sohn bereits zu DDR-Zeiten um. Volker Beckmann: “Vor der Wende war es ja in der DDR völlig unmöglich, eine private Fahrschule zu gründen. Ich habe zu der Zeit als Bereichsleiter in der LPG gearbeitet. Aber schon damals war ich als Fahrlehrer tätig und habe Traktoristen aus der LPG zu LKW-Fahrern ausgebildet. Auch für die Armee konnte ich als LKW-Fahrlehrer arbeiten. Für den ADMV, das ist sozusagen das DDR-Äquivalent zum ADAC gewesen, habe ich die ganz normale PKW-Ausbildung durchgeführt. Und nach Feierabend und am Wochenende habe ich während meines Studiums ganz offiziell Fahrstunden gegeben, um mir etwas dazu zu verdienen. Zu Ostzeiten musste man ja ansonsten drei bis vier Jahre auf seinen Führerschein warten.”
Die große Zeit der Fahrschule Beckmann, sie kam gleich nach der Wende und der Wiedervereinigung. Volker Beckmann: “Viele aus der DDR sind ja von der Wende kalt erwischt worden und wussten erst gar nicht, wie es nun für sie weitergeht. Ich war mir sofort zu hundert Prozent sicher, was ich nun zu tun hatte. Ich war ganz bestimmt einer der allerersten, die nach der Wende auf eigenen Wunsch hin gekündigt haben. Am 1. April 1990 habe ich meine Fahrschule gegründet – und zwar in meinem Elternhaus in der Hansastraße in Falkensee. Bereits am ersten Tag gab es sage und schreibe 286 Anmeldungen. Das Dumme war nur: An dem Tag war ich gar nicht da. Ich war auf Weiterbildung im Westen, um zu lernen, wie man eigentlich eine Buchführung macht. Meine Frau hat das dann für mich gemanagt und die Anmeldungen im Garten angenommen. Überhaupt muss ich meiner Frau einmal Danke sagen. Ich habe damals jeden Tag 12 bis 16 Stunden lang gearbeitet. Sie hatte ja selbst ein Unternehmen – und hat mir trotzdem den Rücken freigehalten. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.”
Die Fahrstunde hat zu dieser Zeit noch 5,80 Ostmark gekostet – und das bis zur Währungsreform am 1. Juli.
Der Anfang war alles andere als leicht. Und er machte die eine oder andere Improvisation notwendig. Volker Beckmann: “Es war ja kein Kapital vorhanden. Also habe ich mein erstes Fahrschulauto selbst gebaut. Es war ein Trabant, in den ich für mich als Fahrlehrer ein komisches Besteck hineingebaut habe. Das hat aber sehr gut funktioniert. Bis zu dem einen Tag, an dem ein Fahrschüler mit dem Trabant durch einen Graben auf eine Wiese gerauscht ist und hier einen Pflaumenbaum umgenietet hat. Da war der Wagen dann Geschichte. Wir haben vorerst mit einem Wartburg weitergemacht, den wir auf sehr abenteuerliche Weise bekommen haben.”
Heute ist von diesem Mangel freilich nichts mehr zu spüren. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen in der Spandauer Straße 12 Mitarbeiter. Sieben PKW kommen für die Ausbildung zum Einsatz, darunter zwei Automatik-Wagen. Hinzu kommen zwei LKW, sieben Motorräder und ein Roller. Volker Beckmann hat sich in der Zeit beständig weiter fortgebildet. So bildet er auch nach wie vor LKW- und Busfahrer aus. Er ist zusammen mit weiteren Mitarbeitern aus seiner Firma Sicherheitstrainer für die Bereiche PKW, LKW und Bus für den ADAC in Linthe. Und er ist Prüfer im Fahrlehrerprüfungsausschuss im Land Brandenburg. Für die IHK wird er tätig, wenn es um den Berufskraftfahrerprüfungsausschuss geht. Als zertifizierte Fahrschule darf die Fahrschule Beckmann auch Berufskraftfahrer für die Agentur für Arbeit und das Jobcenter ausbilden.
Da wird es dem zweifachen Familienvater sicherlich so schnell nicht langweilig werden. Volker Beckmann: “Besonders freut mich natürlich, dass sich unsere Töchter trotz der Selbstständigkeit der Eltern beide dazu entschieden haben, in die jeweiligen Familienunternehmen mit einzusteigen. Marie-Christin arbeitet bei ihrer Mama Marion im Kosmetikinstitut Beckmann in der Falkenseer Bahnhofstraße. Und Mareike ist beim Papa geblieben.”
Mareike Beckmann (37): “Ich besitze alle Fahrerlaubnisklassen vom Moped bis zum Bus. Mir liegt aber das Motorradfahren am meisten. Ich bin jetzt seit elf Jahren fest in der Fahrschule dabei. Geholfen habe ich in der Fahrschule aber schon, seitdem ich 16 Jahre alt bin. Mir lag Motorenöl immer schon mehr als Kosmetik, bei meiner Schwester ist es genau anders herum.”
Volker Beckmann stellt erstaunt fest, dass bei den jungen Fahrschülern oft das Interesse an der Technik fehlt: “Da geht es nur darum, die Prüfung zu bestehen. Früher waren die jungen Fahrer noch Auto-fanatischer, die wollten wissen, wie die Technik funktioniert und wie es unter der Motorhaube aussieht.”
Ihm tun die Fahrnovizen aber auch leid: “Die Ansprüche an die Fahrschüler sind in den letzten Jahrzehnten extrem gestiegen. Der Verkehr ist viel dichter geworden. Gleichzeitig sind die Prüfungsanforderungen erhöht worden. Nun ist die Rede davon, dass die Prüfungszeiten verlängert werden. Auch sollen die elektronischen Prüfungsprotokolle kommen.”
Noch sei die Antriebsart egal, auch wenn es bereits erste Anfragen in der Fahrschule nach einem “Stromführerschein” gegeben habe. Volker Beckmann: “Das klingt witzig, aber damit müssen wir uns beschäftigen. So fragen die Leute bereits nach einem Führerschein für den e-Scooter. Bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h reicht hier aber die Mofaberechtigung aus. Wir stellen fest, dass der Wunsch nach dem Fahren mit einem Automatikwagen quer durch alle Jahrgänge zunimmt. Manche wechseln sogar noch innerhalb der Fahrausbildung auf ein Automatikmodell. Und tatsächlich ist es so: Sollte das halb- oder vollautonome Fahren in der nahen Zukunft einmal kommen, so wird dies nur in Verbindung mit einem Automatikgetriebe möglich sein.” (Text/Fotos: CS)
Info: Qualitätsfahrschule Beckmann, Spandauer Straße 138, 14612 Falkensee, Tel.: 03322–205221, www.fahrschule-beckmann.de
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 169 (4/2020).
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