1. FALKENSEE. aktuell Boßel-Turnier im Kronprinz: Boßeln & Eisbein!
Ganz früher, da wurde in eiskalten Winterzeiten gern rund um den Falkenseer Kronprinz geboßelt. Diese Tradition ist in der Gartenstadt leider über die Jahre wieder eingeschlafen. Sie ist es aber wert, reaktiviert zu werden. Und so rief unsere Zeitung in diesem Jahr zum “1. FALKENSEE.altuell Boßel-Turnier im Kronprinz” auf. Chefredakteur Carsten Scheibe: “Insbesondere in der deutschen Küstenregion ist das Boßeln fast ein Nationalsport. …
… Mehrere Teams versuchen, mit der Boßel-Kugel eine zuvor festgelegte Strecke mit so wenigen Würfen wie nur möglich zu überwinden. Unterwegs hilft ein Bollerwagen mit alkoholischen Getränken dabei, etwas gegen die Kälte zu unternehmen. Und nach dem Boßeln wartet im Norden stets ein Essen mit Grünkohl und Pinkel auf die Spieler. Wir haben die Regeln frei interpretiert und daraus ein eigenes Event gemacht.”
Bereits im Vorfeld hatten sich acht Spielergruppen mit jeweils vier Boßelern bei der Redaktion angemeldet. Am Sonntag, dem 9. Februar (und nur Stunden vor dem Sturm Sabine), trafen sich die Spieler bei bestem Wetter vor dem Falkenseer Kronprinz, um sich anzumelden und die Boßel-Kugeln in Empfang zu nehmen.
Carsten Scheibe: “Im Februar haben wir mit Schnee und Minusgraden gerechnet. Deswegen haben wir handliche Kugeln in einem leuchtenden Signalorange besorgt. Das war eigentlich überflüssig, denn wir sind bei Sonnenschein und etwa zehn Grad Plus durch den Wald marschiert.”
Um das Turnier zu beschleunigen, wurden zwei große Gruppen gebildet. Jede Gruppe bestand dabei aus vier Teams. Die zweite Gruppe startete mit etwas Verspätung ins Rennen: Sie musste warten, bis die erste Gruppe sich ums erste Wegeck gespielt hatte.
In jeder Gruppe wurde ein Spielleiter bestimmt, der jeden Wurf der Boßel-Teilnehmer mit der Kugel in einer vorbereiteten Tabelle zu protokollieren hatte. Und ein Spieler bekam einen Korb mit kleinen Schnäppsen mit auf den Weg. Aus diesem Fundus “durfte” immer dann ein Kurzer gekippt werden, wenn der Werfer für einen “Strafpunkt” verantwortlich gemacht werden konnte. Einen Strafpunkt gab es übrigens immer dann, sobald die eigene Kugel beim Ausrollen auf dem Weg eine andere Kugel traf, unterwegs gegen einen Baum prallte oder am Ende in einer Pfütze zu liegen kam.
Ganz wichtig beim Falkenseer Boßeln: Die Kugel musste “von unten” geworfen werden – in einer aufsteigenden Schwungbewegung. Das war anscheinend gar nicht so leicht umzusetzen, denn bereits die allererste Kugel wurde vom Spieler aus Versehen so steil in die Luft geworfen, dass sie ihm beim Herunterfallen fast auf den Kopf geprallt wäre. Auch unterwegs landete so manche Kugel aufgrund von überraschenden Koordinationsproblemen nicht auf dem Waldweg, sondern weitab vom Schuss im Unterholz. Und das lag nicht am Alkohol.
Eine wichtige Regel war auch: Es war stets (wie beim Golf) das Team mit Werfen an der Reihe, dessen Kugel auf der Strecke gerade am weitesten hinten lag. Dabei musste immer exakt von der Stelle aus neu geworfen werden, an der die Kugel aufgehoben wurde. Und wenn das mitten in einer Pfütze war, dann war das eben so!
Vom Kronprinz bis zum Bahnhof Finkenkrug
Die Strecke führte vom Kronprinz mitten durch den Wald bis hin zum großen Parkplatz am Bahnhof Finkenkrug. Unterwegs änderte sich der eingeschlagene Waldweg immer wieder. War er zunächst gerade, breit und geschottert, so wurde er mit dem Verlauf immer schmaler, verschlungener und erdiger – was nicht nur die Wurfstrategie beeinflusste, sondern auch das Rollverhalten der Kugel.
Schnell zeigte sich, dass es ausreicht, den Leuten eine orangene Kugel in die Hand zu drücken, um sie glücklich zu machen. Denn in allen Gruppen war schnell der Ehrgeiz geweckt und jeder Spieler versuchte, angefeuert von seinen Leuten, den Ball so weit wie möglich zu werfen. Viel Geschrei war da zu vernehmen, sobald die eigene Kugel viel zu nah zu den anderen rollte – und ein Strafpunkt drohte. Es wurde aber auch viel gelacht. Auch, weil allzu großspuriges Angeben vor dem Wurf meist dazu führte, dass die Kugel im Wald landete oder von einem Ball abprallte.
Strafpunkte gab es da tatsächlich so einige. Und der Weg, der ohne Boßeln in einer halben Stunde zu bewältigen ist, dauerte auf einmal anderthalb Stunden.
Es ist natürlich gut, wenn man bei solch einem Event den Kronprinz (www.hotel-kronprinz.de) als Mitveranstalter an seiner Seite weiß. Restaurantleiterin Katrin Ehrlich wartete als Überraschung auf dem Parkplatz in Finkenkrug auf die Boßel-Spieler. Sie hatte Schmalzstullen mit eingelegten Gurken und heißen Glühwein (auch in einer alkoholfreien Variante) mit dabei, was bei den “Sportlern” sehr gut ankam.
Mit Stulle und Glühwein in der Hand tauschten sich die Spieler über die Ungerechtigkeit des Boßler-Lebens aus, beschuldigten die Schriftführer des Schummelns und überprüften, wer wie viele Würfe vorne oder hinten liegt. Alle waren überrascht, dass die Boßel-Runde noch nicht vorbei waren. Denn: Es ging nach der Pause wieder zurück durch den Wald in Richtung Kronprinz. Es war also gerade erst einmal die Hälfte der Tour geschafft.
Strafpunkte reduzieren: Wer trifft in den Wäschekorb?
Viele Gruppen waren aber in der Pause entsetzt: Auf dem Score-Zettel fanden sich viel zu viele Striche für Minuspunkte.
Um diese Strafpunkte etwas zu reduzieren, gab es in der Pause ein Bonusspiel. Jeder Spieler hatte einen einzelnen Versuch frei, um eine recht schwere Kugel (keine Boßel-Kugel) aus etwa sechs Meter Entfernung in einen Wäschekorb zu werfen. Blieb die Kugel im Korb liegen, wurden zwei Strafpunkte aus der Liste gestrichen. Jede Gruppe konnte demnach acht Strafpunkte von der Strichliste entfernen.
Die Überraschung: Gleich der allererste Wurf aus der Gruppe 5 Thiemer/Steiger landete im Korb. Die ersten beiden Bonuspunkte waren demnach sicher.
Kurios: Anschließend gelang es niemandem mehr, einen Stich zu machen. Niemand traf den Korb. Mit Ausnahme von Team 1 Scheibe. Hier landeten gleich zwei Kugeln zielsicher im Korb. Sie sprangen aber leider wieder heraus und sorgten so – dem Regelwerk folgend – für keine Punkte.
Die Rückrunde lief bei immer noch bestem Wetter nur unwesentlich schneller ab als die Hinrunde. Zwar wussten nun alle Spieler, wie sie werfen mussten und hatten auch taktisch den einen oder anderen Kniff hinzugelernt. Allerdings wurden nun die Arme etwas müde.
Wie gut, dass schon bald der Kronprinz am Ende des Weges zu erkennen war. Durstig und hungrig fielen die Boßel-Spieler in den Kronprinz ein und freuten sich auf einen Platz an der vorbereiteten Tafel.
Während die ersten Getränke kursierten, werteten die Spielführer die Strichlisten aus. Es kam dabei zu folgendem Ergebnis:
Rangliste 1. FALKENSEE.altuell Boßel-Turnier im Kronprinz
1: Team 1 (Scheibe): 95/6
2: Team 2 (Klostermann): 98/2
3: Team 4 (Gürgen): 99/5
4: Team 8 (Springer): 99/5
5: Team 7 (Liese): 103/4
6: Team 6 (Marquardt/Steffens): 110/5
7: Team 5 (Thiemer/Steiger): 111/4
8: Team 3 (Hippe/Trapp): 118/6
(Ergebnis ausgegeben als Würfe inkl. Strafpunkte + Strafpunkte separat)
Wegen absoluter Punktgleich gab es ein Stechen zwischen Gruppe 4 und 8, das Anja Gürgen gegen Jörg Springer für ihr Team entschied.
Während sich die drei Gewinnerteams über ihre Pokale freuten, schoben alle bereits ordentlich Kohldampf. Ganz nach Wunsch gab es aus der Kronprinz-Küche entweder ein riesiges Eisbein mit Kartoffeln, Sauerkraut und Erbsenpüree oder Grünkohl mit ordentlich Pinkel oder als vegetarische Variante einen Zucchini Kartoffelreibekuchen mit Kräuterschmand und Salatbeilage.
Carsten Scheibe war nach dieser Runde sehr überrascht: “Es ist erstaunlich, wie viel Spaß die Leute haben, wenn man ihnen ein paar bunte Bälle in die Hand drückt und sie durch den Wald schickt.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 168 (3/2020).
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