Die Präventionsseiten der Polizei: Folge 6 – Revierpolizisten im Havelland / Karriere machen bei der Polizei
Es gehört zu den wichtigen Aufgaben der Polizei, stets den Kontakt zu den Bürgern zu halten. Jeder hat bei diesem Gedanken sofort den britischen „Bobby“ vor Augen, der gemütlich durch „seine“ Nachbarschaft flaniert und dabei für alle Menschen vor Ort ein offenes Ohr hat. Diesen lokal gebundenen Polizisten, den gibt es auch in Deutschland. Zu DDR-Zeiten war dies der „Abschnittsbevollmächtigte“, im Westen der „Kontaktbereichsbeamte.“
Nach der Wiedervereinigung hat auch der Nachbarschaftspolizist einen neuen Namen bekommen. Er heißt nun „Revierpolizist“, kurz „RePo“ genannt. 1994 kam es sogar zu einer TED-Umfrage, welcher Name denn wohl der passende wäre. Dabei setzte sich der „RePo“ mit 46 Prozent gegen den „Revierwachtmeister“ und den „Bürgerkontaktbeamten“ durch.
Die „Vorschrift für den Wachdienst des Landes Brandenburg“ gibt vor, welche Aufgaben der Revierpolizist zu erfüllen hat. So soll er intensiven Kontakt mit der Bevölkerung pflegen, den Schulweg sichern und der Schulpartner sein, den Verkehrsraum überwachen, Beschwerden aus der Bevölkerung nachgehen, Anzeigen aufnehmen und Bürgersprechstunden durchführen. Außerdem vollstreckt der Revierpolizist Haftbefehle, führt Fahrerermittlungen durch, unterstützt die Kriminalpolizei bei ihren Ermittlungen, sichert Spuren an einem Tatort und leistet Amtshilfe z. B. für das Jugendamt, das Veterinäramt, den Gerichtsvollzieher und andere Verwaltungen. Die Revierpolizisten werden auch eingesetzt, wenn es gilt, Wahlen, Fußballspiele, Demos oder Veranstaltungen abzusichern.
Als „Seismograph, Mediator und Problemlöser in Uniform“ ist der Revierpolizist demnach in seinem Wirkungskreis unterwegs.
In jedem der 13 Amtsverwaltungsbereiche im Havelland sind mindestens einer, häufig auch mehrere Revierpolizisten tätig.
Zwei Revierpolizistinnen stellen sich FALKENSEE.aktuell vor, um aus ihrem Alltag zu berichten. Josephin Körner und Kerstin Schrumpf sind in Ketzin tätig. Am Gespräch nimmt auch die Einstellungsberaterin Sandra Pokorny teil, die ihren Einsatzort in Falkensee hat.
Mein Berufsalltag als Revierpolizistin: Das erleben wir!
Kerstin Schrumpf: „Da wir Revierpolizisten auf Jahre hinaus für unser Gebiet zuständig sind, sollten unser Name und das Gesicht bei den Anwohnern gut bekannt sein. Wer seinen RePo tatsächlich noch nicht kennengelernt hat, der findet in der Regel im Bürgeramt oder in der Stadtverwaltung einen Aushang vor, der ein Foto vom RePo zeigt, den Namen nennt und die Kontaktdaten verrät. In der Regel halten die Kollegen auch eine regelmäßige Sprechstunde ab, die man besuchen kann.“
Josephin Körner: „Wir Revierpolizisten sind oft in unserem Gebiet unterwegs – zu Fuß, im gemächlichen Tempo und bereit, angesprochen zu werden. Wir suchen so gezielt den Austausch mit der Bevölkerung. Das ist die beste Gelegenheit, um uns Beobachtungen mitzuteilen, Fragen zu stellen oder auf Missstände hinzuweisen. Wir stellen fest, dass gerade die Wohnungseinbrüche ein sehr großes Thema sind. Wir werden mitunter auf verdächtige Fahrzeuge hingewiesen oder auf Spaziergänger in den Straßen, die ein ungewöhnliches Verhalten zeigen. Etwa, weil sie alle Häuser mit dem Handy filmen. Wir Revierpolizisten führen übrigens auch die Nachgespräche nach einem erfolgten Einbruch durch.“
Kerstin Schrumpf: „Ein anderes Thema, das die Bürger bewegt, ist das Rasen der Autofahrer. Es ist tatsächlich so, dass viele Bürger sich in ruhigen Wohngegenden deutlich mehr Radarkontrollen wünschen, damit das Rasen endlich aufhört.“
Josephin Körner: „Um unsere Kernaufgaben herum können wir auch die Präventionsarbeit unterstützen, führen somit an den Grundschulen Radfahrprüfungen durch, sind in den Kindertagesstätten bei der Verkehrserziehung oder bieten den Bürgern zu festgelegten Terminen an, ihr Fahrrad, den Reitsattel oder den Bootsmotor zu codieren und diese Sachen somit vor einem Diebstahl zu schützen.“
Über Respektlosigkeiten der Bürger gegenüber den Revierpolizisten kann sich bislang noch keine der drei Damen beklagen: „Was den Respekt uns gegenüber anbelangt, so kann ich noch keinen Unterschied feststellen zwischen den alten und den jungen Leuten. Die Jugendlichen sind höchstens ein wenig lockerer. Sie zeigen weniger Ehrfurcht, das ist aber auch gut so, denn wir wollen ja ein gutes Miteinander erreichen und niemanden einschüchtern. Wir sind ja für die Bürger da und wollen niemanden verunsichern.“
Kerstin Schrumpf: „Dazu gehört auch, dass wir bei Verkehrskontrollen, die wir in unserem Gebiet durchführen, emphatisch sind. Bei den Kontrollen geht es übrigens nicht nur um Geschwindigkeitsüberschreitungen, sondern auch um Drogen- und Alkoholkontrollen. Ein großer Vorteil bei uns Revierpolizisten ist die Beständigkeit. Oft kümmern wir uns über Jahrzehnte um das uns zugewiesene Gebiet. So kennen wir unseren Kiez aus dem Effeff, lernen die Menschen kennen und wissen genau, was sich vor Ort in den letzten Jahren so getan hat, auch in kriminalistischer Hinsicht. Natürlich fühlt man sich da auch verantwortlich.“
Revierpolizisten: 4,5 Kilo Ausrüstung
Wenn die zwei Revierpolizistinnen in ihrem Gebiet unterwegs sind, dann tragen sie einen drei Kilo schweren Gürtel. An diesem Gürtel hängen nicht nur die Dienstpistole und Handschellen, sondern viele weitere Utensilien, die die Polizistinnen gebrauchen könnten. Hinzu kommt eine schusssichere Schutzweste, die noch einmal 1,5 Kilo wiegt. So sind die mitunter filigran gebauten Damen jeden Tag mit ordentlichem Gewicht unterwegs. Was wiederum zeigt, dass sie viel Kondition mitbringen.
Josephin Körner: „Mehrmals im Jahr müssen wir auch zu Schießübungen antreten. Da ist es natürlich gut, dass wir jetzt in Falkensee eine Schießanlage haben. Wichtiger als alle Schießkünste oder Kampfsport-Kenntnisse sind aber unsere Erfahrungen im taktischen Reden. Brenzlige Situation versuchen wir natürlich friedvoll zu lösen, in erster Linie führen wir viele Gespräche.“
Jetzt Polizist werden: 2x im Jahr gibt es die Chance dazu!
Sandra Pokorny ist bei der Polizeiinspektion Havelland als Einstellungsberaterin (Finkenkruger Straße 73, 14612 Falkensee, Tel.: 03322 275-1006, einstellungsberatung.pihvl@polizei.brandenburg.de) aktiv.
Sandra Pokorny: „Zwei Mal im Jahr stellt die Polizei in Brandenburg neue Polizisten ein. Immer im April und Oktober werden zurzeit je 200 Kolleginnen und Kollegen in den Dienst aufgenommen. Sie werden nach Abschluss des Auswahlverfahrens an der Fachhochschule in Oranienburg ausgebildet.“
Die Polizei sucht verstärkt nach qualifizierten Nachwuchskräften. Die Einstellungsberaterin soll dabei helfen, die Einstiegshürde möglichst niedrig zu halten. Dieser Posten ist noch ganz neu, den „Einstellungsberater“ gibt es erst seit Mai 2018.
Sandra Pokorny: „Ich bin die erste Ansprechpartnerin, sobald jemand den Wunsch verspürt, Polizistin oder Polizist zu werden. Ich beantworte Fragen, zeige Karrierewege auf und erkläre, wie das Auswahlverfahren funktioniert. Ich begleite die einzelnen Personen gern den gesamten Weg von der Bewerbung bis zur erfolgten Einstellung. Dabei ist es egal, ob es um den mittleren oder den gehobenen Dienst geht, also um eine Ausbildung oder um ein Studium.“
Wer sich für den mittleren Dienst interessiert, kann sich nach dem Abschluss der 10. Klasse bewerben. Die Ausbildung dauert dann 2,5 Jahre. Der gehobene Dienst steht den Anwärtern nach dem Abschluss des Abiturs offen. Der Bachelor of Art dauert sechs Semester.
Das Gute an der Polizeiausbildung im Land Brandenburg ist, dass alle zunächst das Gleiche lernen und sich erst im Nachhinein spezialisieren. Der Polizei-Einstellungstest ist vom Fitness-Level her nicht so schwierig wie sein Ruf. Sandra Pokorny: „Halbwegs sportliche Schüler sollten mit den Fitnessanforderungen des Tests kein Problem haben.“
Allerdings: „Der Einstellungstest dauert zwei Tage. Da der Polizeiberuf hohe Anforderungen an den Einzelnen stellt, wird hier ordentlich ausgesiebt.“
Der Einstellungsberaterin fällt auf, dass immer mehr junge Frauen in die einstige Männerdomäne Polizei drängen: „Bei der Polizei kann man auch vorher ein Schülerpraktikum machen, um auf diese Weise in unseren vielseitigen Beruf hinein zu schnuppern. Dabei fällt uns auf, dass sich immer mehr Mädchen um einen Praktikumsplatz bemühen.“ (Text/Fotos: CS)
Das Sachgebiet Prävention der Polizeiinspektion Havelland ist in der Schützenstraße 13, 14641 Nauen, Tel. 03321-400-1088 erreichbar. Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Webseite www.polizei-beratung.de. Anzeigen, Hinweise sowie Meldungen etc. können auch unter www.polizei.brandenburg.de online abgegeben werden.
Hiermit endet unsere kleine Serie.
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 161 (8/2019).
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