Parents for Future Falkensee: Offener Brief an die Schulleitungen in Falkensee
Sehr geehrte Schulleitung, am 20.09.2019 findet der globale Klimastreik statt, zum Beispiel auch in Falkensee. Weltweit werden Menschen jeden Alters auf die Straße gehen und für die Einhaltung des Übereinkommens von Paris und gegen die eskalierende Klimakrise demonstrieren. Überregionale Informationen finden Sie beispielsweise unter www.AlleFuersKlima.de.
Dieser offene Brief ist ein Informationsangebot an Sie als Schulleiter*In und Ihr Kollegium, ein hoffnungsvoller Appell, der informativ ebenfalls den lokalen Medienredaktionen zugegangen ist.
Senden wir gemeinsam ein engagiertes Signal an die junge Generation, dass wir ihre Situation erkennen und, als wissenschaftlich orientierte Erwachsene, ihren Einsatz für den Klimaschutz aktiv unterstützen!
An diesem besonderen 20.09.2019 und darüber hinaus haben Sie als Pädagog*Innen einige Möglichkeiten, den Klimaschutz aktiv zu unterstützen. Viele davon nutzen Sie vielleicht bereits:
1. Diskutieren Sie in Ihrem Kollegium die Möglichkeit, einen Sonderprojekttag oder Unterrichtsgang zur Demonstration am 20.09.2019 in Falkensee einzurichten oder unterstützen Sie den Besuch als Maßnahme politischer Bildung. Im Sinne der BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) fördern Sie damit vorausschauendes Denken, verantwortliches Handeln und die Bereitschaft der Schüler*innen, an gesellschaftlichen Prozessen zu partizipieren. Bundesweit haben bereits mehrere Schulen ihre geschlossene Teilnahme an den Demonstrationen zugesagt.
2. Setzen Sie sich im Kollegium dafür ein, Prüfungen am 20.09.2019 zu vermeiden.
3. Verzichten Sie insbesondere auf Strafen für Schüler*innen, die sich für unser aller Zukunft engagieren!
4. Werben Sie im Kollegium dafür, den Klimaschutz im Unterricht zu thematisieren, wo immer es der Lehrplan ermöglicht. Beispielhafte Ansätze hierzu haben wir im Anhang dieses Briefs zusammengestellt.
Unter anderem ruft die Lehrergewerkschaft GEW zur Unterstützung des globalen Klimastreiks auf. Wir hoffen, dass auch Sie Ihre engagierten Schüler*innen darin bestärken, ihre demokratischen Grundrechte wahrzunehmen. Es geht hier nicht um Einzelinteressen, sondern um die Zukunft Ihrer und unserer und aller nachfolgenden Generationen! Bitte beachten Sie, dass wir die Schüler*innen nicht dazu aufrufen, dem Unterricht unerlaubt fernzubleiben. Wir verstehen aber sehr gut, warum sich immer mehr Schüler*innen entscheiden, Teil von Fridays for Future zu werden. Hierzu finden Sie auf den folgenden Seiten einige Hintergrundinformationen zur Klimakrise.
In den letzten Wochen und Monaten ist der Klimaschutz immer weiter in das öffentliche Bewusstsein gerückt und immer mehr Menschen begreifen, in was für einer kritischen Situation wir uns befinden. Die eskalierende Klimakrise bedroht bereits jetzt etliche Menschen und Ökosysteme auf unserer Erde. Erste Klimakipppunkte könnten bereits erreicht sein. Einige aktuelle Beispiele möchten wir exemplarisch aufführen:
1. Nach dem IPCC-Sonderbericht vom 08.08.2019 beträgt die Erwärmung an Land bereits über 1,53 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit, unter Berücksichtigung der sich langsamer erwärmenden Meeresflächen insgesamt 0,87 °C.1 Der vergangene Juli war zudem weltweit der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnung.
2. Die bisherigen Prognosen zur Geschwindigkeit des Klimawandels werden laufend übertroffen. Der Permafrost taut 70 Jahre früher3, das Grönlandeis schmilzt 50 Jahre eher4 und die Gletscher Alaskas ziehen sich hundertmal schneller zurück, als gedacht.
3. In der Arktis toben aktuell gewaltige Feuer, vielleicht die größten, die unser Planet je gesehen hat.6 Allein in Sibirien ist aktuell bereits eine Fläche größer als NRW verbrannt. Die Rauchwolke ist größer als die gesamte Europäische Union.8 Ähnlich dramatisch stellt sich die Situation in Brasilien und vielen weiteren Orten dar.
4. In vielen Teilen der Welt – auch in Europa und Deutschland – herrscht bereits Wasserknappheit. Über den von Menschen gemachten Klimawandel gibt es einen überwältigenden wissenschaftlichen Konsens.10 Gleichzeitig erreicht die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre jährlich neue Höchststände. Das Restbudget an CO2-Äquivalent der Menschheit wird bei den derzeitigen Emissionsmengen bereits in knapp 8,5 Jahren oder weniger aufgebraucht sein, will man das 1,5 Grad-Ziel einhalten. Wird die angestrebte 1,5 °C Erderwärmung überschritten, wird das Erreichen kritischer Klimakipppunkte deutlich wahrscheinlicher14 und die apokalyptisch anmutenden Schreckensszenarien der Wissenschaft mit jeder weiteren Erwärmung realistischer.
Mit einer großen gemeinsamen Anstrengung der Menschheit muss dies unbedingt verhindert werden!
Daher hat sich jedes Land der Erde mit dem Übereinkommen von Paris zur Erreichung bestimmter Ziele verpflichtet, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 °C zu begrenzen. Deutschland – obwohl eines der reichsten Länder der Erde – trägt allerdings viel zu wenig zur Erreichung der Klimaziele bei und rangiert weltweit nur auf Rang 27 und innerhalb Europas auf Rang 18 im Klimaschutz-Index. Und das, obwohl Deutschland aktuell weltweit die siebthöchsten CO2-Emissionen tätigt bzw. die EU als Ganzes sogar die dritthöchsten. Bei den kumulierten CO2-Emissionen belegt Deutschland allein gar Rang 4 aller Länder,18 ist also einer der stärksten Verursacher der Klimakrise und somit in besonderer Verantwortung. Bereits jetzt ist allerdings gesichert, dass die CO2-Minderungsziele, zu denen sich Deutschland im Rahmen des Übereinkommens von Paris verpflichtet hat, für 2020 deutlich verfehlt werden. Strafzahlungen von bis zu 60 Milliarden Euro sind zu erwarten.
Das alles können wir nicht länger stillschweigend hinnehmen! Wir fordern von den politischen Mandatsträgern auf allen Ebenen, den zahlreichen Absichtserklärungen schnell wirksame Taten folgen zu lassen, um endlich das Übereinkommen von Paris einzuhalten und den Klimanotstand als solchen anzuerkennen. Es geht um die Lebensgrundlage und die Zukunft aller Menschen!
Der 20.09.2019 steht daher nicht mehr allein im Zeichen von Fridays for Future, auch sehr viele Erwachsene haben sich bereits angekündigt. Ein breites, weltweites Bündnis unterschiedlichster Organisationen ruft zur Teilnahme am Klimastreik auf, unter anderem auch mehr als 2.600 deutsche Unternehmen. An diesem Tag hat die Menschheit die große Chance, ein starkes, gemeinsames und globales Zeichen für konsequenten Klimaschutz zu setzen!
Bitte bewerten Sie unser Anliegen daher nicht allein unter schulischen Gesichtspunkten, sondern auch nach gesamtgesellschaftlichen Maßstäben. Wir hoffen sehr auf die Unterstützung auch Ihrer Schule!
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Torsten Kühnemund Parents for Future Falkensee
Dies ist eine Pressemitteilung, die der Redaktion zugeschickt wurde, und die wir zur Information der Bürger in der Region Havelland unredigiert übernehmen.
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