Dauerausstellung „Facetten des märkischen Wanderers“: Im neuen Fontane-Museum
In diesem Jahr feiern wir 200 Jahre Theodor Fontane (1819-1898). Der bekannte Dichter, Apotheker, Journalist und Theaterkritiker und das Havelland haben zwei starke Schnittmengen. Denn obwohl Fontane anscheinend selbst nie persönlich in Ribbeck gewesen ist, gilt sein Gedicht „Herr von Ribbeck in Ribbeck im Havelland“ noch immer als sein bekanntestes Werk.
Und in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ nahm er sich im dritten Band das Havelland vor und beschrieb ausführlich seine Eindrücke etwa vom Brieselang, vom Finkenkrug oder von Seegefeld.
Im Schloss Ribbeck fühlt man sich Theodor Fantane im besonderen Maße verbunden. Hier findet am 2. Juni der Song-Contest „Sing den Theo“ statt, bei dem Nachwuchsbands Texte von Fontane auf die Bühne holen werden. Und ab dem 12. Juli stehen die Schlossfestspiele Ribbeck auf dem Kalender. Sie inszenieren im Schlossgarten das Fontane-Stück „Effi Briest“.
Und jetzt auch noch ein Museum. Roger Lewandowski, Landrat vom Havelland und als solcher auch zuständig für das vom Kreis geführte Schloss Ribbeck: „Wir haben das bestehende Museum in Rekordzeit umgestaltet und es mit dem Schwerpunkt Fontane am 1. Mai neu eröffnet. Dabei sind wir einem sehr ambitionierten Zeitplan gefolgt. In Dezember 2018 haben wir mit den Umbaumaßnahmen begonnen, die pünktlich zum 1. Mai abgeschlossen waren. Dabei wurden etwa 850.000 Euro in die Hand genommen – eine Summe, die der Landkreis allein gar nicht stemmen kann. Aus diesem Grund haben wir Fördermittel beantragt, die uns auch zugesagt wurden. Das Land hat uns 75 Prozent dieser Summe in Aussicht gestellt.“
Das neue Museum mit einer Fläche von etwa 240 Quadratmetern zeigt nun auf Jahre hinaus die Dauerausstellung „Facetten des märkischen Wanderers“ und stellt sich damit ganz der Auseinandersetzung mit dem Thema Fontane. Für die Auswahl der Exponate und die Konzeption der Ausstellung zeichnete Dr. Ulrich Wanke, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, verantwortlich: „Das Museum kann es gar nicht schaffen, Fontane als Ganzes abzubilden. Wir zeigen deswegen Facetten von Fontane und verschränken sie immer wieder mit dem Standort Ribbeck. Viele Fontane-Freunde wissen übrigens gar nicht, dass Fontane noch einen zweiten Band seiner Wanderungen dem Havelland widmen wollte. Es gibt sehr viele Skizzen dazu, aber das Buch ist nie erschienen.“
Landrat Roger Lewandwoski freut sich sehr über das neue Museum, das sehr modern gestaltet ist und mit seinen vielen multimedialen Elementen auch die jüngeren Generationen begeistern soll: „Wir möchten unsere Bevölkerung nach Ribbeck holen und für eine engere Verbindung mit dem Havelland sorgen. Die eigene Geschichte ist ein Band, das uns alle zusammenhält.“
Das neue Fontane-Museum wurde von der Berlina Firma Panatom Corporate Communications konzipiert und gestaltet. Fünf „Erlebnisräume“ gibt es nun, durch die der Besucher frei flanieren darf. In den Räumen geht es um den Bau von Schloss Ribbeck, um die Gründerzeit, um das Thema „Fontane und der Adel“ und um die berühmten Wanderungen durch das Havelland.
Was sich Panatom ausgedacht hat, um das Fontane-Museum auf dem höchsten Stand der Museumspädagogik zu präsentieren, ist beachtlich. „Mit allen Sinnen erfahren“, so könnte man das Konzept beschreiben. Ein virtueller Fontane emppfängt die Besucher und führt sie in die Ausstellung hinein. Hier gibt es „Schallduschen“, die sich von selbst aktivieren, sobald der Besucher sich auf bestimmte Hotspots stellt. Sie erzählen kurz, was es zu sehen gibt. In der begehbaren Birne, die wohl die schrägste und beeindruckenste Installation im Museum ist, kann der Besucher Platz nehmen und sich verschiedene Ausschnitte aus den Filmen anschauen, die auf Fontanes Werken basieren. Ein begehbarer Zeitstrahl auf dem Boden, ein originaler Schreibtisch aus der Gründerzeit mit einer Erstauflage von Fontanes „Der Stechlin“ und am Ende eine Lounge mit Tablets, auf denen Hörauszüge von Fontanes Werk zu goutieren sind – all das sind nur Facetten der vielen Ideen, die in diesem Museum zum Einsatz kommen.
Jule Froböse, Geschäftsführerin von Panatom: „Wir setzen auf eine spielerische Wissensvermittlung, richten uns an alle Generationen und lassen den didaktischen Zeigefinger gesenkt. Der Besucher soll erleben, verweilen und wiederkommen, das wünschen wir uns.“
Frank Wasser, Geschäftsführer vom Schloss Ribbeck, staunt ebenfalls: „In der begehbaren Birne steckt ja mehr Technik als in Apollo-11. Mir gefällt: Man gewinnt bei jedem Besuch neue Eindrücke, das hat man großartig gemacht. Ich betrachte das Fontane-Museum als ein Zwischending zwischen einem Kunstwerk und einem intellektuellen Wellness-Bereich.“
Den zur Museumseröffnung geladenen Gästen – darunter Christian Görke (Finanzminister des Landes Brandenburg und stellvertretender Ministerpräsident), Dieter Dombrowski (Vizepräsident des Landtages Brandenburg) und Manuela Vollbrecht (Vorsitzende des Kreistages) – gefiel das Konzept ausgesprochen gut. Christian Görke: „Hier wird man noch einmal wiederkommen müssen, um alle Exponate in aller Ruhe in Augenschein zu nehmen.“
Das neue Fontane-Museum hat täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet fünf Euro, ermäßigt drei Euro. Gern können auch Führungen organisiert werden. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 159 (6/2019).
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