Grabenwanderung in Schönwalde-Glien
Bodo Oehme (CDU), Bürgermeister von Schönwalde-Glien, hat zwei große Leidenschaften. Die Geschichte seines Ortes. Und das Grabensystem der Region. Am 18. März konnte er seine beiden Wissensgebiete unter einen Hut bringen. An diesem Tag lud er zur traditionellen Grabenwanderung ein.
Der kostenlose Ausflug lockte auch bei eisigen Minustemperaturen weit über einhundert Neugierige an, die sich auf eine gut zweistündige Wanderung einließen. Die führte am Waldwichtelpfad entlang bis zum Havelkanal und über „Klein-Venedig“ mit seinen zahllosen kleinen Kanälen wieder zurück bis zum Rathaus.
Unterwegs gab es einiges zu erfahren. So etwa, dass Friedrich Wilhem I vor genau 300 Jahren die Entwässerung des Havelländischen Luchs anordnete, um anschließend – nicht ganz freiwillig – die ersten Bewohner in dieser Region anzusiedeln. Bodo Oehme: „Das Grabensystem, das damals entwickelt wurde, war sehr ausgeklügelt angelegt und auch auf die Zukunft hin ausgerichtet worden. Da haben sich die Altvorderen sehr viele Gedanken gemacht. Womit die Planer damals aber nicht gerechnet haben, das war der Bau des Havelkanals und der Bau der Berliner Mauer. Das waren zwei Einschnitte, die den Verlauf der Gräben entscheidend beeinflusst haben – plötzlich konnte das Wasser nicht mehr abfließen.“
Ein anderes großes Problem: Ohne eine ständige Pflege der vorhandenen Gräben können diese ihrer Aufgabe nicht mehr gerecht werden. Bodo Oehme: „Ein Graben ist zunächst einmal ein reines Funktionsgewässer, das eine Aufgabe hat. Wenn diese Aufgabe nicht mehr bewältigt werden kann, dann haben wir ein Problem. Ich höre immer wieder, dass dieser oder jener Graben ein schützenswertes Biotop ist. Oder dass sich der Biber angesiedelt hat und mit seinen Bauten geschützt werden muss. Dagegen spricht: Im letzten Jahr gab es drei Starkregenereignisse in der Region. Da hat es sich gezeigt, was passiert, wenn die Gräben nicht funktionieren: Dann läuft das Wasser einfach über die Straße und in den nächsten Keller hinein. Als ich klein war, war das noch gang und gäbe. Bei Regen schickte mich mein Opa noch mit meinen Booten in den Keller – zum Spielen.“
Die Gemeinde Schönwalde-Glien hat in den letzten Jahren viel Geld in die Hand genommen, um das Grabensystem wieder auf Vordermann zu bringen. Bodo Oehme: „Wir haben verlandete oder zugeschüttete Gräben wieder hergestellt. Wir haben Grundstücke gekauft, um Zugriff auf stillgelegte Grabenabschnitte zu bekommen. Noch sind wir aber nicht am Ziel angekommen. Das alte Grabensystem ist noch lange nicht zu hundert Prozent wieder hergestellt. Wir wünschen uns auch noch eine bessere Pflege der Gräben durch die Wasser- und Bodenverbände, um Wasserpflanzen und Schlamm aus den Gräben zu entfernen, sodass sie im Ernstfall sofort funktionsfähig sind. Und wir appellieren an die Bürger, keinen Unrat oder Rasenschnitt in die Gräben zu werfen.“
Bodo Oehme sieht immerhin etwas zuversichtlicher in die Zukunft als noch vor einem Jahr: „Endlich wurde eine Regelung gefunden, dass die Kosten für den Erhalt der Schöpfwerke im Havelland wieder auf die Flächenbeiträge der Grundstückseigentümer umgelegt werden können. 2014 standen 13 Schöpfwerke im Havelland still. Die Schöpfwerke werden aber dringend gebraucht, wenn bei Starkregen Wasser aus der Fläche gepumpt werden muss.“ (Text/Fotos: CS)
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