Premiere im Falkenseer ALA: Erhard Stenzel
Der Zweite Weltkrieg liegt lange zurück. Für viele Schüler ist er nur ein rein theoretischer Schrecken, dessen Zahlen sie mitunter für den Geschichtsunterricht in der Schule auswendig lernen müssen. Es gibt immer weniger Zeitzeugen, die aus eigener Erinnerung von den Kriegsjahren zu berichten wissen.
Eine Stimme darf nicht ungehört verstummen – und das ist die von Erhard Stenzel. Der 1925 geborene Deutsche stammt aus Freiburg. Er gilt als letzter noch lebender deutscher Kämpfer in der französischen Resistance. Und da er in Falkensee lebt, hat Heide Gauert zusammen mit der Schnittmeisterin Evelyne Kuhnert einen 52 Minuten langen Dokumentarfilm über den immer noch sehr rüstigen Senioren gedreht. Das hat ein halbes Jahr gedauert. Am 10. September wurde er im vollbesetzten ALA-Kino in Falkensee uraufgeführt: Am Ende gab es stehende Ovationen und eine anschließende Diskussion mit dem Hauptdarsteller.
Heide Gauert: „Der Film ist gemacht für die jungen Leute. Hier können sie einem zuhören, der Mut bewiesen und unter Lebensgefahr gegen das Nazireich gekämpft hat. Er berichtet mit seinen eigenen Worten vom Schrecken des Nationalsozialismus und wirkt so einem Vergessen aktiv entgegen. Nach der Premiere haben wir ihn noch ein zweites Mal in der Falkenseer Stadthalle vor lauter Schülern der Klassenstufen 10 bis 13 aufgeführt.“
Der Film heißt „Sie nannten ihn Benjamin – Erhard Stenzel“. Herausgegeben wird er vom „Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen der Stadt Potsdam e.V.“. Finanziert wurde er mit Fördermitteln des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport, mit Geld der LINKEN und mit privaten Spenden. Die Musik für den Film wurde von Harald Petzold, Lehrer für politische Bildung, komponiert und eingespielt.
Was Erhard Stenzel im Film erzählt, bewegt. So musste er als Schüler miterleben, wie sein Vater von der SA abgeführt und ins KZ gebracht wurde – von dem SA-Sturmführer, der als sein Lehrer in der Schule den Unterricht präsentierte. Mit 17 Jahren landete Stenzel im Gefängnis, weil er als Lehrling eine Druckerplatte für die Zeitung hatte fallenlassen, was ihm als Sabotage ausgelegt wurde. Im Gefängnis wurde er gezwungen, mehreren Exekutionen beizuwohnen. Aus der Wehrmacht desertierte er und schloss sich der Resistance an. Erhard Stenzel im Film: „Nach Oradour kamen wir zwei Tage zu spät. Da hatten die Nazis alle Männer erschossen und Frauen und Kinder in die Kirche gesperrt und diese dann angezündet. Wir fanden nur noch die verbrannten Leiber vor. Der Hitler-Faschismus war das schlimmste Verbrechen des 20. Jahrhunderts.“ (Text/Foto: CS)
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