Interview Teil 1: Falkensees Bürgermeister Heiko Müller: Das Jahr 2012 (Teil 2)
Am Ende eines Jahres wagen wir gern zusammen mit Falkensees Bürgermeister Heiko Müller den Blick zurück. Den ersten Teil des Interviews gab es in Heft 81, jetzt folgt der Nachschlag. Unsere erste Frage: Am Falkenhagener See und im Gutspark finden abends oft Gelage statt. Das ist vielen Bürgern unangenehm. Viele meiden diese Suff-Orte dann bewusst. Alkohol im Stadtbild – wird das zu einem Thema?
Alkohol im Stadtbild ist sicherlich immer ein Thema. Wir sind dazu auch mit der Polizeiinspektion im Gespräch. Verbote machen aber nur Sinn, wenn sie rechtssicher und durchsetzbar sind. Zudem helfen Verbote nicht, wenn sich die Standorte dann nur verlagern. Insofern gibt es viele Fragen und wenig Antworten.
Sie wurden am 30. September 2007 mit 53,32 Prozent aller Stimmen zum neuen Bürgermeister in Falkensee gewählt. Nach fünf Jahren: Wie lebt es sich so als Bürgermeister? Was macht Spaß, was nicht? Wann geht die Amtszeit zu Ende – und treten Sie dann noch einmal zur Wahl an?
Bürgermeister zu sein ist ein hervorragender Schutz gegen Langeweile. In einer Stadt wie Falkensee gibt es Herausforderungen für jede Minute des Tages. Da ich Herausforderungen liebe, macht mir die Arbeit auch viel Spaß.
Natürlich gibt es auch immer wieder mal Dinge, die gar keinen Spaß machen. Dazu gehören vor allem schwere persönliche Probleme von Bürgerinnen und Bürgern, um die sich ein Bürgermeister kümmert. Meine Amtszeit geht 2015 zu Ende und momentan gehe ich davon aus, dass ich mich noch einmal zur Wahl stellen werde. Für Wähler, die sich keinerlei Veränderung in Falkensee wünschen bin ich sicher der falsche Kandidat. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass ich in der Lage bin, zusammen mit vielen Partnern in Falkensee etwas zu bewegen.
Im Ort wird immer wieder über Lärmbelästigung diskutiert. Die einen Falkenseer möchten gern im Restaurant, in der Kneipe oder im Partyzelt feiern, die anderen Falkenseer pochen auf Ruhe und möchten das gern unterbinden. Wie sehen Sie das und wie bekommt man beide Gruppen unter einen Hut?
So ganz wird man die Feierlustigen und die Ruhesuchenden nicht unter einen Hut bringen. So große Hüte kenne ich jedenfalls nicht. Derzeit ist es auch für die Stadtverwaltung immer eine Gratwanderung, Veranstaltungen in Festzelten zuzulassen, ohne die Belastungen für das Umfeld unzumutbar zu machen. Ich erhoffe mir viel von der neuen Stadthalle. Ziel ist es, Fest- und Konzertveranstaltungen komplett in die Stadthalle zu verlagern. Lärmschutz in einem festen Gebäude ist natürlich viel einfacher zu realisieren als in Zelten.
Wir sind im Speckgürtel von Berlin. Obwohl allein schon die Lage vermögende Familien aus Berlin anlockt, die „nach draußen ins Grüne“ ziehen, gehen im Ort immer wieder Jahr für Jahr viele Firmen und Gastronomen pleite, weil sie keinen Umsatz machen. Woran liegt das? Welches Ladengeschäft fehlt Ihnen noch in Falkensee?
Sicher muss man zwischen Gaststätten und Ladengeschäften unterscheiden. Bei Gaststätten wirken sich zwei Aspekte aus. Erstens hat fast jede Falkenseer Familie gerade neu gebaut oder saniert. Nach unserer Erfahrung werden die finanziellen Spielräume der Familien dabei ziemlich strapaziert. Deswegen fällt der eine oder andere Gaststättenbesuch aus. Im Sommer ist der eigene Grill eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Gaststätten. Bei den Ladengeschäften fehlen schlicht ausreichende attraktive Angebote im Zentrum der Stadt. Wer erst mal mit dem Auto nach Berlin oder in den Havelpark gefahren ist, erledigt dort alles, was er kann. Ich bin mir unterdessen aber sicher, dass es uns gelingen kann, die Attraktivität des Falkenseer Zentrums zu verbessern. Neben unserem Bürgeramt und der neuen Stadthalle zeichnen sich auch verschiedene positive Entwicklungen im Bereich des Einzelhandels und bei attraktiven Dienstleistungen ab.
Als Bürgermeister ist man immer im Amt. Sie werden in Diskussionen auch immer wieder einmal sehr hart angegangen. Wie hält man das aus und wie entspannen Sie sich am besten?
Vor allem darf man nichts persönlich nehmen. Damit will ich nicht sagen, dass man Meinungen nicht ernst nehmen soll. Aber der eine oder die andere überziehen schon mal etwas in der Wortwahl oder im Ton. Ich versuche dann immer den emotionalen Teil auszublenden und mich auf den inhaltlichen Teil zu konzentrieren. Das gelingt mir meistens ganz gut.
Entspannen kann ich mich meistens am Computer – außer wenn der mich ärgert, weil er nicht funktioniert. Und natürlich mit Musik, meiner Familie und vor allem mit meinem Enkel Paul.
Urlaub muss auch einmal sein. Wo ging es denn in diesem Jahr hin?
In die USA – um meinen Enkel nebst Familie zu besuchen.
Was ist in diesem Jahr so richtig gut geglückt?
Das Bürgeramt – weil unser neues modernes Servicekonzept aufgeht.
Was ist in diesem Jahr so richtig schön in die Hose gegangen?
Das Bürgeramt – weil die Sanierung des Gebäudes so viele Probleme gemacht hat.
Die Fragen stellte Carsten Scheibe, das Foto wurde von der Stadt Falkensee zur Verfügung gestellt
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