Familienhalt: November 2012
Sehr geehrte Frau van den Boogaard, wir haben einen 10-jährigen Sohn, der nun meiner Meinung nach alt genug ist, um etwas im Haushalt zu helfen. Leider sind mein Mann und ich da nicht ganz der gleichen Meinung. Wenn es nach ihm gehen würde, bräuchte unser Sohn gar nichts zu machen.
Er sagt, dass Männer für den Lebensunterhalt sorgen sollen und Frauen, wenn möglich, nicht zu arbeiten brauchen, dafür aber Zuhause alles machen sollten.
Ich möchte aber, das unser Sohn wenigstens ein paar Sachen lernen sollte: Betten machen, Staubsaugen, Bügeln, Tisch decken, Zimmer aufräumen usw. Daher möchte ich früh genug damit anfangen, damit er nach und nach genau diese Sachen lernen kann. Auch im Garten sollte er natürlich helfen. Gerade jetzt im Hebst ist genug zu tun und da bin ich für jede helfende Hand dankbar.
Jetzt fühle ich mich etwas ratlos, denn jedes Mal, wenn ich meinen Sohn zur Mithilfe anrege, provoziere ich einen Streit mit meinem Mann. Davon abgesehen, erinnert mich mein Sohn bei jeder Bitte jetzt sowieso schon an Papas Meinung: „Papa hat gesagt, dass Männer so was nicht machen müssen“. Das geht jetzt soweit, dass er bewusst alles liegen lässt: seine Kleidung, dreckige Handtücher usw. Können Sie mir helfen?
Vielen Dank. Es grüßt Sie Franzi K.
Liebe Franzi K.,
vielen Dank für Ihr Schreiben.
Es ist nicht unüblich, dass Kinder – egal ob Jungen oder Mädchen – mit der Zeit auch im Haushalt helfen. Unabhängig davon, ob sich dies nur auf das eigene Kinderzimmer bezieht oder ob die Kinder gewisse Basics im Haushalt erlernen: Als Vorbereitung auf ein selbständiges Leben in den eigenen vier Wänden ist es sogar sinnvoll, dass unsere Kinder rechtzeitig erfahren und lernen dürfen, wie man z.B. Bettwäsche wechselt oder wie der Staubsauger funktioniert. Spätestens auf Klassenfahrten wird meist ein gewisses Maß an Selbständigkeit erwartet und sicherlich möchte kein Elternteil, dass das eigene Kind sich herabgesetzt fühlt, da es sein Bett nicht selbständig beziehen kann und deshalb auf fremde Hilfe angewiesen ist.
Es ist m.E. ungemein wichtig, dass die Eltern an einem Strang ziehen. Daher rate ich Ihnen in erster Instanz zu einem klärenden Gespräch mit Ihrem Mann. Erklären Sie ihm, warum Sie die Mithilfe Ihres Sohnes für wichtig halten. Besprechen Sie gemeinsam einen möglichen Rahmen der Mithilfe, welcher für beide Elternteile „lebbar“ ist, denn dann wird auch Ihr Sohn mitziehen – sicherlich nicht immer euphorisch (wer macht schon immer gern Hausarbeit?), aber mit der Zeit werden diese kleinen Handgriffe zur Selbstverständlichkeit und festigen auch das Selbstwertgefühl Ihres Sohnes. Und natürlich darf und kann Hausarbeit resp. Mithilfe ja schließlich auch Spaß machen (z.B. mit Musik), mit dem netten Nebeneffekt, dass es gemeinsam oft schneller geht und man danach Zeit für gemeinsame Aktivitäten hat.
Eine Verhältnismäßigkeit von Alter und Mitarbeit ist natürlich Grundlage für das Funktionieren und wenn alle gemeinsam – sich an einen zuvor festgelegten Rahmen orientierend – die verschiedenen Punkte der Mithilfe besprechen, bleiben weitere Irritationen in der Regel aus.
Ich drücke Ihnen fest die Daumen und sollten Sie noch Rückfragen haben oder einen persönlichen Termin wünschen, können Sie mich natürlich auch jederzeit gern anrufen: 033203 389731.
Herzlichste Grüße
– Deborah van den Boogaard
(www.familienhalt.de)
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