Im Manga-Fieber
Früher sind die Teens groß geworden mit Asterix und Lucky Luke, mit den Perry Rhodan Planetenromanen und mit dem MAD Magazin. Von den Eltern oft als Blödmacher und Schundliteratur verdammt, hat die Lektüre doch niemandem geschadet. Im Gegenteil: So manches Elternteil wäre heute froh, wenn der Nachwuchs überhaupt lesen würde, anstatt den ganzen Tag nur vor der piepsenden Technik zu sitzen.
Dass Computer nicht alles sind und sich jede Generation ihr eigenes Lesefutter sucht, beweisen Maike (13) und Bianka Abel (15) aus Falkensee. Beide besuchen die Immanuel-Kant-Gesamtschule und beide interessieren sich ganz besonders stark für – Mangas.
Mangas sind japanische Comics. Sie werden von hinten nach vorn gelesen, sind meist schwarzweiß angelegt, weisen ein hohes Erzähltempo auf und laufen oft über mehrere tausend Seiten. In Japan erreichen die Mangas leicht die Dicke des Berliner Telefonbuchs. Hierzulande werden die Serien meist in zahllose Taschenbuch-dicke Bände zerlegt, die dann in monatlicher Folge im Handel erscheinen.
Bianka Abel: „Ich hab schon in der Grundschule mit den Mangas angefangen. Mein erstes Manga war ‚Kamikaze Kaito Jeanne‘. Inzwischen besitze ich um die 60 Mangas, so etwa sieben Serien lese ich regelmäßig.“
Die dicken Bände holt sich Bianka von ihrem Taschengeld, wünscht sie sich zu Weihnachten oder zum Geburtstag – oder bekommt sie auch schon mal bei besonders guten Noten geschenkt. Vater Uwe Abel: „Ich bin selbst Comicfan und gönne mir auch manchmal einen Sammelband mit den gebündelten Abenteuern meiner Helden aus alten ZACK-Tagen. Inzwischen kommen meine Töchter gern mit in meine Berliner Läden wie ‚Grober Unfug‘, um sich hier mit neuen Werken einzudecken. Inzwischen gibt es sogar auf Mangas spezialisierte Läden wie ‚Neo Tokio‘. Da kehren wir dann doch öfters ein.“
Die Manga-Serien wie „Highschool of the Dead“, „Black Butler“ oder „Seven Ghost“ sind aber nicht nur zum Lesen und Schmökern da. Sie inspirieren ein ganzes Lebensgefühl. Bianka: „Ich höre inzwischen viel japanische Musik, habe über Facebook japanische Freunde gefunden und zeichne selbst sehr viel im Manga-Stil.“ In der Tat können sich Biankas Zeichnungen sehen lassen – ihr Skizzenbuch ist prall gefüllt und zeigt Bleistiftzeichnungen in vielen verschiedenen Stilrichtungen. Ihre Kunstlehrerin ist sicherlich begeistert.
An einen eigenen Manga-Comic denkt Bianka schon. Noch ist sie allerdings in der Probierphase, experimentiert mit den Zeichenstilen und versucht dabei, einen eigenen zu finden. Erste Zeichnungen hat sie bereits veröffentlichen können – im Internet, wo sie auch einen eigenen Blog (http://mewera.wordpress.com/) betreibt. Der dreht sich, wie könnte es anders sein, auch um die Manga-Kultur.
Maike Abel, kleine Schwester von Bianka, hat erst vor einem Jahr mit den Mangas angefangen. Inzwischen liest sie eigene Serien. Getauscht wird dann mit der großen Schwester. Wobei: Alle Comics darf sie noch nicht lesen, da es in den Mangas auch schon einmal ordentlich zur Sache gehen kann. Da genießt Maike sicherlich noch etwas Welpenschutz.
Gemeinsam planen die Schwestern aber bereits das nächste große Ding. In der Manga-Szene ist es nicht selten, dass man sich so verkleidet wie die Figuren aus den Comics – und sich dann auch eigene Fantasienamen gibt. Die Kostüme sind aufwändig, teuer und sehr fantasievoll. Bianka und Maike basteln bereits an ihren Kostümen (siehe Fotos) – nur die Perücken und einige Accessoires fehlen noch. Auf den so genannten Conventions werden die Kostüme vorgeführt. Ganz in diesem Sinn organisiert der ASB aus Falkensee eine 2-Tages-Fahrt der Manga-Freunde zur Leipziger Buchmesse. Knapp 100 Leute aus der Stadt werden sich dann in bunten Kostümen vor dem Bus einfinden, um zur Convention zu fahren. Und ja, Jungs sind dann übrigens auch mit dabei.
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