Duo Saitenflair: Das große Interview
Wo sie mit ihren Gitarren aufspielen, ist Stimmung. Sie füllen nicht die ganz großen Säle, sorgen aber auf kleinen Bühnen für Musik vom Feinsten. Henning Pich und Andy Kamp sind das Gitarren-Duo Saitenflair. Carsten Scheibe hat sie für Falkensee aktuell zum Interview gebeten.
Saitenflair – wer steckt da eigentlich dahinter, wie lange gibt es das schon, macht ihr das hauptberuflich?
Saitenflair ist ein Gitarrenduo und wurde im Herbst 2009 ins Leben gerufen. Dahinter stecken Henning Pich und Andy Kamp. Wir haben uns 2007 auf bzw. hinter der Bühne kennen gelernt. Unsere Bands spielten nacheinander auf einem Festival. Als die beiden Bandprojekte wegen Mitgliedermangels im Sande verliefen, trafen wir uns, probierten ein wenig aus, wie weit man musikalisch übereinkommen konnte und fingen an, einige Coversongs einzustudieren. Andy konnte aus seiner Bandzeit auch noch eine Reihe eigener Songs beisteuern, die nun auf zwei Akustikgitarren umgesetzt wurden.
Eigentlich kann man sagen, dass wir uns hauptsächlich mit der Musik beschäftigen, aber noch nicht davon leben können – und uns daher von unseren Frauen „aushalten“ lassen müssen. Das klappt ganz gut.
Henning gibt auch Gitarrenunterricht und Andy ist tagsüber mit Haushalt und der Erziehung seiner drei Kinder beschäftigt.
Ihr stammt aus der Region, Dallgow und Brieselang lese ich als Herkunfts- und Wohnort. Echte Jungs aus dem Havelland?
Leider sind wir keine echten Havelländer. Wir leben aber schon einige Jahre hier.
Henning kommt aus Oberhausen und ist in jungen Jahren nach Berlin übergesiedelt. Dort hat er auch schon kräftig in der Musikszene „mitgemischt“ und hat z. B. mit Nena-Gitarrist Carlo Karges (der, der unter anderem „99 Luftballons“ geschrieben hat) zusammen in einer Band gespielt. In den letzten 10 Jahren hat Henning in Falkensee gewohnt und ist erst vor kurzem nach Brieselang gezogen.
Andy kommt aus Templin in der Uckermark und lebt seit 2004 mit seiner Familie in Dallgow. Also wenigstens ein waschechter Brandenburger.
Ihr spielt sehr viel Live-Musik. Wo tretet ihr auf, wie oft seid ihr auf Tour, kann euch jeder buchen, was war bislang der größte Auftritt, was der beste, und was der schlimmste Auftritt?
So richtig „auf Tour“ sind wir ja eigentlich nicht, weil wir zwischendurch immer wieder nach Hause fahren. Zurzeit sind wir an den Wochenenden recht gut unterwegs und spielen fast überall, auf großen und kleinen Festen, am Lagerfeuer, in der Kneipe, im Restaurant, auf privaten Feiern und das quer durch die Republik. Uns kann jeder buchen, der handgemachte Gitarrenmusik mag, egal ob große oder kleine Veranstaltung, wir passen uns den Gegebenheiten an. Der Auftritt auf einem kleinen Boot war wohl der bisher beengteste Platz. an dem wir gespielt haben. Und die größte Bühne stand in Frankfurt/Oder beim internationalen Festival „Bunter Hering“ für uns bereit.
Unser Höhepunkt im letzten Jahr war wohl der Auftritt auf dem Künstlertreffen der „Ostrockstars“ in Köpenick. Der Fernseh- und Radiomoderator Jürgen Karney hatte uns persönlich dazu eingeladen. Wir spielten zwar nur drei Songs, aber diese wurden sogar von rockradio.de live übertragen.
Den schlimmsten Auftritt hatten wir bisher noch nicht, wohl aber Auftritte, die nicht so gut liefen. Die sind dann aber auch ähnlich gelagert, enden mit betrunkenen Zuhörern inklusive Veranstaltern, die gern eine Ballermannparty hätten. Das können wir mit zwei Akustikgitarren dann doch nicht leisten – und unser Repertoire geht ja auch nicht in diese Richtung.
Ihr spielt beide akustische Gitarre: Was für eine Art Musik spielt ihr eigentlich? Wie viele Gitarren besitzt ihr? Wie lange spielt ihr schon auf der Gitarre?
Vorrangig möchten wir natürlich unsere eigenen Songs zu Gehör bringen. Die sind deutschsprachiger Akustikrock im Singer/Songwriterstil, oder auf deutsch: Liedermachersongs. Das sind wir eigentlich auch, ein Liedermacherduo. Nur kann man damit vielerorts nicht auftreten. In Kneipen, auf privaten Festen und in ähnlich gelagerten geselligen Runden ist vor allem bekannte Musik gefragt. Daher ergänzen wir unser Programm mit einer Reihe von Coversongs aus den Bereichen Rock und Pop und ein wenig Blues und Country. Viele schätzen auch gerade unsere ganz eigene Interpretation bekannter Lieder.
Dazu wechseln wir auch gern mal die Gitarren, also mal auch Westerngitarre mit zwölf oder sechs Saiten, mal die Konzertgitarre und manchmal auch begleitend eine E-Gitarre.
Wir haben beide als Jugendliche damit angefangen, Gitarre zu spielen und haben zusammen wohl so um die zwanzig Gitarren.
Schreibt ihr eure Songs selbst, covert ihr oder spielt ihr einen Mix aus beidem?
Als Künstler hat man ja auch immer einen kulturellen Anspruch. Dem versuchen wir natürlich mit einer Reihe eigener Songs gerecht zu werden. Wir arbeiten daher mit unterschiedlichen Programmen. In einem speziellen Liedermacher-Programm greifen wir auf unsere Herkunft zurück. Als Ost-West-Duo sind wir mit unterschiedlicher Musik groß geworden. Wir haben das so gemacht, dass der eine dem jeweils anderen die Musik seiner Jugend aus seinem Teil Deutschlands vorstellt und dazu kommen die eigenen Lieder, sozusagen als Ergebnis dieser musikalischen Verbindung.
Welche Musik von anderen Künstlern gefällt euch selbst gut? Was hört ihr, wenn die Gitarre im Schrank bleibt?
Da sind wir doch recht verschieden. Henning geht da mehr in die Richtung Cash, Neil Young und auf deutsch vielleicht noch Westernhagen, während Andy überwiegend deutschen Pop und Rock mag.
Ihr seid ohne Vertrag: Habt ihr vielleicht schon einmal daran gedacht, selbst eine CD zu produzieren?
Wir nehmen uns immer wieder vor, unsere Songs für die Ewigkeit festzuhalten. Doch jedes Mal, wenn wir meinten, jetzt könnten wir ins Studio gehen, kam etwas dazwischen. Ja, eigentlich auch zum Glück, denn wir spielen gern live. Aber dieses Jahr muss das noch was werden mit der CD!
Kann man euch eigentlich buchen – passend zu Familien- oder Firmenevents? Wie läuft so etwas ab? Gibt es da auch Wunschtitel, die gespielt werden?
Uns kann jeder gern buchen. Er sollte sich aber doch vorher genau anschauen, was wir so machen. Wie gesagt, sind wir mit zwei Akustikgitarren in den Möglichkeiten recht beschränkt. Es klingt immer ein wenig nach „Liedermacher“. Wir spielen natürlich auch Coversongs, aber wir sind keine Jukebox. Die Songs haben wir vorher einstudiert und dabei auch darauf geachtet, dass sie zu uns passen. Wer keine Ballermann-Party möchte, sondern eine entspannte, unterhaltsame Zeit mit handgemachter Live-Musik, der ist bei uns genau richtig. Wir werden gern auch für Familienevents gebucht, wo man gerade nur Gitarre und Gesang zur Feier möchte – und zum Tanzen haben wir ja genug Pausenmusik aus der „Konserve“ dabei.
Ihr seid im Web sehr aktiv und habt 2849 Freunde auf Facebook. Was macht euch Spaß am Austausch in den sozialen Netzwerken?
Ehrlich gesagt, wissen wir gar nicht, wie das früher „ohne“ ging. Auf myspace haben wir ja noch viel mehr „Freunde“, aber das schläft so langsam ein. Facebook ist da wohl zur Zeit „in“. Wir haben dem Internet sehr viel zu verdanken. Wie man an unserem Terminkalender sehen kann, sind wir von Schleswig-Holstein bis Sachsen unterwegs. Ohne Internet würde man die Veranstalter kaum erreichen, gar nicht wissen, wo man auftreten kann und Bewerbungen per Post würden alles noch viel teurer machen. In letzter Zeit hat sich das sogar etwas gedreht. Es kommt immer öfter vor, dass die Veranstalter von uns erfahren und uns daraufhin ansprechen und buchen. Da wir recht gut und wirklich preiswert sind, kommen wir auch rum im Land.
Am besten jedoch finden wir, dass einige Netzwerk-Freunde ganz aus eigenem Antrieb in ihrem Ort zu Veranstaltern gehen und fragen, ob diese uns nicht buchen könnten, damit sie uns auch mal live erleben können. Wir bekommen Tipps, an wen wir uns wenden können, wo wir noch nachfragen sollten, wo wir übernachten könnten usw., Netzwerke sind schon toll.
Kann man euch auch auf YouTube sehen?
Natürlich sind wir auch auf Youtube, wie an beinahe jeder anderen Ecke des Internets zu finden. Einfach mal „SAITENFLAIR“ in eine Suchmaschine eingeben und es dürfte jede Menge zu und über uns zu finden sein.
Musik aus Brandenburg: Wie schätzt ihr das Potenzial der Musiker aus unserem Bundesland ein? Tauscht man sich auch mit den anderen aus?
Musiker aus Brandenburg haben jede Menge Potenzial. Gerade die jungen Kollegen werden immer besser. Als Vorstandsmitglied im Brandenburgischen Rockmusikerverband hat Andy da einen recht guten Ein- und Überblick. Der Rockmusikerverband führt jedes Jahr einen Bandcontest durch, aus dem schon bekannte Größen, wie „Subway to Sally“ hervorgegangen sind. Im letzten Jahr hat sogar eine Band aus dem Havelland („Fear and Loathing“ aus Elstal) gewonnen und das Land Brandenburg beim „local hero“ Bundesfinale vertreten und dort einen beachtlichen dritten Platz belegt.
Natürlich gibt es den Austausch zwischen den Musikern. Obwohl eigentlich Konkurrenten, wird oft zusammen gehalten, da ma sonst nur schwer vorankommt, gerade gegen Veranstalter, für die Livemusik nichts kosten darf. Wir sind auch schon für Musiker eingesprungen, die selbst nicht konnten oder nehmen an Festivals teil, die von anderen Musikern organisiert werden.
Als Musiker, die viel unterwegs sind: Was geht euch auf den Keks? Und was läuft zurzeit richtig gut im Land?
Bei Kritik soll man ja eigentlich das Gute voranstellen. Doch fällt einem immer zuerst das Negative ein, weil das ja eher hängenbleibt. Na ja, gut ist, dass es eine Reihe von Leuten gibt, die sich trotz aller Widrigkeiten für Musiker einsetzen. Veranstaltungen organisieren, den Musikern Plattformen geben, sich und ihre Musik vorzustellen und dabei fair bleiben. Gut ist auch, dass unserer Meinung nach Livemusik einen kleinen, leichten Aufwind erfährt. Man hört zwar vielerorts „früher war alles besser“, doch vergleicht man da oft das Früher von vor zwanzig, dreißig Jahren in Ost oder West. Schaut man mal auf die letzen drei, vier Jahre, sieht das schon anders aus. Es gibt immer mehr Leute, noch nicht viele, aber einige, die den Wert von Livemusik zu schätzen wissen. Ähnlich vielleicht wie das Comeback der Vinylschallplatte. Das Blöde daran ist, dass es leider noch nicht genug Leute sind.
Es gibt nur wenige Veranstalter, die faire Preise zahlen und ganz selten mal welche, die ihr letztes Hemd für die Musiker geben. Viele versuchen durch billige Tricks und Kniffe wie Stromgebühren, Saalnutzungsabgaben, Garderobenmiete oder Verzehrgebühr für Mitgebrachtes die Musiker noch mehr abzuzocken. Oder sie verlangen sogar Geld fürs Auftreten und das, obwohl sie selbst durch den Getränkeverkauf einen beachtlichen Umsatz erzielen.
Wo kann man euch im Juni sehen – in der Nähe?
Wir streben einen Auftritt am 4. Juni im Havelpark zum Jugendaktionstag an, wissen aber noch nichts genaues. Leider haben uns die Veranstalter hier zu Hause noch nicht so richtig entdeckt. Dabei hätten wir ja hier nicht mal Fahrtkosten. Zwischen Dresden und Magdeburg können wir auch gut einen Heimattermin dazwischenschieben.
Kontakt: SAITENFLAIR, Andy Kamp, Postfach 1119, 14624 Dallgow-Döberitz, Tel. 0174/ 9319460, Mail: info@saitenflair.de, Web: www.saitenflair.de
Fotos: aus dem Besitz von Saitenflair, mfG
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