Familienhalt November 2010
Liebe Frau van den Boogaard, da ich Ihre Kolumne oft lese, weiß ich auch, dass immer wieder Fragen zum Umgang mit den elektronischen Medien, zum Computer und zum Internet im Besonderen gestellt werden. Ich als Mutter einer 12-jährigen Tochter erlaube die Nutzung des Computers. Wir haben uns auf feste Zeiten geeinigt, die auch eingehalten werden müssen. Dies fällt ihr jedoch sehr schwer, vor allem, wenn sie chattet oder in einem der sozialen Netzwerke unterwegs ist.
Ich kann es natürlich verstehen, dass sie Alltägliches mit ihren teils virtuellen Freunden austauschen, Bilder hochladen oder neue Freundschaften knüpfen möchte. Aber jedes Mal überschreitet sie dabei die vereinbarte Zeit. Und wenn ich dann etwas sage, reagiert sie nicht nur genervt, sondern meistens streiten wir uns dann auch noch.
Mittlerweile frage ich mich, ob ich ihr das Chatten vielleicht doch verbieten soll, damit diese blöden Streitereien endlich ein Ende haben. Es grüßt Sie herzlich Anne F.
Liebe Anne,
vielen Dank für Ihr Schreiben.
Viele Kinder im Alter Ihrer Tochter nutzen den Computer als Kommunikationsplattform. Mit dem Ergebnis, dass dadurch der persönliche und auch telefonische Austausch meist stark in den Hintergrund gerät. Das bedauere ich sehr, da zur Sozialisierung der persönliche Kontakt unabdingbar ist. Zusätzlich verbergen sich stark unterschätzte Gefahren im Internet. Gerade in den Netzwerken lauern diese und werden meist nicht erkannt. Im Fernsehen ist derzeit die Sendung „Tatort Internet“ zu sehen, die auf einen Teil der Gefahren (sexueller Missbrauch) hinweist. Jedoch auch das Hochladen von Bildern und das Schreiben von Texten sollten nicht unbedacht resp. ohne Aufklärung passieren. Ins Netz gestellte Bilder und Texte/Briefe sind in der Regel nicht mehr zu löschen, auch wenn man den Eindruck vermittelt bekommt. Unsere Kinder können noch nicht einschätzen, was diese virtuelle Historie tatsächlich bedeutet und welche Folgen das haben kann.
Ein generelles Verbot würde bei Ihrer Tochter wahrscheinlich zu einer Gegenreaktion führen. Ich empfehle Ihnen, Ihre Tochter mittels intensiver Gespräche aufzuklären, sie klar auf die Gefahren hinzuweisen und auch mit ihr gemeinsam die Foren und Netzwerke anzusehen. So bekommen Sie ein klareres Bild über das Nutzerverhalten Ihrer Tochter und Ihre Tochter erkennt Ihr Interesse an diesem Kommunikationsweg. Dadurch kann Vertrauen wachsen und Verständnis entstehen – eine gute Grundlage für klare Absprachen. Zusätzlich möchte ich Ihnen noch empfehlen, den direkten Kontakt zu Freunden zu unterstützen: Gehen Sie mit Ihrer Tochter und ihren Freundinnen ins Kino oder bummeln, oder Sie machen mal eine kleine Kochparty. Nicht selten verstärkt die Nutzung virtueller Kommunikationsplattformen die Hemmungen, wieder persönlich Kontakte zu suchen, aufzunehmen, zu leben und zu erleben. Unsere fünf Sinne sollten wir auch bei Freundschaften nutzen – und diese sind virtuell nicht darstellbar.
Sie können mich gern kontaktieren, wenn Sie noch weitere Fragen haben. Herzliche Grüße – Deborah van den Boogaard
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