Kinder sagen Nein!
„Kinder sagen Nein“ – Unter diesem Motto führen die Trainer Kirsten Lisienski und Dieter Hanack bereits seit acht Jahren Sicherheitskurse in Kindertagesstätten und Grundschulen durch. Im Johannesstift startet der nächste Kurs am Samstag, den 12. September. In Falkensee beginnt er am Sonntag, den 13. September, in der Lessing-Grundschule.
Was geht in einem Kind vor, wenn es auf dem Weg zur Schule, auf dem Spielplatz oder im Wald urplötzlich von einem Fremden angesprochen oder festgehalten wird? Viele Kinder wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn es einmal zum Ernstfall kommt. Um den Kindern Lösungswege und Verhaltensweisen aufzuzeigen, bieten Kirsten Lisienski und Dieter Hanack Selbstbehauptungskurse für Kinder an. Dabei lernen die Kinder in Rollenspielen und inszenierten Szenen auch, wie sie sich mit für sie machbarer Selbstverteidigung wehren können, um sich vor den Übergriffen Fremder besser zu schützen.
Kirsten Lisienski (35) ist den Lesern schon als Trainerin vom Tanzensemble Regenbogen bekannt. Ihr Vater Dieter Hanack (62) betätigt sich seit etwa 40 Jahren als Trainer im Kampfsport. Er sagt: „Die Statistik besagt, dass jedes achte Kind in der Bundesrepublik Deutschland Opfer von Missbrauch und Gewalt wird. Davon sind 75 Prozent Mädchen“. Und die Tochter ergänzt: „Damit Kinder erst gar nicht in eine gefährliche Situation geraten, bieten wir ihnen im Kurs sinnvolle Verteidigungstechniken an. Ziel ist es immer, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, Techniken zur verbalen Auseinandersetzung zu erlernen und Gewaltprophylaxe zu betreiben.“
Das Konzept ist pädagogisch genau durchdacht und auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten. Es beinhaltet die Selbstbehauptung von Kindern sowie die Sensibilisierung zur Erkennung von Gefahrensituationen. Dabei steht die Gefahrenvermeidung immer im Vordergrund. Durch spezielle Rollenspiele werden die sieben- bis zwölfjährigen Kinder in ihnen vorher unbekannten Situationen geschult, ohne dass sie dabei einem Schreckens-Szenario ausgesetzt werden. Kirsten Lisienski und Dieter Hanack entwickeln dabei als Trainer ein hohes Einfühlungsvermögen, denn die Kinder reagieren sehr unterschiedlich.
Das Schulungsprogramm umfasst einen Zeitraum von vier Wochen und beginnt zunächst mit einem Gespräch mit den Eltern, in dem es auch um die präventive Erziehung geht.
Im Rollenspiel geht es für die zirka 15 jungen Teilnehmer um ganz alltägliche Situationen:
So wird ein Kind etwa von einem Fremden angesprochen und nach dem Weg gefragt. Die Kinder spielen die Szene zusammen mit dem Trainer durch, diese wird hinterher zusammen mit den Kindern analysiert. Dabei wird besonders auf die Körpersprache geachtet: aufrechte Haltung, laute Stimme, den Blickkontakt zum Gegenüber halten. Dies führt zur Steigerung des eigenen Selbstbewusstseins. Damit wird der typischen und für Täter besonders reizvollen „Opferhaltung“ (gebeugte Haltung, leise Stimme, Blick zum Boden) aktiv entgegengewirkt.
Eine weitere Situation könnte wie folgt aussehen: Ein Fremder fragt nach dem Weg und hält das Kind dabei fest. Die Intimsphäre der Kinder sollte immer gewahrt werden. Der Fremde darf dem Kind körperlich nicht näher als bis auf Armeslänge kommen. Daher sollten auch die Kinder auf den Abstand Fremden gegenüber achten.
Anders als in der nächsten Rollenspiel-Szene: Ein Fremder hält das Kind fest und versucht, es wegzuziehen. Dabei lernen die Kinder Verteidigungstechniken, die es ihnen hoffentlich ermöglichen, sich gegen überlegene Gegner zu wehren. „Dabei soll es nicht zum Kampf kommen“, erklärt uns der Trainer. „Mit effektiven Techniken wie einem Tritt gegen das Schienbein oder in die Mitte des Täters kann das Überraschungsmoment genutzt werden. Dadurch kann sich das Kind losreißen und wegrennen“, teilt uns die Trainerin mit. Besser ist es aber immer, wenn Fremde erst gar nicht die Gelegenheit dazu bekommen, ein Kind physisch festzuhalten und zu bedrängen. Denn versagt das Überraschungsmoment, siegt immer der Stärkere.
Deswegen ist es so wichtig, dass die Kinder lieber einmal zu oft Krach schlagen. Rufen die Kinder in einer Gefahrensituation mit lauter Stimme „Lassen Sie mich in Ruhe, lassen Sie mich los“, so sorgen sie für noch mehr Aufmerksamkeit, die der Täter ja unbedingt vermeiden möchte.
Am Ende des Kurses gibt es noch eine spannende Außenübung im Wald. In 90 Prozent der Fälle setzen die Kinder genau das um, was sie auch im Kurs gelernt haben. Das stärkt das Selbstbewusstsein merklich. Die Kinder trauen sich dadurch mehr zu und geraten so nicht mehr so schnell in die klassische Opferrolle. Denn meist suchen sich die Täter Opfer aus, die schon von der ganzen Körperhaltung her den Eindruck vermitteln, dass sie sich nicht widersetzen werden. (H.R.)
Kontakt: Kirsten Lisienski, Tel. 03322-202 381
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