Scheibe-Kolumne: Asphaltpickel
Es ist mir selbst unvorstellbar: Ich bin schon länger aus der Schule draußen, als ich vorher drinnen war. Da ist es an der Zeit, das eigene Vokabular etwas aufzufrischen, um mit den Kids mitreden zu können. Wie gut, dass der PONS mir mit dem „Wörterbuch der Jugendsprache 2009″ dabei hilft.
Die deutsche Sprache entwickelt sich ständig weiter. Vor allem die Jugendlichen erfinden ständig neue Wörter, die schnell Zugang in den allgemeinen Wortschatz finden. Der PONS hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen neuen Begriffen nachzuspüren – um so alten Säcken wie mir dabei zu helfen, mit den Kids verbal Schritt zu halten. Für das Büchlein 2009 wurden 15.000 Schüler der Klassen 5 bis 11 befragt: 550 Wörter haben es in das neue Buch geschafft.
Vieles kennt man schon. Klar, die „Arschvignette“, das ist das Tattoo über dem Hintern. Aber das man das auch „Schlampenstempel“ nennt, das wusste ich noch nicht. Ein Arbeiter, dessen Hose hängt und den halben Hintern entblößt, zeigt sein „Bauarbeiterdekolletee“ und wird auf diese Weise zum „Kimmenkönig“. Ist er unter den Achseln nicht rasiert, zeigt er auch noch seinen „Biobusch“.
Witzig. Ein Piercing wird neuerdings auch als „Blechpickel“ bezeichnet. Das Metall im Gesicht ist für die Jugend sowieso ein ständiges Thema. Die gute alte Zahnspange ist im neumodischen Sprachgebrauch etwa ein „Blitzableiter“ und macht aus dem Träger eine “Drahtfresse“. Hammer, was?
Wer sich nur vegetarisch ernährt, ist laut dem PONS ein „Blümchenkiller“ oder ein „Getreidekauer“. Wer dabei zu dick wird, hat die „Blutgruppe Nutella“ oder trägt eine „Delikatessenbeule“ vor sich her. Wenn wir schon beim Essen sind. Die Pizza ist nix anderes als eine „Mafiatorte“. Gut, den kannte ich schon. Aber dass der Döner nun schon als „Karusselfleisch“ bezeichnet wird, das ist mir auch neu.
Für die Erwachsenen hat die Jugend nicht zu viel übrig. Schließlich tragen wir Oldies ja fast alle eine „Fingerhandschelle“, also einen Ehering. Und wir fallen schnell einer „Fressnarkose“ zum Opfer, machen also einen Mittagsschlaf. Die Männer tragen eine „Herrenhandtasche“, was nichts anderes als ein Sixpack Bier ist. Wer grauhaarig ist, ist „friedhofsblond“ oder schon fast ein „Komposti“.
Gut fand ich noch das „Hafermoped“ als Ausdruck für ein Pferd, der „Mädchen-TÜV“ als Bezeichnung für den Frauenarzt und „Prolotoaster“ für ein Solarium. Pruha. Ach übrigens: Mit dem „Asphaltpickel“ ist ein kleiner Hund gemeint. Das Buch kostet 2,95 Euro.
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