Citadel Music Festival 2008: Jethro Tull live
Von Mai bis August bringt das Citadel Music Festival 2008 die Spandauer Zitadelle zum Erbeben. 29 Live-Open-air-Konzerte finden hier im atmosphärisch einmaligen Innenhof der geschichtsträchtigen Gemäuer statt. Wir waren bei der Eröffnung mit dabei – und haben Jethro Tull beim 40-jährigen Bühnenjubiläum zugesehen.
Es ist schon ein komisches Gefühl. Da hat man als Teenager Jethro Tull mit Frontsänger Ian Anderson als jazzig-rockigen Geheimtipp jenseits des sonst üblichen Mainstreams kennen und schätzen gelernt – und geht 25 Jahre später noch immer zu einem Konzert des quirligen Musikers, der am liebsten auf einem Bein stehend die Querflöte so rockig bläst wie sonst niemand. Ian Anderson und seine Band Jethro Tull feierten in Berlin ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum. Da wundert es nicht, dass die Experten vom Citadel Music Festival 2008 ausgerechnet diesen Act ausgesucht haben, um ihre neue Sommer-Konzertreihe zu eröffnen.
Bei bestem Wetter fanden sich viele tausend Musikfreunde in der Zitadelle ein – durchaus ein gemischtes Publikum: Oldtimer, Mittvierziger und Teenager, dazu Rocker, Hausfrauen und ein paar echte Ökos.
Die Veranstalter haben eine breit aufgestellte Freßmeile installiert. Das wird der schönen Saori Jo glatt zum Verhängnis. Während sie als „Vorgruppe“ gefühlvolle Balladen singt, tun die Besucher mit ordentlich Bier noch weit entfernt etwas gegen ihren Durst und bestellen sich noch rasch ein Nackensteak im Brötchen.
Aber einen Ian Anderson lässt man nicht warten. Vor der großen Bühne sind enge Stuhlreihen zum Sitzen aufgereiht, an den Rändern wird lieber gestanden. Gelungen: Für Rollstuhlfahrer gibt es eine erhöhte Plattform mit perfekter Sicht – gut mitgedacht.
Der Frontmann von Jethro Tull ist ausgezeichnet aufgelegt. Er spielt mit seiner Band fröhlich auf, erzählt zwischen den Songs lustige Geschichten und springt auf der Bühne auf und ab. Später kommt – eine echte Überraschung – auch noch das Orchester der Neuen Philharmonie Frankfurt hinzu, um den besten Songs von Jethro Tull noch etwas mehr Power zu geben. Anderson lässt sich nicht lumpen und spielt „Thick as a brick“, „Jack in the Green“ und „Aqualung“. Klar, bei 35 veröffentlichten Alben kann die Band nicht jeden Hit spielen, den sich das Publikum wünscht. Aber viele Klassiker sind schon mit dabei.
Am besten kommen sowieso Andersons Scherze an. So stellt er eine selbstgebastelte Spezialflöte auch schon einmal so vor: „Die Töne, die dieses Musikinstrument von sich gibt, sind das musikalische Äquivalent zu einer Prostatauntersuchung.“
Nach knapp zwei Stunden sind Jethro Tull durch mit ihrem Programm, das Publikum ist begeistert, und es gibt leider nur eine einzige Zugabe. Nur eine? Klar, denn in der beginnenden Dämmerung muss ja auch noch das große Feuerwerk gezündet werden, das das Citadel Music Festival 2008 offiziell einläutet. Derart verwöhnt eilen die Besucher wieder nach Hause, gerne bereit, vor dem Ende des Festivals bestimmt noch einmal wiederzukommen.
Und es lohnt sich ja auch. Ich+Ich, Motörhead, Diana Krall, Kris Kristofferson, The B-52’s, Meat Love und Roger Hodgson gehören zu den Topmusikern, die in diesem Sommer noch aufspielen werden. Ganz frisch ist übrigens die Information, das am 19. August auch noch Neil Young in der Zitadelle erwartet wird. Der kanadische Gitarrengott ist ebenfalls ein Urgestein des Rocks und wird mit seiner Show sicherlich die Zitadelle zum Überkochen bringen. Wir werden dann ganz bestimmt auch wieder mit dabei sein.
Fotos (C) Frank Bauchspiess, lg marita
Weitere Informationen: www.citadel-music-festival.de
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