Glosse: Jetzt geht’s lo-hos!
Fühlen wir uns nicht alle ein bisschen unsterblich? Nun ja, das war einmal. In diesem Jahr bin ich Vierzig geworden. Mental war das keine große Sache, auch wenn man jetzt statistisch bereits sagen kann, dass die Hälfte des Lebens bereits hinter einem liegt. Männer sterben ja schneller als Frauen, damit die das Erbe noch mit dem 20 Jahre jüngeren Liebhaber auf einem AIDA-Kreuzfahrtschiff durchbringen können.
Es ist unglaublich. Als hätten meine Zellen mitbekommen, dass ihre Halbwertszeit gekommen ist, schreitet der körperliche Verfall munter voran. Ein beim Fußball mit den Kindern umgeknickster Fuß wird einfach nicht mehr gut, sondern zieht bei Regen, Schnee und anderen Gelegenheiten so deutlich, dass es schon als chronisches Leiden zählen darf. Im Kreuz zwickt es auch schon, vor allem dann, wenn ich vor dem Bauch etwas Schweres trage. Das kommt bestimmt von den vielen Jahren auf dem Bau, wo ich während des Studiums gejobbt habe – und immer die Zementsäcke in den fünften, sechsten oder siebten Stock tragen musste. Vielleicht sollte ich doch mal zum Orthopäden gehen und mir Massagen verschreiben lassen.
Der kann sich auch gleich den rechten Ellbogen anschauen. Der zwirbelt immer bei einer bestimmten Verdrehung und ist dann nicht mehr belastbar. Das habe ich bestimmt vom Golf-spielen. Anfangs habe ich den Schläger ja immer noch mit Schmackes in den Dreck gehauen. Das so von hundert auf Null abgebremste Eisen hat seine Schockwellen bestimmt bis in den Ellenbogen hinaufgetrieben.
Die Augen werden jetzt auch schneller schlechter, als ich eine neue Brille bestellen kann. Die Haut kriegt Flekken, die Nase wird breiter und die Ohren länger. Oh weh, es geht zu Ende. Trost spendet die Tochter: “Papa, schlimmer kann es jetzt doch gar nicht mehr werden, die meisten Haare sind dir doch eh schon ausgefallen.” Na, vielen Dank. Dann ist ja alles gut.
Aber vielleicht wird es ja nicht schlimmer und ich kann den neuen Status zumindest bis zum fünfzigsten Geburtstag halten. Obwohl: Zwei Plomben müssen ausgetauscht werden und war da nicht mal was mit Gallensteinen, die raus sollen? Ich ignoriere es einfach, stoße mit Cola auf die Gesundheit an und freue mich, dass ich meinen Job als Schreiberling auch im Sitzen ausüben kann. Das geht nämlich auch mit all meinen Zipperlein. Carsten Scheibe
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