Scheibes Kolumne: Plakate-Irrsinn
Ganz Falkensee wird zuplakatiert: Die Bürgermeisterwahl steht vor der Tür und die Kandidaten werben um Stimmen. Aber bringt es wirklich etwas, jede Laterne mit Fotos zu behängen? Lässt sich eine Wahl tatsächlich gewinnen, wenn nur möglichst viele Bürger das eigene Gesicht gesehen haben?
Als wir vor vielen Jahren aus Berlin nach Falkensee gezogen sind, stand schon recht bald die Bürgermeisterwahl an. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich dachte. Was geht mich DAS denn an? Lokale Politik? Trotzdem bin ich zum Haus am Anger gegangen und habe gewählt: Dieses Recht sollte man ja nicht mit Füßen treten. Inzwischen wohne ich schon fast zehn Jahre im Ort und bin besser informiert. Ich weiß um die Probleme mit dem Stadtverkehr, mit den fehlenden Gymnasien im Ort, mit einem nicht vorhandenen Hundeauslaufgebiet, mit zu wenigen Spielplätzen in der Stadt und mit einem nicht vorhandenen Ortszentrum, was dem Einzelhandel ordentlich zusetzt.
In dieser Situation gewinnt die anstehende Bürgermeisterwahl an Bedeutung und es ist wichtig, sich mit dem auseinanderzusetzen, was die Bürgermeisterkandidaten Daniela Zießnitz (CDU), Heiko Müller (SPD), Torsten Bathmann (FDP), Dietmar Strehl (Grüne) und Mike Krüger (parteilos) für unseren Ort wollen. Da zählen Argumente ebenso wie ein sicheres, energisches Auftreten.
Was in meinen Augen weder den Kandidaten etwas nützt noch den Bürgern, ist die ewig gleiche Plakatiererei im Ort. Jeder noch freie Laternenmast wird gekapert, um auf ihm zur Materialschlacht zu blasen. Dicke Pappschilder mit den Gesichtern der Kandidaten und dem Parteinamen hängen dann so dicht gedrängt im Ort, dass man einfach nicht mehr an ihnen vorbeischauen kann. Na klar, sooo hübsch sind die Kandidaten auch nicht, dass ich sie wochenlang täglich auf jeder Autofahrt ertragen kann. Oft ertappe ich mich bei dem Gedanken: „Na, dich wähle ich jetzt erst recht nicht.“
Ein guter Wahlkampf sollte mit Argumenten und nicht mit Bildern geführt werden. Und was das wieder alles kostet! Heiko Müller hat wenigstens per Pressemitteilung kundgegeben, zumindest im August noch nicht bei der Plakatschlacht mitzumachen, sondern erst im September damit zu starten. Das klingt gut. Aber die Grünen haben auch nicht plakatiert. Und sich auch gleich noch die Meldung über den Verzicht verkniffen.
Lieber als alle Plakate im September wären mir Infobroschüren von allen wichtigen Parteien, die klar aussagen, wie die Kandidaten zu wichtigen Falkenseer Themen stehen. Ein Blick – und ich wüsste, wen ich wählen soll. Dann brauche ich auch keine Plakate mehr. (Carsten Scheibe)
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